Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
abgab.
    Er öffnete die Augen wieder und gab sich einen Ruck. Er schlug mit der flachen Hand auf die Theke, erntete ein schläfriges Nicken des Barkeepers und erhob sich vom Hocker.
    Augenblicke später ließ er sich die kühle Nachtluft um die Nase wehen. Gelächter war zu hören. Jemand sang laut und schräg, aber es klang nahezu fröhlich. Roarke hörte einen Moment zu, bis sich der erwartete Kopfschmerz einstellte.
    Es war eine Sache, sich in Selbstmitleid zu versenken und verpassten Chancen nachzutrauern.
    Es war eine ganz andere, dabei wie ein erbärmliches Stück Scheiße auszusehen.
    Roarke raffte alle Selbstachtung zusammen, die er noch hatte. Er holte tief Luft, füllte die Lungen mit angenehmer, erregender Kälte. Er war ein Immuner. Nur wenige glaubten ihm? Kaum jemand wollte ihm zuhören?
    Auch gut.
    Roarke ging los, langsam, etwas unsicher, aber mit einem klaren Orientierungssinn. Der Taxistand war nicht weit. Er wollte nach Hause und würde duschen und schlafen und aufstehen und weiterleben.
    Es gab keinen Grund, ganz die Würde zu verlieren.
    Dann hätten die Hondh nämlich endgültig gewonnen.

Art Thoddler sah das Schiff auf seinem Ortungsgerät und fand, dass es für so eine alte Kiste ganz gut erhalten war. Als die Interceptor auf seinen Schirmen erschienen war, hatte er nicht lange gezögert und den Kreuzer angefunkt, offen und ehrlich. Anstatt in den Menger-Raum vorzudringen, hatte das Schiff einfach weiter im relativistischen Flug Abstand zwischen sich und die verfolgenden Hondh gebracht, bis die beiden Alien-Schiffe die Verfolgung abgebrochen und einen Patrouillenkurs senkrecht zur Ekliptik auf Höhe Terras eingeleitet hatten. Die Interceptor war für sie unerreichbar gewesen und das kleine Kurierboot, das nun mit hochgedrehten Triebwerken auf den Kreuzer zuhielt, nahmen sie möglicherweise gar nicht wahr. Eine Bedrohung waren sie alle beide nicht: Vor einer Stunde waren drei weitere Hondh-Kreuzer in das Sonnensystem eingetreten, zwei zusätzliche Kampfschiffe sowie eine Einheit, bei der es sich eher um einen Frachter handelte. Der stetig davoneilenden Interceptor schienen sie keine größere Bedeutung mehr beizumessen, und sollte sie vom Wahnsinn getrieben umkehren und die Erde wieder anfliegen, würde sie sich einer überwältigenden Übermacht gegenübersehen.
    Diese Absicht bestand nicht.
    Hoffentlich.
    In den vergangenen 24 Stunden war der Abstand zwischen dem Kurierboot und der Interceptor so weit geschrumpft, dass eine Konversation mit einer Verzögerung von 3 bis 4 Minuten möglich war. Beide benutzten keinen Hyperfunk – er wäre durch die Systeme der Erdregierung wie auch der Hondh leicht abzuhören und Thoddler verfügte über keine Verschlüsselungsalgorithmen, die der Rede wert waren. Der normale, lichtschnelle Funk jedoch verlief sehr zielgerichtet und gebündelt, es musste ein Wunder geschehen, wenn jemand hineinlauschen konnte.
    Thoddler fühlte sich da sicher.
    Weniger Sicherheit empfand er, als sie ernsthaft mit dem Gespräch begannen, nicht zuletzt deswegen, weil die schlichte Tatsache, es mit Veteranen eines historischen Krieges zu tun zu haben, auch bei einem alten und gewitzten Mann wie Thoddler unwillkürlich Ehrfurcht und Befangenheit auslöste.
    Doch als das Gesicht des Kommandanten auf dem Bildschirm zu sehen war – eines Mannes, der an biologischen Jahren sicher noch etwas jünger als Thoddler war –, sah er in seinen Augen nur freundliches Interesse, und seine ganze Erscheinung wirkte vielleicht etwas antiquiert, das aber wohl auch nur deswegen, weil Thoddler eine solche erwartete und bewusst nach entsprechenden Anzeichen gesucht hatte.
    »Mr. Thoddler, ich danke Ihnen für die Kontaktaufnahme«, hörte er ein bewusst akzentuiertes Standard, das vom Tonfall her tatsächlich etwas ungewöhnlich klang. Aber die Verkehrssprache der Menschen hatte sich überall in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt, daher war ein Reisender wie der Kurierpilot erhebliche Variationen gewöhnt.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie dafür Ihren Fluchtkurs verändert haben«, erwiderte er und lächelte zurück. Es war ein mühseliges Unterfangen, immer minutenlang auf Antwort warten zu müssen, doch die Schiffe strebten weiterhin aufeinander zu und mit jeder weiteren Stunde wurde die Konversation um einige Sekunden schneller.
    Und es war ja nicht so, dass Thoddler ansonsten allzu viel zu tun hatte – außer vielleicht, sich eine passende Ausrede auszudenken, warum seine Kurierfracht

Weitere Kostenlose Bücher