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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Pulvermagazin, vielleicht hatte die Brigg aber auch Pulvernachschub für Barattes Freibeuter transportiert.
    Als der Donner verklungen war, lag schwarzer Rauch wie ein Leichentuch über den sinkenden Resten des Schiffes.
    Bolitho sah zu, bis sich die See nach heftigen Turbulenzen wieder beruhigt hatte. Wofür das alles, fragte er sich? Hatte Baratte damit bewiesen, daß er besser als sein Vater gewesen war? Der Sache seines Vaterlandes treu ergeben? Also persönliche Eitelkeit?
    Er hörte sich selbst sagen: »Zurück zu den anderen, Mr. Urquhart. Der Zahlmeister soll eine Extraration Rum ausgeben.« Er blickte auf die Männer, die früher sogar zum Sprechen zu feige gewesen waren. »Heute sind sie alle Helden.«
    Avery trat zu ihm. »Was wird jetzt mit uns passieren, Sir Richard?«
    »Wir fahren nach Hause, wenn es noch Gerechtigkeit gibt.« Er hing dem Gedanken nach. Dann änderte sich seine Laune schnell. »Außerdem müssen wir eine Hochzeit ausrichten.« Er schlug Allday auf die Schulter. »Dieser Mann muß sein Wort halten!«
    Überraschenderweise reagierte Allday nicht so, wie er erwartet hatte. Er erwiderte leise: »Würden Sie das wirklich tun, Sir Richard?«
    Die Männer auf den anderen Schiffen brachen jetzt in Hochrufe aus. Angst und Schmerz waren verflogen. Bis zum nächsten Mal.
    Aber Bolitho hörte nur die Worte seines alten Freundes. Seiner Eiche.
    Irgendwann in der Vergangenheit hatte er einmal ein Flaggensignal setzen lassen. Seine Bedeutung schien ihm jetzt sehr passend für diesen besonderen Mann zu sein.
    »Ich fühle mich geehrt.«
     
    Epilog
    Richard Bolitho griff nach der Kordel des Handgriffs, als die Kutsche durch die Schlaglöcher schaukelte. Es war, als ob man in einem kleinen Boot durch rauhe See segelte. Er fühlte sich ausgelaugt, jeder Knochen seines Körpers schmerzte von der endlosen Reise. In seinem müden Kopf vermischten sich undeutliche Eindrücke, die er seit seinem Anlandgehen in Portsmouth aufgenommen hatte. Von dort war er sofort nach London geeilt, um seinen Bericht zu machen.
    Die ganze Zeit war er bemüht gewesen, möglichst schnell abzureisen, um den langen Weg nach Westen hinter sich zu bringen. Surrey, Hampshire, Dorset, Devon. Er wußte nicht mehr, wie oft sie angehalten hatten, um die Pferde zu wechseln, in wie vielen Gasthäusern sie gewesen waren. Sogar an die Übernachtung in einer der Pferdewechselstationen erinnerte er sich nur undeutlich. Leute hatten ihn angestarrt, hatten sich gefragt, was ihn so nach Westen trieb, waren zu höflich oder zu nervös gewesen, um ihn direkt zu fragen. Gerüche von Fleischpasteten und geräucherten Aalen, Dienerinnen mit weit aufgerissenen Augen, joviale Wirte, die vom Geschäft mit den Kutschen weitaus besser lebten als die Kutscher.
    Allday lag ihm gegenüber auf dem Sitz, sein braunes Gesicht war im Schlaf entspannt. Wie die meisten Seeleute konnte er überall schlafen, sobald sich eine Gelegenheit ergab.
    Er konnte es kaum glauben, daß er nach allem, was passiert war, wieder in England war. Baratte war tot. Tyacke, der das ganze Gebiet nochmals abgesucht hatte, hatte keine lebende Seele entdecken können, die die schreckliche Explosion überlebt hatte.
    Unter Notbesegelung, ständiger Pflege der Verwundeten und Ausbesserung der Schäden, auch auf den beiden französischen Prisen, waren sie nach Kapstadt zurückgekrochen. Dort hatte Bolitho zu seinem großen Erstaunen den Befehl vorgefunden, das Kommando an Kommodore Keen zu übergeben und nach England zurückzukehren. Sie waren Keens Konvoi begegnet, aber nicht nahe genug, um Nachrichten austauschen zu können. Doch Bolithos Flagge im Vortopp hatte Keen alles gesagt, was er wissen mußte. Der Weg war frei, die Landungen auf den Inseln um Mauritius konnten beginnen.
    Bolitho wischte mit dem Ärmel über das Fenster. Sie waren wieder früh aufgebrochen, wie immer, wenn die Straße gut war. Kahle schwarze Bäume, naß vom Tau der Nacht oder vom Regen, weite geschwungene Felder und dahinter Hügel. Er zitterte und nicht nur vor Aufregung. Es war November, und die Luft war bitterkalt.
    Er dachte an den Abschied und die überraschenden Trennungen. Leutnant Urquhart war als diensttuender Kommandant der
Valkyrie
zurückgeblieben. Er überwachte die Reparaturen, bis ein neuer Kommandant bestellt war. Am Erstaunlichsten war das Verschwinden von Trevenen in der letzten Nacht vor dem Einlaufen in Kapstadt. Ein schicksalhafter Unfall? Oder hatte er sich nicht in der Lage gesehen, die

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