Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Decke. Padillo erhob sich und stand da und starrte ins Kaminfeuer. Schließlich drehte er sich zu Haynes um und sagte: »Steady hat Ihnen ein Chaos hinterlassen, oder?«
»Er hat ein chaotisches Leben geführt.«
»Unsere Dame von der schallgedämpften Sauer«, sagte McCorkle, noch immer an die Decke starrend. »Ich kann nicht aufhören, mich zu fragen, wie stinksauer sie war, als sie jene dreihundertachtzig leeren Seiten durchblätterte.«
»Wenn sie stinksauer ist«, sagte Haynes, »dann auf euch, nicht auf mich. Vielleicht vermutet sie sogar, daß Sie beide was ausgetauscht haben. Und vielleicht vermutet sie sogar, daß Sie wissen, wo das echte Manuskript ist.«
»Ich denke«, sagte Padillo zu McCorkle, »wir sind gerade zum Tanz geladen worden.«
»Wohl eher befohlen«, sagte McCorkle. »Ich würde gern wissen, ob er langsam oder schnell ist und ob ich die Schritte noch kenne.«
»Einen Walzer könntest du noch hinlegen«, sagte Padillo.
»Falls er nicht zu flott ist.«
»Du hast schon angenommen, ja?«
Padillo nickte und sagte: »Isabelle«, als erkläre der Name der toten Frau alles.
McCorkle nahm verdrossen einen Schluck von seinem Drink, den letzten Schluck, stellte das Glas auf einen Tisch und wandte sich an Haynes. »Was haben Sie vor? Wollen Sie die Memoiren versteigern – oder zumindest so tun?«
»Nur die Rechte daran.«
»Und wenn die Bieter einen kurzen Blick darauf werfen wollen?«
»Jeder Bieter ist schon davon überzeugt zu wissen, was drinsteht«, sagte Haynes. »Wären sie nicht überzeugt, würden sie nicht bieten.« Jetzt lächelte er, das einnehmende Lächeln, das er von seinem toten Vater geerbt hatte. »Aber jetzt ist es wichtig, die Bieter davon zu überzeugen, daß das echte Manuskript von zwei Drachen bewacht wird.«
»Er meint uns«, sagte Padillo.
»Dann meint er zwei alte Drachen mit stumpfen Klauen, fehlenden Zähnen und nicht zu viel Feuer in ihren Bäuchen.«
Haynes lächelte wieder sein geerbtes Lächeln und sagte: »Sie könnten sogar in der Stadt verlauten lassen, daß Sie für ein Stück vom Kuchen eingewilligt haben, sich um – wie nennen wir es am besten, die Sicherheit? – bei einem sehr einträglichen, aber sehr schmutzigen Handel zu kümmern.«
»Ich nehme an, wir könnten hier und da einen diskreten Hinweis fallenlassen«, sagte Padillo mit Blick auf McCorkle, der die Stirn runzelte, als versuche er sich vorzustellen, in welche Ohren man einen diskreten Hinweis fallenlassen könne. Sekunden später glättete sich seine Stirn, und er lächelte zufrieden.
»Ich glaube, man nennt das, einen Köder auslegen«, sagte Padillo.
Haynes nickte. »Wenn der potentielle Käufer glaubt, er kann das, was ihn sonst eine Menge Geld kosten würde, stehlen, wird er, glaube ich, versuchen, es zu stehlen.«
»Besonders«, sagte McCorkle, »wenn er überzeugt ist, daß das Manuskript nur von den Alzheimer-Boys bewacht wird.«
»Es wäre besser«, sagte Haynes, »wenn er hört, daß ich das echte Manuskript bewache und daß Sie beide mich bewachen.«
»Wie leicht oder schwer sollen wir es ihm machen?« fragte Padillo.
»Mittelschwer.«
»Und wenn er an uns vorbei ist – was dann?«
»Na ja, ich denke, dann muß ich wohl so eine Art Jedermann-Festnahme durchführen, oder?« sagte Granville Haynes.
26
Es war 13.45 Uhr an diesem Sonntag, als das salvadorianische Dienstmädchen auf der verglasten Südveranda erschien, wo Hamilton und Muriel Keyes beim Mittagessen saßen und gerade mit dem Fleischsalat fertig waren, dem noch der Vanillepudding folgen sollte. Das Dienstmädchen kam mit einem beigefarbenen Telefon, das es einstöpselte, während es Keyes auf spanisch informierte, daß ein Beamter aus seiner Dienststelle ihn unbedingt sprechen wolle, selbst wenn das bedeute, daß er ihn bei seiner Mahlzeit störe.
Keyes dankte dem Mädchen und wartete, bis es im Haus verschwunden war, bevor er den Hörer nahm und den Anrufer mit »Was ist denn?« begrüßte. Nachdem er zwei Minuten ausdruckslos zugehört hatte, sagte Keyes: »Ich mache mich jetzt auf den Weg«, unterbrach die Verbindung und stellte das Telefon neben seinem Glas mit Weißwein ab, das er kaum angerührt hatte.
»Und?« fragte Muriel Keyes.
»Es ist Undean. Gilbert Undean.«
Stirnrunzelnd fragte sie: »Was will er denn jetzt schon wieder?«
Keyes starrte seine Frau mit dem entrückten Blick eines Mannes an, der angestrengt über andere Dinge nachdenken muß. »Nichts. Er ist erschossen worden.«
Sie
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