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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sekretär über die Schiffsverpflegung und das frische Obst, das in diesem Klima so wichtig war.
    »Ich wollte nicht, daß es so endet, Sir, darauf haben Sie mein Wort.« Er wandte sich ab. »Ich war glücklich, unter Ihnen dienen zu dürfen. Jetzt habe ich diese Chance verspielt.«
    »Gibt es noch etwas?«
    »Ich fühle es in allen Knochen, daß wir bald kämpfen müssen. Ich werde Sie nicht im Stich lassen, wenn es losgeht.«
    Bolitho hörte oben das Quietschen der Flaggenleine, wahrscheinlich die Antwort auf ein Flaggensignal der anderen Fregatte. Er versuchte ruhig zu bleiben. »Ich habe nie an Ihren Fähigkeiten gezweifelt.«
    »Wenn Sie ein Geheimnis wissen wollen, Sir …«
    »Erzählen Sie mir nur, was Sie möchten. Sie haben schon genug gesagt, um sich zu ruinieren.«
    »Kapitän Trevenen ist ein Feigling, Sir. Ich habe ihn beobachtet, und ich halte mich für einen guten Menschenkenner.«
    Schwere Schritte polterten über den Niedergang. Trevenen klopfte ungeduldig an die Tür. Einen Augenblick lang starrten sie sich an: »Dazu gehört Mut!« Er machte eine Pause. »Es bleibt ein Geheimnis, Mr. Avery.« Dann fuhr er scharf fort: »Herein!«
    Trevenen kam fast in die Kabine geschossen, seine kräftige Figur schwankte hin und her, als hätte er vergessen, wo er war.
    »Es ist die
Anemone,
Sir Richard!« Es klang wie eine Anschuldigung. »Der Kommandant kommt an Bord.«
    »Ist das alles, Kapitän?«
    »Die
Orcadia
ist verloren. Fieber!«
    Bolitho hielt den Atem an. Ohne zu fragen, wußte er, was passiert war. In der verfügbaren Zeit konnte Adam Keen nicht informiert haben, was bedeutete, daß Keens Schiffe vermutlich schon unterwegs waren.
    »Ich komme sofort an Deck.«
    Als die Tür zufiel, trat Allday durch den anderen Eingang. Bolitho meinte leise: »Armer Stephen Jenour. Er wollte kein Kommando. Ich habe es ihm aufgedrängt. Ich hätte ihn auch gleich erschießen können.«
    Avery war unsicher, was er sagen sollte. »Aber ich glaube doch, jeder Offizier möchte sein eigenes Schiff.«
    »Das bezweifle ich.« Er griff nach Averys Arm, verfehlte ihn aber in der Dunkelheit.
    »Wir haben einen Krieg auszufechten, Mr. Avery. Verdrängen Sie alle anderen Gedanken. Sie haben es für mich getan, und es war richtig. Jeder Befehlshaber muß die Stärken und Schwächen seiner Kommandanten kennen.«
    Allday stellte ein Glas neben seine Hand. »Ein Schlückchen, Sir Richard.« Mehr konnte er nicht sagen.
    »Wir warten an Deck, Sir.« Avery folgte dem kräftigen Bootssteuerer ins Sonnenlicht. Es schien unglaublich, daß die
Anemone
bereits gewendet hatte und in Lee von ihnen lief. Avery sah Männer an den Kanonen vorbeilaufen und die Bootstaljen klarmachen. Er drehte sich um und war erstaunt, wie intensiv ihn Allday anblickte.
    »Was gibt es?«
    »Ich kenne Sie noch nicht lange, Sir, aber ich glaube, daß Sie jetzt zu Sir Richards kleiner Crew gehören, wie er uns nennt.« Er lächelte nicht. »Sonst würde ich kein Wort sagen.«
    »Es tut mir leid um Jenour, aber ich kannte ihn kaum.«
    »Er war ein guter Mann. Wir vertrauten ihm alle, meine ich.« Dann entschloß er sich. »Ich glaube, Sie sollten es wissen, Sir, weil ich gesehen habe, daß er Sie mag …« Er zögerte.
    »Sollten Sie es weitersagen, werde ich es erfahren!«
    Avery wartete ab, weil er wußte, daß die Mitteilung nicht nur bedeutsam, sondern lebenswichtig war.
    »Er wird blind, Sir, auf dem linken Auge. Er wurde schwer verwundet, deshalb müssen wir auf ihn aufpassen.«
    »Ich danke Ihnen für das Vertrauen, und ich meine das ganz ehrlich.«
    Allday schien ihn nicht zu hören. »Sir Richard hatte einen Flaggleutnant, den Ehrenwerten Oliver Browne. Ein echter Gentleman, und das meine ich im besten Sinne des Wortes. Der sprach immer von den
glücklichen Auserwählten.
Dann kam er ums Leben.« Seine Augen wurden hart. »Noch nicht mal in einem Seegefecht.« Er drehte sich weg, als
Anemones
Segel back geholt wurden und die Gig elegant ausgebracht wurde. Über die Schulter zurückgewandt, meinte er: »Jetzt gehören auch Sie zu den glücklichen Auserwählten, Sir.«
    Die
Valkyrie
drehte in den Wind, ihre Segel donnerten in der frischen Brise. Avery stand an den Finknetzen, während sich die Ehrenformation bereitmachte, den Kommandanten der
Anemone
zu empfangen.
    »Ach, da sind Sie.« Bolitho kam aus dem Niedergang und blickte zuerst auf den Kompaß, bevor er den Gruß des Wachoffiziers erwiderte. Avery beobachtete ihn und war bewegt von der Leichtigkeit, mit

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