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Cyrion

Cyrion

Titel: Cyrion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Busen hinaus. Also haben die Damen das Schiff behalten.«
    Mevary grinste.
    »Das ergibt durchaus einen Sinn«, sagte er. »Alles ein Trick, he?« Auch er blickte von Tabbit zu Valia, und sein Lächeln erinnerte an einen Wolf. »Und du hast mich angebetet, Cousinchen? Ich hatte gleich so eine Ahnung, daß ich bei dir auf der Hut sein sollte. Aber ich hätte nie geglaubt, daß wir einen so bösen Streit bekommen würden. Aber schließlich bist du verrückt, oder etwa nicht, mein Liebling?« Ohne Cyrion anzusehen, fügte Mevary hinzu: »Und du, Stellvertreter des geliebten Puddings. Wenn du das herausgefunden hast, weißt du doch bestimmt auch alles andere? Obwohl ich dich begraben ließ, war ich an deinem Tod so unschuldig wie ein Engel.«
    »Ich weiß, daß Ihr keinen Mord begangen habt«, sagte Cyrion.
    »Dann kannst du mir wieder zu einem guten Platz in Puddings Adreßbuch verhelfen, und wir -«
    Mevary brach ab. Valia, die sie beide beobachteten, hatte ihre Haltung verändert. Sie hatte eine Steinschüssel und ein Feuersteinmesser vom Altar genommen. In jeder Hand einen dieser Gegenstände, näherte sie sich mit langsamen, gleitenden Schritten ihrem Cousin.
    Mevary lachte. Es war ein Lachen aufrichtiger Geringschätzung. Gleichzeitig verkürzte er seinen Griff an dem Schwert. Er war für sie bereit.
    »Und du«, meinte er, »glaubst du wirklich, du kannst gegen mich etwas ausrichten? Ich werde dir eine Tracht Prügel verabreichen, Liebste. Mit Stahl, wenn du Wert darauf legst. Noch einen Schritt und dir springt der Kopf von den Schultern. Glaub mir, mein Häschen. Ich kann es tun. Ich werde es tun.«
    Valia blieb stehen. Sie starrte ihn an. In dem Schatten ihrer Kapuze leuchteten ihre hellen Augen beinahe weiß. Sie waren voller Lust. Er, der Jüngling, den sie aus ihren Verstecken beobachtet hatte, der Gegenstand ihrer pubertären Träume, die erste und letzte Regung fleischlicher Begierde, die sie ausmerzen mußte. Valia ließ sich nicht gerne beherrschen. Tabbit beherrschte sie nicht. Die Göttin nicht. Mevary, der für die geschlechtliche Lust stand, der sie abgeschworen hatte, hatte sie nie beherrscht und würde es auch nie.
    Hätte sie die Hand mit dem Messer bewegt, hätte er sie augenblicklich mit dem Schwert angegriffen. Aber sie bewegte die andere Hand, in der sie die Steinschale hielt. Sie schleuderte den schweren Gegenstand in seine Richtung, und eine schwarze Flüssigkeit flog in seine Augen. Es war die Tinte, die eigentlich dazu bestimmt gewesen war, ihn für das Ritual vorzubereiten, und sie blendete ihn.
    Instinkt ist nicht in jedem Fall ein Verbündeter. In diesem Fall veranlaßte der Instinkt Mevary dazu, die Hände zu heben, um seine Augen zu schützen.
    Sein Schwert kam aus der Richtung. Und Valia, die sich darunter hinwegduckte, stieß das Feuersteinmesser bis zu einem Drittel in seine Brust. Dann ließ sie die Schale fallen und rammte ihm die Klinge bis zum Griff zwischen die Rippen.
    Nach der Ordnung durchgeführt, hätte das Opfer wohl anders ausgesehen. Aber das Herz zu treffen war einfach. Kaum jemand wußte nicht, wo es lag.
    Mevary, der stolze Aristokrat, der brutale Liebhaber, der Parasit, Fechter, Schläger, Spieler und Modegeck, fiel auf den Rücken. Zwischen dem Bug und den Reihen der rudernden Hexen war gerade so viel Platz, daß er sich ausstrecken konnte, während ihre aufmerksamen grauen Gesichter sich über ihn beugten.
    Auch Valia blickte aufmerksam erst auf den Mann, den sie getötet hatte, dann auf den anderen, der gleich hinter ihm stand.
    Cyrion hatte sich nicht bewegt. Das war aufschlußreich, für jeden, der ihn kannte. Seine unglaubliche Schnelligkeit, sein Reaktionsvermögen, gehörten zu der Legende, die sich um ihn gebildet hatte. Und dennoch war er nicht schnell genug gewesen, um Mevary von Beucelair vor einem Schicksal zu retten, das er ohne große Mühe hatte voraussehen können.
    Valias Gesicht war von wissender Ausdruckslosigkeit. Und Cyrion beglückte sie mit dem strahlendsten aller nichtssagenden Lächeln. Dann, schnell wie ein Blitz, sprang Valia an die Reling und darüber hinweg, tauchte in die im Fackelschein golden schimmernde Wasseroberfläche und in die dunklen Tiefen darunter.
    Die Hexen an den Rudern schrieen auf, es war ein dünnes, klagendes Geräusch. Verwirrung machte sich breit.
    Cyrion hatte keinen Blick für sie und nur einen ganz kurzen für den Teich, in den das Mädchen sich geworfen hatte. Daß sie darin schwimmen gelernt hatte, bezweifelte

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