Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Tinte – oder jedenfalls mit Kugelschreiber. Und er hat alle möglichen Papiersorten benutzt. Schreibblöcke, Hotelbriefpapier, billiges gelbes Zeug, sogar Seiten aus Schulkladden. Also, es war alles andere als, nun ja, als ordentlich. «
Weil sie eine Reaktion zu erwarten schien, bedachte McCorkle sie mit einem verständnisvollen Lächeln.
»Deshalb habe ich es auch nicht rechtzeitig geschafft. Weil es so, nun ja, so durcheinander war.«
»Bis wann sollten Sie es fertig haben?«
»Vor acht Tagen. Er wollte es ins Hay-Adams Hotel gebracht bekommen, aber als ich heute dort war, hat man mir gesagt, daß er tot ist.«
»Er ist letzte Woche Donnerstag gestorben«, sagte McCorkle.
»Das haben die Leute vom Hotel auch gesagt. Und als ich sie gefragt habe, wo ich Isabelle Gelinet finden kann, weil, wissen Sie, weil sie bei ihm war, als er das Ding gebracht hat –«
»Wohin gebracht?«
»In meine Wohnung in Hyattsville. Hier.« Eine rot behandschuhte Hand tauchte in die Tasche ihres Regenmantels und kam mit einer Visitenkarte heraus, die sie McCorkle reichte. Auf der Karte stand: »Reba Skelton – Stenotypistin, Textverarbeitung & Kalligraphie (elf Jahre Erfahrung!), 4706 40th Ave., Hyattsville, MD, 20781.« Außerdem stand dort eine Telefonnummer mit der Vorwahl 301 und darunter eine letzte Zeile mit dem Versprechen: »SCHNELL! PRÄZISE! PROMPT!«
McCorkle schob die Karte in eine Schreibtischschublade und fragte: »Was hat man im Hotel gesagt, als Sie nach Miss Gelinet gefragt haben?«
»Also, sie sind alle, wissen Sie, ein bißchen komisch geworden. Und dann haben sie mir gesagt, daß sie tot ist, und als sie mir das gesagt haben, sind sie ziemlich pampig geworden und haben gesagt, wenn ich sonst noch was über sie wissen wollte, müßte ich die Polizei fragen. Da bin ich rausgegangen und habe aus einer Telefonzelle angerufen.«
»Die Polizei?«
»Ja.«
»Und?«
»Also, die haben so getan, als wüßten sie überhaupt nichts von einer Isabelle Gelinet, und haben mich dauernd von einem zum andern verbunden. Schließlich hat man mich zu einem Sergeant Pouncy durchgestellt, einem Farbigen, der –«
»Woher wussten Sie das?«
»Na ja, man weiß das. Irgendwie, wissen Sie.«
»Das habe ich nicht gewußt«, sagte McCorkle. »Und was hat der Sergeant gesagt?«
»Er hat gesagt, die Gelinet wäre – wie war das noch? – Gegenstand einer laufenden Mordermittlung. Und dann wollte er wissen, wer ich bin, warum ich sie treffen wollte und alles Mögliche. Und ich habe dann, na ja, einfach aufgelegt.«
»Gut reagiert«, sagte McCorkle. »Aber warum sind Sie hierhergekommen?«
»Weil ich Mr. Haynes’ Sohn suche.«
»Granville?«
»Genau. So heißt er jedenfalls in dem Manuskript.«
»Ich verstehe noch immer nicht, wieso Sie erwartet haben, ihn hier zu finden?«
»Also, nachdem ich mit diesem Sergeant Pouncy gesprochen hatte, hab ich angefangen nachzudenken. Und dann habe ich beim Hay-Adams angerufen und ihnen etwas vorgeflunkert: Ich sei eine Miss Soundso von American Express, und wir hätten einige offene Gebühren auf Mr. Steadfast Haynes’ Konto und würden gern wissen, wer sich um sein Vermögen kümmert. Diesmal habe ich mit den Leuten von der Buchhaltung des Hotels gesprochen, und die waren nicht annähernd so pampig wie diese hochnäsigen Dinger an der Rezeption.«
»Wann haben Sie mit der Buchhaltung gesprochen?«
»Heute. Kurz vor Mittag.«
»Was hat man Ihnen gesagt?«
»Man hat mir gesagt, ich soll einen Anwalt anrufen. Howard Mott. Ich habe sofort sein Büro angerufen, auch wenn’s Samstag ist, aber da fing es schon an zu schneien, und keiner ging ans Telefon. Also habe ich seine Privatnummer nachgeschlagen und dort angerufen, aber er war nicht da. Ich habe mit Mrs. Mott gesprochen und ihr gesagt, daß ich auf der Suche nach Granville Haynes bin, und sie war sehr nett. Sie hat mir gesagt, ich soll es im Willard Hotel versuchen, und wenn der junge Mr. Haynes nicht da wäre, könnte mir vielleicht jemand in Mac’s Place sagen, wo ich ihn finden kann.«
McCorkle lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und musterte die Frau mit der roten Strickmütze. »Sie sind ein richtiger Detektiv, Miss Skelton.«
»Ich bin nur eins, Mr. McCorkle – ich bin abgebrannt.«
»Möchten Sie, daß ich Granville etwas ausrichte?«
»Nein. Ich möchte, daß Sie ihm das hier geben.« Sie hob das weiße Päckchen einen Zentimeter oder so von ihrem Schoß hoch.
»Ist das das getippte
Weitere Kostenlose Bücher