Daddy Uncool
von dem Stuhl. Caitlin setzte sich im Bett etwas auf und griff in die Tasche. Sie holte ein Handy heraus und gab es mir.
»Was soll das?«, fragte ich.
»Es ist Amandas«, sagte Caitlin.
»Oh«, erwiderte ich leicht verwirrt. »Sie hat erwähnt, dass sie es verloren hat.«
»Sie hat es nicht verloren«, sagte Caitlin ruhig. »Ich habe es genommen.«
Ich sah sie an. So glücklich ich auch war, dass Caitlin sich auf dem Weg der Besserung befand - wenn sie erst mal vollkommen wiederhergestellt war, musste ich ein ernstes Wort über ihr unsoziales Verhalten mit ihr sprechen.
»Du musst es ihr zurückgeben«, sagte ich streng.
Caitlin schüttelte den Kopf.
»Ich habe es aus einem bestimmten Grund genommen«, sagte sie. »Sie dachte, dass ich sie nicht hören konnte, während ich arbeitete, aber ich konnte es doch.«
Ich war immer noch verwirrt.
»Als ich bei ihr arbeitete …«, begann sie. »Sie hat andauernd mit diesem Kerl telefoniert. Du weißt schon, Nick.«
»Ja, ich weiß«, sagte ich.
»Sie war oft nicht an ihrem Schreibtisch, und auf ihrem Handy kamen andauernd SMS an. Ich habe nachgesehen, und sie waren alle von Nick.«
Ich nickte.
»Das machte mich nachdenklich«, sagte sie.
Wir saßen einen Moment lang schweigend da.
»Tut mir leid«, sagte sie schließlich. »Ich dachte, dass ich dir das erzählen sollte. Ich weiß, dass du sie immer noch magst.«
»Danke«, sagte ich und tätschelte ihre Hand. »Erzähl bitte niemandem davon.«
»Okay«, stimmte Caitlin zu. »Was ist mit dem Handy?«
»Oh, ich werde mich darum kümmern«, versprach ich, küsste sie und versprach ihr, dass ich am Abend wiederkommen würde.
Als ich das Krankenhaus verlassen hatte, rief ich im Büro von Dyer & Liphoff an. Ich fragte nach Nicky.
»Nicky?«, fragte die Telefonistin.
»Nicky«, wiederholte ich.
»Es gibt keine Nicky hier.«
»Das ist seltsam«, sagte ich. »Ich bin mir sicher, dass eine Frau aus Ihrem Büro mein Haus geschätzt hat und dass ihr Name Nicky war.«
»Nein«, beteuerte die Telefonistin. »Wir haben hier niemanden mit diesem Namen.«
»Und niemand, der bei Ihnen gearbeitet hat, hört auf den Namen Nicky?«
»Nein, ganz bestimmt nicht«, sagte sie. »Und ich
würde mich ganz sicher daran erinnern, weil meine Schwester so heißt.«
»Geht es dir gut?«, fragte mich Amanda zwei Tage später. Wir standen vor dem Gebäude, in dem sich das Jugendamt befand, neben dem Rathaus, einem senffarbenen Backsteingebäude.
»Ich bin topfit«, antwortete ich.
Amanda zerdrückte ihre Zigarette mit dem Absatz, bevor sie meine Krawatte richtete.
»Das war meine letzte Zigarette«, sagte sie und fügte theatralisch hinzu, »für immer.«
Ich nickte.
»Du siehst gut aus«, sagte sie mit einem beiläufigen Lächeln, bevor sie mich flüchtig auf die Wange küsste.
»Danke«, sagte ich.
»Ich habe versucht, mich etwas dezenter für die Bande da drinnen zurechtzumachen«, sagte Amanda. »Ich wollte vermeiden, wie eine schlampige Mutter rüberzukommen.«
Wir gingen hinein, um uns mit Widdicombe zu treffen, die sich, wie es schien, seit Caitlins Unfall verändert hatte und verständnisvoller geworden war. Eine halbe Stunde später waren wir wieder draußen. Der Fall war abgeschlossen, und die Papiere waren unterzeichnet - ich war jetzt Caitlins offizieller Erziehungsberechtigter. Kein Wenn, kein Aber, kein Vielleicht.
Amanda umarmte mich.
»Danke dafür«, sagte ich.
»Das war doch selbstverständlich«, antwortete sie. »Wie geht es jetzt weiter?«
»Das ist eine wirklich schwer zu beantwortende Frage«, sagte ich. Ich sah weg.
»Was ist los?«, fragte sie.
Ich holte ihr Handy aus meiner Tasche.
»Du hast es gefunden«, sagte sie und nahm es mir aus der Hand. Und währenddessen passierte noch etwas anderes zwischen uns. Sie sah mich an, und ich konnte an ihrem Gesicht erkennen, dass sie wusste, was ich wusste.
»Das war es dann wohl«, sagte sie nach einer Weile. »Ich vermute, dass es so kommen musste.«
Ich nickte.
»Es war also Caitlin«, sagte Amanda und hielt ihr Handy hoch. Sie lachte trocken. »Das ist komisch. Ich denke aber trotzdem noch, dass sie ein großartiges Mädchen ist.«
»Ich weiß, dass sie eins ist«, stimmte ich zu. Wir standen auf dem kiesbelegten Parkplatz und scharrten mit den Füßen im Kies hin und her.
»Scheiß drauf«, sagte Amanda, bevor sie ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Tasche nahm und sich eine ansteckte. »Vielleicht ist das nicht der beste Zeitpunkt, um
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