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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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warum hat sie dann noch keinen Mann? So toll scheint ihr Auswahlverfahren nicht zu funktionieren. Jetzt kommt sie sogar mit diesem furchtbaren Tierarzt an.«
    »Wer weiß? Vielleicht will sie die Männer gar nicht dauerhaft behalten? Vielleicht sind die einfach nach einiger Zeit irgendwie ... aufgebraucht. Und dann muss ein neuer her.«
    »Das wäre das erste Mal, dass ich so etwas über menschliche Partnerschaften höre. Ich dachte, das Konzept ist eher ewige Treue. Hast du selbst gesagt. Sonst hätte sich Carolin auch über die Sache mit dem Höschen nicht so aufgeregt, oder?«
    Herr Beck legt den Kopf schief. »Hm, hast du auch wieder Recht. Ja, was weiß denn ich? Ich bin auch nur ein alter Kater, der sich redlich Mühe gibt, die Menschen zu verstehen. Muss aber nicht immer klappen. Also, was ist jetzt? Gehen wir in den Park?«
    »Na gut.«
    Aktion Schrotflinte kann beginnen.
     
    Das Wetter ist heute schön, deswegen tummeln sich im Park mehr Menschen, als man sich in Ruhe ansehen kann. Wir beschließen, es vor allem bei den Parkbänken in der Nähe unseres Hauses zu versuchen. Dann müssen wir die Männer nicht über die halbe Wiese locken, wenn sie uns tatsächlich folgen. Leider sitzen auf den beiden nächsten Bänken entweder nur Frauen, oder aber Willi mit seinen Plastiktüten. Der uns übrigens freundlich zuwinkt. So hat's keinen Sinn.
    Bei der dritten Parkbank werden wir schließlich fündig: Ein junger Mann hat sich dort niedergelassen und bindet sich die Schnürsenkel zu. Seine Augenfarbe kann ich zwar nicht erkennen, aber die wollten wir im ersten Anlauf sowieso unberücksichtigt lassen. Herr Beck und ich schleichen näher heran, dann beginnen wir mit der Show.
    Das heißt - wollen mit ihr beginnen. Denn bevor ich noch so richtig loslegen kann, steuert auf einmal eine junge Frau auf die Bank zu, beugt sich zu dem Mann herunter und küsst ihn. Dann setzt sie sich neben ihn. Ich rapple mich wieder vom Boden auf, schüttle mich kurz und setze mich neben Beck.
    »Mist, der hat schon eine Frau.«
    Beck kichert. »Aber die könnten wir fragen, ob der Typ gut küssen kann. Das war doch eines deiner neu entdeckten Kriterien.«
    »Ha, ha! Sehr lustig.«
    Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil der Mann für meinen Dackelgeschmack sehr nett aussah. Das Letzte, was ich da brauche, sind hämische Kommentare eines übergewichtigen Katers.
    »Wie wäre es, wenn du den nächsten Mann aussuchst?«, schlage ich vor und klinge dabei eingeschnappter, als ich eigentlich zugeben wollte.
    »Gerne, mein Lieber, gerne. Ich habe auch schon einen gesichtet - guck mal, da vorne!«
    Er läuft ein Stückchen die Wiese entlang, dann hält er vor einer Bank neben einem schönen Blumenbeet. Okay, ich muss zugeben, der Mensch sieht auch nicht schlecht aus. Er liest Zeitung, was schon mal ein Zeichen von gewisser Bildung zu sein scheint und es uns außerdem ermöglicht, uns unbemerkt direkt vor seine Füße zu legen. Ich rolle mich also wieder auf den Rücken und beginne zu kläffen. Und zwar so richtig jämmerlich.
    Nach einer Weile schaut der Mann von seiner Zeitung auf und beobachtet mich aufmerksam. Meine ich jedenfalls, denn natürlich kann ich das von meiner Warte aus nicht so genau sehen. Mir scheint allerdings, dass der Mann leider nicht die geringste anteilnehmende Regung auf meine Darstellung eines todkranken Hundes zeigt. Mist! Bei Willi hat das doch gleich geklappt. Ich winde mich mittlerweile direkt vor seinen Füßen und jaule so mitleiderregend, wie ich nur kann. Vor lauter Jaulen und Japsen bildet sich sogar ein wenig Schaum vor meinem Fang. Trotzdem guckt der Mann mich nur gelangweilt an und zieht seine Füße ein Stück zur Seite, um kurz darauf aufzustehen. Dann dreht er sich um und geht einfach weg. Ich bin sprachlos. Das gibt's doch nicht! Beck kommt auf mich zugetrabt.
    »He, was war denn das? Ist der einfach abgehauen? Und hat dich deinem traurigen Schicksal überlassen? Unglaublich, wie herzlos diese Menschen manchmal sind!«
    Wir schauen dem Mann hinterher. Jetzt bleibt er allerdings stehen und guckt noch einmal in unsere Richtung. Ob ihn doch die Reue packt? Er nestelt an seiner Tasche. Vielleicht Fleischwurst? Nein - er holt sein Handy heraus und fängt an zu telefonieren. Ich pirsche mich etwas näher an ihn heran, denn mein Gefühl sagt mir, dass es gleich um mich gehen wird.
    »Hallo, Polizei? Ja, Diekamp hier. Also, Sie werden sich vielleicht wundern, aber ich möchte einen akuten Tollwutverdacht melden.«

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