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DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

Titel: DACKELKRIEG - Rouladen und Rap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ada Blitzkrieg
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weißem
Edding
unterschrieben hatten - also keiner - und stahl sich wie ein geschickter Kunsträuber in der Dunkelheit der Nacht aus dem Fenster. Vermutlich ist sie einfach gesprungen und beschwert sich heute bei jeder Gelegenheit, dass ihre Hüfte im Arsch sei. Sie kann sich das angeblich nicht erklären. Fräulein, ich schon!
    Im sicheren Garten angekommen, musste sie sich entscheiden. Was nun? Von dort sei sie, wenn man den schillernden Erzählungen über die aufregende Fluchtnacht Glauben schenken darf, mit einem süßen Typ auf seinem Moped in ein Nachbardorf geflüchtet und erst einige Tage später wieder bei ihren Eltern aufgetaucht, die inzwischen aus dem Urlaub heimgekehrt waren. Danach hörten wir lange nichts mehr von ihr - mittags und abends. Sie hatte Hausarrest und Telefonverbot. Für immer. Nur in der Schule war sie anwesend. Ich glaube sie sitzt heute noch ihre Strafe ab.

Ghostbusters
    Mutter hatte sich im Elektrofachgeschäft einen hypermodernen Staubsauger zugelegt, der Schmutz nicht nur auf drei Kilometer einatmen konnte, sondern ihn auch direkt in seinem architektonisch anspruchsvollen Minikorpus zu einem köstlichen Acht-Gänge Menü für neuntausend hungrige Menschen zauberte.
EcoZWÖLFMILLIONENsuperPLUS
oder so ähnlich, lautete der Name des Gerätes von der Firma
SUPERKRAFTultra2000
. Das trendige Teil sah original wie der Geistersauger der
Ghostbusters
aus, und der Discounter, der damals das gefragte Designobjekt vertrieben hat, kann ziemlich froh sein, dass
Slimer
auf eine Klage wegen Produktpiraterie verzichtet hat. Genau das richtige Spielzeug also für zwei Heranwachsende mit dekonstruktiven Ideen.
    Ich bückte mich nach unten bis das Blut in meinen Schläfen pochte und die Stirnadern zum Rhythmus meines Pulses tanzten, wie eine aus der Form geratene Stepptänzerin. Mein Bruder hievte das tonnenschwere High-Tech Gerät auf meinen kleinen Kinderrücken, auf den er es liebevoll befestigte, indem er eine gesamte Rolle Gaffa-Tape um meinen Oberkörper und den Staubsauger wickelte. Das Atmen fiel zwar schwer, aber das Gerät saß bombenfest und ich schien nun gut für den Fall gerüstet zu sein, in einem Spukschloss nach dem Rechten zu sehen oder einen haarigen Poltergeist aus der Rundbürste im Kosmetikschrank zu saugen. Aber wofür sonst noch? Welche Optionen standen einem Kind mit einem auf dem Rücken festgeklebten Staubsauger offen? Die Phantasie ging ziemlich mit uns durch und wir begannen in der Wohnung allerhand kleinen Schrott einzusaugen, von dem wir annahmen, ihn würde keiner vermissen. Mit der
Ghostbustersmelodie
im Ohr erreichten wir kichernd die Diele.
    Die sogenannte Diele war der imposante Eingangsbereich des amerikanisch anmutenden Bungalows, den mein Großvater in den 50er Jahren für unsere Familie erbaut hatte. Schon mein Vater ist als kleiner Junge durch die niedrigen Räume stolziert, hat am offenen Kamin Holzscheite gestapelt und im riesigen Garten zwischen den Apfel- und Kirschbäumen wild geschaukelt. Die Diele war allerdings ziemlich hässlich. Eine riesige Halle mit kalten Bodenplatten aus Stein und einer Marmorablage, auf der unser Telefonapparat stand, den eigentlich nur Vater benutzte, um Handwerker ohne überflüssige Grußformeln wie „Hallo!“ oder „Auf Wiedersehen!“ zu kontaktieren und nicht zu verabschieden. Hin und wieder wurde das Telefon in der Nacht auch von meiner Person in Beschlag genommen, wenn ich mit den "gleichaltrigen" Jungen von
Chatworld
telefonierte. "Gleichaltrig" war in der Anonymität des Netzes schon immer ein recht dehnbarer Begriff und wenn man damit "Jungs" zwischen zwölf und zweiundsiebzig Jahren meinte, dann stimmte er auch, egal was
Tatort Internet
heute dazu denkt.
    Hinter der Telefonanlage befand sich, majestätisch aufgebahrt, Mutters Heiligtum: Die Pinnwand. Die Pinnwand war häufig Anlass für heftigen Streit in der Familie, denn dort hingen keine Zettel oder andere Notizen, wie bei einer Pinnwand anzunehmen gewesen wäre, sondern nur Mutters verrückte Pseudo-Ohrringe. Wir hatten diesen Raum eigens für diese gigantische Pinnwand, die sich über mehrere Quadratmeter erstreckte und deren dunkle Korkmasse nichts weiter trug als viele Stecknadeln, an denen Unmengen Fake-Ohrschmuck hing. Da sich Mutter nicht wagte echte Ohrlöcher stechen zu lassen, aus Angst damit irgendwo hängen zu bleiben und sich die Ohrläppchen zu zerreißen, hatte sie über gute Kontakte und ihren Tratsch-Radar einen ortsansässigen Schmuckdealer

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