Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
ihr Gesicht. Sie trug eine gelbgetönte Brille, und ihre Augen waren von einem Blau, das von Kontaktlinsen hätte stammen können. Sie hatte eine regelmäßige Nase, einen regelmäßigen Mund, ein regelmäßiges Kinn und kein Make-up. Sie hatte zwei Stimmen. Eine war ihre plappernde Stimme. Ihre andere war die überzeugende – monoton, exakt, kompetent. Die und die Sauer brachten mich dazu, genau das zu tun, was sie wollte.«
»Keine Narben, Male oder Tätowierungen?« fragte Haynes.
»Nein. Aber sie hatte eine hübsche Haut«, sagte McCorkle.
»Sehr wenig Falten, keine Runzeln – obwohl sie ihre Haut, bevor sie reinkam, mit Preparation H eingerieben haben könnte. Das kann ein oder zwei Stunden glätten.«
»Sie hatte zwei Arten zu gehen«, sagte Padillo. »Die eine war scheu, die andere verwegen. Die scheue Art zu gehen hatte sie, als sie hereinkam: schlurfte über den großen Onkel, fast tollpatschig. Auf dem Weg nach draußen: lang ausgreifende Schritte, anmutig, sogar sportlich.«
»Wie alt war sie?« fragte Haynes.
»Über dreißig«, sagte McCorkle. »Unter fünfzig.«
Haynes trank seinen Scotch aus, wandte sich von McCorkle ab und stellte das Glas auf einen Beistelltisch. Immer noch abgewandt: »Woher wußte sie, daß sich das Manuskript in Ihrem Safe befindet?«
McCorkle zwinkerte Padillo zu und sagte: »Die Frage hat mich auch beschäftigt. Und zwar so sehr, daß ich mich heute morgen, als ich wach wurde, zuerst gefragt habe: Wer hat gewußt, daß ich das Ding in meinen Safe gelegt habe?«
»Ich wußte es«, sagte Haynes. »Sie wussten es.« Mit einem Kopfnicken wies er auf Padillo. »Und er auch.«
»Wußte es Mott?« fragte Padillo.
»Er hat gewußt, daß ich das Manuskript habe. Er hat nicht gewußt, daß es in Ihrem Safe war.«
»Erinnern Sie sich daran, wie ich am Freitag aus dem Taxi stieg und Sie mit Steady verwechselt habe?« sagte McCorkle. »Sie waren mit leeren Händen auf dem Weg zu Motts Kanzlei.«
Haynes nickte.
»Als ich Sie das nächste Mal sah, waren wir an der Bar – nur Sie, ich, Tinker Burns und Karl. Und da hatten Sie die zusammengefaltete Einkaufstüte dabei.«
Wieder nickte Haynes.
»Aber als Sie mit Erika losgefahren sind, hatten Sie nichts bei sich. Ein einigermaßen aufmerksamer Mensch hätte das bemerken und daraus die Schlußfolgerung ziehen können, daß Sie mir die Tüte zur Aufbewahrung überlassen haben.« McCorkle nahm einen Schluck von seinem Drink. »Sichere Aufbewahrung verweist auf irgendeinen verschlossenen Behälter. Vielleicht sogar einen Safe.«
»Jemand hat ihn beschattet«, sagte Padillo.
»Kann sein«, sagte Haynes. »Ich war nicht länger als zehn Minuten in Motts Büro, als er den Anruf bekam. Bis dahin hatte er mir den Stapel leerer Seiten ausgehändigt. Der Anruf war von einem Rechtsanwalt. Ein Ex-Senator, der für einen anonymen Mandanten alle Rechte an Steadys Memoiren kaufen will. Er hat mir einhunderttausend geboten. Auf meine Anweisung hin hat Mott ihm gesagt, ich wolle fünfhunderttausend, weil ich behauptete zu wissen, wo ich genug Abschreibungsgelder auftreiben kann, um aus Steadys Leben einen Film zu machen, bei dem ich Drehbuch, Regie und die Hauptrolle übernehme. Mott kann ihm sogar gesagt haben, daß ich ihn selber produzieren will.«
»Was hat der Ex-Senator darauf gesagt?« fragte McCorkle.
»Er jammerte und maulte. Dann hat er gesagt, er müsse seinen Mandanten konsultieren und würde sich am Montag wieder bei Mott melden. Morgen.«
»Noch weitere Angebote?« fragte Padillo.
»Eins.«
»Von wem?«
»Nachdem Isabelle umgebracht worden war«, sagte Haynes, »und nachdem ich mit den Cops gesprochen hatte und wieder in meinem Zimmer im Willard war, kam jemand von der CIA vorbei und bot mir fünfzigtausend.«
»Unbesehen?«
»Niemand scheint das Ding lesen zu wollen«, sagte Haynes.
»Sie wollen es nur begraben. Dem CIA-Mann habe ich von den hunderttausend berichtet, die ich gerade abgelehnt hatte, ihm dann denselben Mist erzählt, daß ich aus den Memoiren einen Film machen würde, und am Schluß hab ich ihm gesagt, mein neuer Verkaufspreis sei siebenhundertundfünfzigtausend.«
»Was hat er gesagt, als er sich davon erholt hat?«
»Er schien erfreut – auf eine merkwürdige Art und Weise.«
»Seitdem von ihm gehört?« fragte Padillo.
»Indirekt«, sagte Haynes. »Er ist die Leiche, die Tinker draußen in Reston entdeckt hat. Gilbert Undean.«
McCorkle lehnte sich in seinem Sessel zurück und starrte an die
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