Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Straße raus und gibt ein Signal, als die Luft rein ist. Dann fahr ich aus der Scheune raus, lasse ihn einsteigen und fahre los, ohne daß uns jemand sieht.«
»Aber davor haben Sie doch ihren Wagen durchsucht, oder?« fragte Burns.
Schlitz vergaß zu lächeln und setzte ein verblüfftes Gesicht auf. »Warum das denn?«
»Sie haben gesagt, die Frau ist ins Haus gekommen«, sagte Burns. »Dann ist sie in das Eßzimmer gegangen und blieb dort für fast eine Minute, ganz still. Dann ist sie wieder raus zu ihrem Auto gegangen und wieder zurückgekommen. Das bringt mich auf die Idee, daß sie vielleicht wußte, wo das zu suchen ist, was Ihr Typen nicht gefunden habt. Daß sie es vielleicht gefunden und in ihren Wagen gebracht hat.«
Schlitz, jetzt wieder lächelnd, schüttelte seinen Kopf hin und her, dreimal. »Niemals, Mr. Burns.«
»Wieso nicht?« fragte Burns mit fast sanfter Stimme.
»Weil sie nicht deswegen da war.«
Alle Sanftheit schwand aus Burns’ Stimme. »Wie zum Teufel wollen Sie wissen, warum sie da war?«
»Mr. Burns, Sie waren nicht da«, sagte Pabst, »und Sie haben es nicht gesehen.«
»Was nicht gesehen?«
»Den Pferdeanhänger an ihrem Pickup«, sagte Schlitz, Triumph in seinem Lächeln. »Sie war wegen dem Pferd da. Nicht wegen dem, hinter dem wir her waren.«
»Richtig«, sagte Burns. »Natürlich.« Er stand auf. »Das Pferd.« Er griff in die Innentasche seiner grauen Anzugjacke, zog einen weißen Briefumschlag heraus und reichte ihn dem immer noch sitzenden Schlitz, der hineinschaute, die vierzig Hunderterscheine zählte, lächelnd seine Zufriedenheit ausdrückte und sich erhob. Pabst stand ebenfalls auf.
Immer noch lächelnd, stopfte Schlitz den Umschlag in seine rechte Gesäßtasche und sagte: »Wenn wir mal wieder was für Sie erledigen sollen, Mr. Burns, wissen Sie, wo Sie uns erreichen.«
»Das tue ich«, sagte Burns, ging mit ihnen zur Tür, ließ sie hinaus und legte die Sicherungskette vor. Wieder in der Mitte des Zimmers, zog er einen Notizzettel aus der Hosentasche. In Druckbuchstaben standen zwei Namen darauf. Mr. Schlitz und Mr. Pabst. Unter den Namen stand eine Telefonnummer.
Tinker Burns sah sich nach einem Aschenbecher um, bis ihm einfiel, daß er sich in einem Nichtraucherzimmer eingecheckt hatte. Er ging ins Bad, zündete den Zettel über der Toilette an, ließ die Asche hineinfallen und spülte sie hinunter.
Wieder im Zimmer, setzte er sich neben dem Telefon aufs Bett und zog ein kleines Adreßbuch aus der Tasche. Den Hörer zwischen rechtem Ohr und rechter Schulter eingeklemmt, das offene Büchlein in der rechten Hand, tippte Burns mit der linken Hand eine elfstellige Zahl ein.
Es läutete fünfmal, bis sich eine Frauenstimme meldete. Burns sagte: »Letty? Tinker Burns. Ich dachte, vielleicht sollten wir uns mal treffen und ein bißchen plaudern.«
»Fick dich ins Knie, Tinker!« sagte Letitia Melon Haynes und unterbrach die Verbindung.
Langsam legte Burns den Hörer auf, erhob sich, starrte einen Moment auf das Telefon, ging dann zum Schreibtisch und goß drei Fingerbreit Scotch in ein Glas. Im Badezimmer fügte er Leitungswasser hinzu. Mit dem Glas in der Hand ging er zum Fenster und stand dort etwas mehr als dreißig Minuten, schlürfte seinen Whisky und beobachtete, wie der Schnee bei Nacht auf die 15th Street fiel.
22
McCorkle brach den betrunkenen Schlagabtausch an der Theke gerade vor dem dritten Schlag ab. Er brach ihn so ab, wie er es normalerweise tat, indem er jeden der beiden Männer am Ohr packte und ihn so weit wie möglich von seinem Gegner entfernt hielt.
Sobald er sie getrennt hatte, äußerte McCorkle seine Standardaufforderung: »Also gut, meine Herren. Ich lasse die Ohren los, sobald ich die Autoschlüssel auf der Bar sehe.«
Zuerst landeten die Jaguarschlüssel auf der Bar, dann die des Mercedes. Karl Triller, der Barkeeper, fischte sie von der Theke und sagte: »Ihr könnt sie morgen jederzeit nach zwölf Uhr abholen.«
Die beiden Streithähne waren hochangesehene und hochbezahlte Lobbyisten aus der K Street, Mittvierziger, die wohlhabend, vielleicht sogar reich sein könnten, hätten sie nicht kürzlich ihre sehr teure Scheidung hinter sich gebracht. Zum gegenseitigen Trost hatten sie eine Zwei-Personen-Selbsthilfegruppe gegründet, deren Therapie darin bestand, zuviel zu trinken und dabei in unscharfen Erinnerungen an die fünfzigerer Jahre zu schwelgen. Während der letzten beiden Monate hatten sie viel von ihrem Schwelgen in
Weitere Kostenlose Bücher