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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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Er macht eine Pause. »Ja, ja. Richtig, hier in Hamburg. Gut, verbinden Sie mich.«
    Eine weitere Pause, der Mann steht da und horcht angestrengt in sein Telefon. »Guten Tag, Diekamp mein Name. Ich habe es eben schon Ihrem Kollegen erzählt - ich möchte Sie über einen Verdachtsfall von Tollwut informieren. Bei einem Dackel. In Hamburg. Genau. Mhm, mhm ...«
    Der Mann geht auf und ab und starrt in unsere Richtung. Als er sieht, dass ich näher gekommen bin, weicht er ein paar Schritte zurück.
    »Tja, wie es sich äußert? Ich würde sagen, plötzliche distanzlose Anhänglichkeit, Krämpfe, fast ein bisschen Schaum vorm Mund. Aha, Hamburg ist kein Tollwutgebiet? Bei Haustieren ist ganz Deutschland kein Tollwutgebiet? Verstehe - aber vielleicht schicken Sie vorsichtshalber doch jemanden vorbei?«
    Mittlerweile steht auch Herr Beck neben mir. »Sag mal, mit wem redet der Typ denn da so aufgeregt?«, will er wissen.
    »Ich glaube, mit der Polizei. Er hat ihnen erzählt, dass ich Tollwut habe. Bin eben ein verdammt guter Schauspieler - wenn mich die Leute sogar für tollwütig halten! Weißt du, normalerweise bekommen das nämlich nur Füchse. Hat mir Opili erzählt. Das ist sehr gefährlich, und ein guter Jäger muss dann immer sehr vorsichtig sein, um nicht gebissen zu werden. Ein guter Jagdhund sieht sich natürlich auch vor.«
    Meine Stimme hat einen leicht angeberischen Ton bekommen, aber das ist in Ordnung, schließlich kenne ich mich mit der Jagd wirklich gut aus. Theoretisch wenigstens.
    »Wie bitte?« Herr Beck schüttelt den Kopf und lacht auf.
    »Ja, komisch, nicht? Und nun will er noch, dass die extra vorbeikommen.«
    Beck hört auf zu lachen. »Ehrlich? Auweia. Dann sollten wir aber ganz schnell von hier abhauen.«
    »Warum? Jetzt wird's doch endlich mal spannend. Offensichtlich bin ich dem Kerl doch nicht egal, und vielleicht möchte er, dass die Polizei herausfindet, wo ich wohne.«
    Ich würde sagen, Herr Beck ist schlicht eifersüchtig auf mein schauspielerisches Talent und die große Wirkung, die ich mit ihm erziele.
    »So ein Quatsch, du doofer Hund. Was denkst du denn, was die Bullen mit einem Tier machen, das möglicherweise an einer sehr gefährlichen Krankheit wie Tollwut leidet? Das bringen sie nicht nach Hause, das kassieren sie ein! Vielleicht schläfern sie es auch gleich ein!«
    »Sie schläfern es ein?«, echoe ich ein wenig unsicher.
    »Genau. Sie töten es. Rucki zucki. Da kennen die gar nichts!«
    Ich höre ein erschrecktes Quieken und will mich gerade wundern, was für seltsame Töne Beck machen kann, als ich feststelle, dass ich es bin, der hier quiekt. Herr Beck guckt mich eindringlich an.
    »Genau, mein Freund. Du hörst ganz recht. Und wenn du mich fragst, gibt es jetzt genau eine Option, die wir noch haben.«
    Wie aus einem Mund rufen wir gleichzeitig »Abhauen!« und rennen los, ohne uns noch einmal nach dem Mann umzusehen. So schnell wir können, flitzen wir Richtung Parkausgang, vorbei an Willi, der auf seiner Stammparkbank sitzt und uns erstaunt hinterherschaut.
    Als wir vor unserem Haus ankommen, bin ich schweißgebadet. Nicht vor Anstrengung, sondern vor Angst.
Einschläfern.
Was für ein furchtbares, furchtbares Wort! Wir schlüpfen durch die Gartentür und legen uns beide in den Schatten des großen Baumes. Erschöpft schweigen wir eine Weile. Dann richte ich mich wieder auf.
    »Ich weiß nicht, Herr Beck. Mein Plan war wohl doch nicht so toll. Oder jedenfalls in dieser Form nicht zur Männersuche geeignet.«
    Beck wiegt den Kopf hin und her. »Jetzt mal nicht so schnell aufgeben. Die Grundidee ist auf alle Fälle richtig. Vielleicht müssen wir unsere Auswahl einfach ein bisschen stärker einschränken. Also, nicht jeder Mann, der bei gutem Wetter im Park sitzt, ist automatisch ein Kandidat.«
    »Aber das war doch genau unser Ansatz - und nebenbei bemerkt: dein Vorschlag. Ich sag nur
Schrotflinte.«
    »Na und? Was interessiert mich mein Gewäsch von gestern? Man darf ruhig mal schlauer werden. Ich glaube, das Geheimnis unseres Erfolges wird in der gezielten Vorauswahl liegen. Und dann schlagen wir zu!«
    »Ich weiß nicht«, maule ich, »wie soll denn das klappen mit der Vorauswahl?«
    Beck überlegt - aber nur kurz. »Wir müssen die Männer mit Carolins Augen sehen.«
    »Na toll, wie soll das denn gehen?«
    Anstelle einer Antwort springt Beck auf. »Komm!«, ruft er mir über die Schulter zu. »Ich habe gerade eine Eingebung.«
     

DREIZEHN
    Ich komme mir zwar ein

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