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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Ozzard die Tür öffnete, lief ihm ein eisiger Schauer den Rücken hinunter, denn er erkannte den grauen Haarschopf des Arztes.
    »Was …?«
    Minchin trat ein und wischte sich die Hände an seiner Schürze ab. Er grinste beinahe. »In sicherem Fahrwasser, Sir Richard, aber es war ziemlich eng.«
    »Sie meinen, er ist über dem Berg?« Darauf war er nicht vorbereitet gewesen.
    Minchin nickte. »Es wird eine Weile dauern, aber das Fieber fällt. Ich bin selber überrascht.«
    »Kann ich ihn besuchen?«
    »Er hat nach Ihnen gefragt, Sir Richard.« Er verbeugte sich, und man konnte eine starke Rumfahne riechen. »Meinem Sanitätsgasten gebührt die Ehre. Er studiert die medizinische Lektüre von morgens bis abends. Meiner Meinung nach ist er ein besserer Chirurg als die meisten von uns.«
    Bolitho eilte die beiden Treppen zum Lazarett hinab. Nach allem, was geschehen war, war das die beste Nachricht seit langem.
    Herrick blickte ihn von der Koje aus an und versuchte zu lächeln. »Du hast gesagt, ich würde durchkommen«, flüsterte er schwach und schloß die Augen. Allday grinste, in seiner Pranke hielt er ein Glas Brandy. Der Sanitätsmaat Lovelace, ein bleicher, ziemlich weibisch wirkender junger Mann, dessen graue Gesichtsfarbe darauf hindeutete, daß er das Lazarett nur selten verließ, erläuterte: »Das Schiff lag ruhig, also benutzte ich die Doppelhautlappenmethode. Sie ist schwieriger, vermindert aber die Gefahr des Wundbrands.«
    Bolitho betrachtete ihn ernst. »Ich bin Ihnen sehr verpflichtet und werde Sie in meinem nächsten Bericht lobend erwähnen.«
    Sie warteten ab, bis Lovelace gegangen war, dann brummte Herrick: »Der Kerl genießt wirklich seinen Job.« Er stöhnte, als er sich bewegte, aber er schien bei klarem Verstand zu sein, denn er fragte: »Was ist mit dem Feind und diesem verdammten englischen Überläufer? Ich habe gehört, daß Kommodore Keen den Konvoi zurückhalten soll – stimmt das?«
    Bolitho meinte darauf leichthin: »Gibt es auf diesem Schiff denn keine Geheimnisse, Thomas? Aber du hast recht, ich hielt es für das Beste.«
    Er drehte sich um, als Schritte im Niedergang zu hören waren und die hellen Hosen eines Fähnrichs im fahlen Licht des Unterdecks erschienen.
    »Mit respektvollen Grüßen des Kapitäns, Sir Richard …« Seine Augen wanderten zur Koje hinüber und zu dem Verband, wo Herricks Unterarm gewesen war.
    »Wir sind alle ganz Ohr, Mr. Harris.«
    Der Junge errötete unter dem strengen Blick seines Admirals. »Der Ausguck meldet Geschützfeuer, vermutlich im Süden.«
    Bolitho unterdrückte seinen Wunsch, sofort auf das Achterdeck zu eilen. Es kam zwar oft vor, daß der Ausguck weit entfernte Geräusche bemerkte, doch diesmal kamen sie aus der falschen Richtung. Tyackes
Larne
hätte sie sonst gemeldet.
    »Ich komme an Deck.« Er blickte wieder Herrick an. »Ich kann dir nicht sagen, was das bedeutet.«
    Herrick betrachtete ihn nachdenklich, so als würde ihn etwas umtreiben. »Ist es etwas Unerwartetes, Richard? Sind wir darauf vorbereitet?«
    Das wir freute ihn mehr als alles andere. Er legte eine Hand auf Herricks gesunden Arm. »Ich bin oft genug ein Admiral mit nur zwei Schiffen gewesen. Dieses Mal habe ich ein Schiff mit zwei Admiralen!«
    Allday bemerkte besorgt: »Ich werde jetzt besser gehen!« Herrick wurde müde. Entweder hatte ihm Minchin etwas verabreicht, oder es war Alldays Brandy. Ruhig brummte er: »Ich werde es dir niemals vergessen, du Lump!« Allday grinste: »Schon wieder ganz der alte!«
    Bolitho fand Trevenen und seine Offiziere an der Reling des Achterdecks, wo alle durch ihre Teleskope auf die leere Kimm starrten.
    »An Deck! Segel im Süden!«
    Trevenen blickte grimmig. »Wir sollten Schiff klar zum Gefecht machen, Sir Richard.«
    Bolitho rieb sich das Auge. Warum so früh? Warum war der Mann so angespannt?
Laertes'
weiße Segel waren als winziger Punkt an der Kimm zu erkennen, die
Larne
stand gut in Luv. Immer in Blickkontakt. Trevenen fuhr fort: »Eine Breitseite vermute ich, Sir Richard.« Er klang verstört und konnte es nicht verbergen. »Nur eine.«
    »Nun, dieser Fremde muß uns gesichtet haben, Kapitän Trevenen, er scheint den Kurs beizubehalten.« Er richtete sein Fernglas sorgfältig aus und benutzte dazu die Schulter von Fähnrich Harris. Das würde der Hundewache Gesprächsstoff liefern.
    »An Deck! Es ist eine Fregatte, Sir!« Avery fragte: »Welche?«
    Jemand murmelte: »Bei Gott, dieser Kommandant weiß, wie man einem Schiff

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