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Da hilft nur noch beten

Titel: Da hilft nur noch beten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Buchstaben, die aus der BZ ausgeschnitten schienen:
     
    ICH MICH MELDEN ABENTS WIDER
     
    Ende, nur noch leeres Schwarz.
    Corzelius stand auf, den Projektor abzuschalten, und Jessica fiel mit ihrem Kopf auf Mannhardts Schulter, schluchzte auf.
    «Sie lebt doch», sagte Mannhardt und fuhr ihr mit der Hand, sie tröstend und wärmend, den Rücken entlang. «Und alles wird ja wieder gut…»
    Corzelius sagte, daß sie sich jetzt alle zusammenreißen und schnell handeln müssen.
    «Was gibt’s denn jetzt zu handeln?» fragte Mannhardt. «Was bleibt uns denn weiter übrig, als das Geld zu beschaffen und dann zu Hause zu warten, bis der Mann sich abends wieder bei uns meldet!?»
    Das hatte barsch und aggressiv geklungen, und auch Corzelius, mit ebenso verbrauchen Kräften und auch am Ende mit den Nerven, schnauzte nur noch: «Wer ist denn hier der große Kripo-Mann: Du doch! Da laß dir gefälligst mal was einfallen! Warten, warten, das ist doch schwachsinnig, das kann doch jeder! Selber das Gesetz des Handelns bestimmen, das Tempo! Mit den weißen Steinen die Partie bestimmen, wie beim Schach, das müssen wir!»
    «Das ist ‘ne Wohnung, wie sie Hunderttausende haben, wo soll ich ‘n da herwissen, wo’s is!?» schrie Mannhardt ihn an.
    Jessica hatte sich wieder ein wenig gefangen, löste sich von Mannhardt und drehte sich nach hinten um. «Ich will den Film noch einmal sehen, bitte, zweimal, dreimal, viermal!» Sie verlangte es nicht, weil sie auf irgendwelche Hinweise hoffte, sondern nur, um ihre Tochter wieder und wieder vor Augen zu haben.
    Corzelius spulte alles zurück und schaffte es auch ohne fremde Hilfe, den Film ein zweites Mal durchlaufen zu lassen.
    «Mach mal Zeitlupe!» sagte Mannhardt.
    «Okay!»
    «Und achten wir mal nicht so sehr auf das Kind, sondern auf alles drumherum…»
    Sie taten es, und kurz vor Ende des Films war es Mannhardt, der plötzlich schrie: «Da, anhalten!»
    «Ich seh nichts!» brummte Corzelius.
    «Ich auch nicht…» sagte Jessica.
    «Laß mal ‘n paar Zentimeter zurücklaufen…» Mannhardt wartete, bis das geschehen war. «Da, siehste…! Das Fenster muß ‘n bißchen auf gewesen sein, und ‘n Windstoß draußen hat dann… Siehste, wie sich der Vorhang da bauscht und wie er in ‘er Mitte aufgeht…?»
    «Ja… und…?» Jessica hatte es zwar auch entdeckt, wußte aber nicht, warum das so wichtig sein sollte.
    Auch Corzelius fand nicht, daß der Spalt im Vorhang für sie sehr hilfreich war. «…war’s eben windig. Aber wo war’s das nicht in Berlin…?»
    Mannhardt genoß es ein wenig, auch mal der Überlegene zu sein. «Das ist es nicht. Aber wenn ihr ganz genau hinseht: Da huscht doch draußen vor dem Fenster was Gelbes vorbei…»
    «Stimmt…!» mußte Corzelius zugeben. «… ‘n Auto…»
    «Quatsch! Doch keins von fast hundert Metern Länge!»
    «Wieso?» Jessica, in ihrem Schmerz und ihrem Fieber von einer Schönheit, die ihn an Sophia Loren in «Hausboot» denken ließ, sah ihn so an, voller Erwartung, voller Hoffnung auf Erlösung, daß er sich unwillkürlich als Guru fühlen mußte.
    «Weil das ‘ne Hochbahn ist!» verkündete er. «…’n Hochbahnzug, der da fährt!»
    «Unsinn!» rief Corzelius. «Das ist reines Wunschdenken bei dir!»
    «Schneid das Stückchen raus aus’m Film und laß es dir vergrößern, so weit wie möglich!»
    «Meinetwegen: Spiel’n wir ‘n bißchen ‹Blow up›!»
    Während er verschwand, um das von seinen Freunden in der Technik besorgen zu lassen, fragte Jessica, ob ihnen Mannhardts Entdeckung, wenn das mit der Hochbahn stimmen sollte, wirklich was brachte.
    «Solche Strecken gibt’s nur dreimal in Berlin: einmal im Osten, Schönhauser Allee, und zweimal im Westen. Da ist das Stückchen auf der Linie 1 zwischen Ruhleben und Olympiastadion, vor allem aber die Strecke zwischen, sagen wir, Möckernbrücke und Schlesischem Tor.»
    «Das ist doch aussichtslos!»
    «Ja, aber wenn wir Ost-Berlin mal ausschließen und auch das Stück in Ruhleben mal draußen vor lassen, dann… Gott, ja, das ist immer noch ‘n ewiges Ende, aber wenn wir da alle oben mit der Hochbahn langfahren und in die Fenster reinsehen, dann… Besser als dasitzen und warten!»
    Jessica nickte, obwohl sie sich wenig davon versprach. «Soll ich nicht aber trotzdem sehen, daß ich das Geld irgendwie zusammenkriege?»
    «Ja, auf alle Fälle, ruf an, heb alles ab, was du hast, laß dir schnell ‘n Kredit geben. Fünfzigtausend ist ja vergleichsweise wenig. Mach,

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