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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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einer schmutzigen Schneeschicht versteckt war. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern rollte der Mercedes lautlos davon und verschwand in der verschneiten Nacht.
    Padillo rannte ins Restaurant zurück. Als er ins Büro platzte, entfernte McCorkle gerade den Rest der weißen Umhüllung von dem Päckchen. Ohne aufzublicken sagte er: »Geh hier raus!«
    »Wieviel Zeit noch?«
    »Keine«, sagte McCorkle, schälte den letzten Fetzen Papier ab und enthüllte einen weißen Karton, der mal 500 Blatt Southworth-Hartpostpapier enthalten hatte. Padillo warf sich auf den Boden. McCorkle wandte den Kopf nach rechts, kniff die Augen zusammen, fletschte die Zähne zu einer knurrenden Grimasse und hob den Deckel von dem Karton hoch. Als nichts passierte, öffnete er die Augen, blickte nach unten und sagte: »Okay, du kannst aufstehen.«
    Padillo stand auf, ging zum Schreibtisch und starrte in den offenen Karton, der einen halben Ziegelstein und einen Big-Ben-Wecker enthielt, der in China hergestellt worden war und nicht mehr tickte. Der rote Ziegelstein und der Wecker waren in ein Nest aus dem allgemein verächtlich gemachten weißen Verpackungsfüllmaterial aus Kunststoff gebettet.
    Vorsichtig ließ Padillo sich in den Sessel sinken, den Reba Skelton Minuten vorher geräumt hatte. »Vielleicht hat sie einfach versucht, dich zu Tode zu erschrecken.«
    McCorkle antwortete erst, als er seine Schachtel Pall Mall, zwei Gläser und die Flasche mit dem irischen Whiskey gefunden hatte. Nachdem er alles auf dem Schreibtisch plaziert hatte, goß er zwei Drinks ein, gab einen Padillo, zündete sich eine Zigarette an, inhalierte tief, blies den Rauch aus und sagte: »Dann war sie verdammt nah dran.«

23
    Erika McCorkle ließ den Motor laufen, als sie und Haynes sich am Sonntagmorgen um 9.27 Uhr unter den belustigten Blicken des Portiers des Willard Hotels zum Abschied küßten. Als der Kuß um 9.29 Uhr endete, öffnete der unrasierte Haynes die Tür des Cutlass und hatte den rechten Fuß auf dem Bürgersteig, als er sich mit einem Lächeln umwandte, das eine Gänsehaut auf ihren Unterarmen auslöste.
    Sie antwortete mit einem Kupplerinnengrinsen, das den Vertrag vom Tall Pine Motel ratifizierte, wo die Frage der sexuellen Vereinigung aufgeworfen und beigelegt worden war. Als Haynes ausgestiegen war, fuhr sie in Richtung des US-Finanzministeriums los, das im schneepolierten Sonnenlicht schimmerte und so aussah, als schulde es niemandem auch nur einen Cent.
    Als sie fort war, betrat Haynes das Hotel und steuerte die Rezeption an, um sich zu erkundigen, ob jemand für ihn eine Nachricht hinterlassen habe. In diesem Moment erhob sich Detective-Sergeant Darius Pouncy aus einem der großen hochlehnigen Sessel in der Lobby, bei deren Herstellung man offenbar an Gäste von der Größe Lincolns gedacht hatte.
    Pouncys dunkelblauer Anzug – mit Weste – war so hervorragend geschneidert, daß er mindestens sieben Kilo seines Gewichts kaschierte. Seine rot-blaue Foulard-Krawatte brauchte einen Halb-Windsor-Knoten, um den Kragen eines wunderbar gebügelten Oberhemds auszufüllen, das noch nie eine chemische Reinigung von innen gesehen hatte. Seine Füße steckten in schlichten schwarzen Schuhen mit glänzenden Kappen.
    Pouncy begrüßte Haynes mit einem Nicken und drehte sich um, um seinen dunkelgrauen Chesterfield-Mantel von der Lehne des großen, antik aussehenden Sessels zu nehmen. Als er den Mantel salopp über den linken Arm gelegt hatte, wandte er sich wieder an Haynes und sagte: »Ich war kurz davor, Sie abzuschreiben.«
    »Ich war eingeschneit.«
    »Wo?«
    »Von hier aus zwanzig Meilen vor Berryville.«
    »Dort haben sie eine Zeitlang gewohnt, nicht? Auf einer Farm bei Berryville. Ihr Daddy und Miss Gelinet.«
    »Niemand hat ihn je meinen Daddy genannt, aber sie haben dort gewohnt. Eine Zeitlang.«
    »Etwas Interessantes gefunden?«
    »Ein totes Pferd und eine Stiefmutter, die ich noch nicht kennengelernt hatte. Meiner Meinung nach ist sie des Pferdes wegen gekommen.«
    Pouncy nickte ernst, als hätte Haynes gerade etwas sehr Tiefsinniges gesagt, und sah kurz auf seine Uhr. Haynes war irgendwie erleichtert, daß es eine vergoldete Seiko war.
    »Es ist jetzt neun Uhr dreiunddreißig«, sagte Pouncy, »und ich muß meine Frau gegen zehn Uhr dreißig zur Kirche fahren. Wir haben also noch Zeit für einen Kaffee und ein oder zwei Marmeladen-Doughnuts.«
    »Klingt gut«, sagte Haynes.
    Das glitzernde Espresso-Café des Willard war eins dieser schwarzweiß

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