Da Vincis Fälle Doppelband 1 und 2 (German Edition)
werden, was ich in den nächsten Tagen erledigen werde…“
„Ihr seid selbstverständlich weiterhin mein Gast, Ser Piero“, sagte Emanuele di Gioia.
„Ich danke Euch“, antwortete Ser Piero und verneigte sich.
„Und nun setzt Euch zu uns und berichtet, was Ihr in der anderen Angelegenheit erreichen konntet!“, forderte Lucas Vater Ser Piero auf.
Michele D’Andrea nickte. „Das würde ich auch gerne wissen.“
Bevor Ser Piero sich an den Tisch setzte, schnüffelte er in Leonardos Richtung. „Sag mal, wo bist du denn gewesen, Junge?“, flüsterte er ihm zu.
„Nirgendwo“, meinte er.
„Auf jeden Fall irgendwo, wo es nicht gut riecht! Das ist ja furchtbar!“ Ser Piero verzog das Gesicht. Leonardo selbst war noch gar nicht aufgefallen, wie sehr es in dem Abwasserkanal aus römischer Zeit gestunken hatte.
„Cosimo de’ Medici will dafür sorgen, dass der Kommandant der Stadtwache die Jagd nach diesem Entführergesindel zur Chefsache erhebt“, berichtete Ser Piero. „Das hat er mir in die Hand versprochen. Cosimo hat selbst eine große Familie und kann sich sehr wohl vorstellen, wie sich ein Vater fühlt, dessen Kind entführt wurde. So etwas will er in seiner Stadt auf keinen Fall dulden!“
„In seiner Stadt, wie er das sieht“, ergänzte Michele D’Andrea. Der Bankier sagte das mit einem Unterton, den Leonardo nicht so recht einzuordnen wusste. Aber dieser Freund des Hauses di Gioia war ihm ja schon von Anfang an nicht ganz geheuer gewesen, weil er einfach nicht so recht wusste, was er von ihm halten sollte.
„Du wolltest uns etwas sagen, Leonardo“, wandte sich nun ausgerechnet der Bankier an Leonardo. „Und wenn ich das eben von deinem Freund Luca richtig mitbekommen habe, dann ist das ziemlich dringend gewesen…“
„Ich wollte nur sagen… ich…“ Leonardo stammelte etwas herum.
„Ja?“, fragte Michele D’Andrea mit einem sehr scharfen, schneidenden Tonfall, der Leonardo äußerst unangenehm in den Ohren klang.
„Ich wollte nur sagen, dass ich auf der Kutsche, mit der die Einbrecher geflohen sind, ein Zeichen erkannt hatte. Und nun erfahre ich von Luca, dass es sich um das Wappen der Familie Scirea handelt. Das ist eigentlich auch schon alles.“
Luca sah Leonardo erstaunt an, sagte aber nichts dazu. Michele D’Andrea runzelte die Stirn.
„Ich weiß nicht, was das jetzt soll“, meinte er und wandte sich an Ser Piero. „Ich fürchte, für Euren Sohn waren die Belastungen der letzten Zeit etwas zu stark. Vielleicht solltet Ihr einen Arzt konsultieren.“
„Ich glaube, so schlimm wird es schon nicht sein“, war Ser Piero überzeugt, aber Leonardo kannte seinen Vater gut genug um ihm anzusehen, dass auch er etwas irritiert war.
Emanuele di Gioia schnippste mit den Fingern. „Enrico Scirea! Ich wusste es doch! Dem sind alle Mittel recht, um mich in den Abgrund zu stürzen. Darauf hätte ich auch gleich kommen können.“
„Dann ist er einer der Konkurrenten, die Ihr von Anfang an in Verdacht hattet?“, fragte Leonardo an Lucas Vater gewandt.
„Und ob!“, nickte dieser. „Aber es müssen noch mehr Familien in die Sache verwickelt sein.“
„Das war auch die Ansicht von Cosimo de’ Medici“, meldete sich Ser Piero zu Wort. „Andernfalls wären wir bisher nicht auf so enorme Schwierigkeiten gestoßen.“
„Ich glaube, bei allem Verständnis, mein Freund, solltet Ihr Euch nicht dazu hinreißen lassen, die Falschen zu verdächtigen!“, meinte nun Michele D’Andrea.
Emanuele di Gioia runzelte die Stirn. „Die Falschen? Wieso das denn? Dass Enrico Scirea geschworen hat, mich zur Strecke zu bringen, hat die halbe Stadt gehört!“
„Das ist Jahre her!“, sagte Michele D’Andrea. „Und bedenkt, dass es dem Geschäft der Scireas inzwischen sehr schlecht geht. Ich glaube kaum, dass Enrico Geld genug hätte, um eine Bande von Söldnern zu engagieren!“
„Und wenn ihm jemand das Geld gibt?“, fragte Ser Piero. „Jemand, der selbst nicht in Erscheinung treten und lieber jemand anderen vorschicken will, auf den dann der Verdacht fällt?“
Die Erwachsenen unterhielten sich noch weiter, während Leonardo, Luca und Carlo wieder in Lucas Zimmer zurückkehrten.
„Warum hast du vorhin meinem Vater nicht das erzählt, was du uns erzählt hast?“, fragte Luca verständnislos. „Stattdessen erfindest du irgendetwas von einem Wappen auf der Kutsche!“
„Wenn ich die Wahrheit erzählt hätte, hätte ich auch sagen müssen, wie ich das herausgefunden habe
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