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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Straßenrand, aber die Sonne schien kalt und es gab keinen Hinweis auf drohenden Schneefall.
    Er wußte, daß Allday sich aufgesetzt hatte und ihn beobachtete. Er mochte groß und breit sein, aber wenn nötig, konnte er sich bewegen wie eine Katze.
    Er blickte ihn an und erinnerte sich an die Verzweiflung in seiner Stimme, als er ihn daran gehindert hatte, den Sanitätsmaaten Lovelace wegzustoßen.
    »Hörst du das, alter Freund?«
    Ein Ausdruck des Verstehens glitt über Alldays verwitterte Gesichtszüge. Er nickte.
    Ruhig sagte Bolitho: »Kirchenglocken. Falmouth.«
    Alles schien hier so weit entfernt zu sein. Mauritius würde inzwischen in englischer Hand sein, sehr zur Erleichterung der Ehrenwerten Ostindischen Handelsgesellschaft. Barattes Freibeuter und Piraten wie Simon Hannay konnten jetzt nirgendwo mehr vor den englischen Fregatten Unterschlupf finden.
    Er war sehr erpicht darauf, nach Hause zu kommen, trotzdem beunruhigten ihn seine Zweifel. Er berührte sein Auge, ohne Alldays plötzliche Besorgnis zu bemerken. Er sah Portsmouth Point vor sich, wo er von der kleinen
Argyll
an Land gepullt worden war. Er hatte sich im Heck umgedreht und auf die ankernde Fregatte zurückgeblickt. Es war ein klarer Morgen wie dieser gewesen, die Fregatte hatte sich scharf gegen die Isle of White und die bewegte See abgezeichnet.
    Dann hatte er das Auge abgedeckt, von dem er geglaubt hatte, daß es durch die Splitter erblindet war, und hatte nochmals geschaut. Das Schiff war verschwommen gewesen, und die See hatte dunkler ausgesehen.
    Allday beugte sich vor. »Verzeihung, Sir Richard, aber ich denke, daß ich doch nicht heiraten werde.«
    Bolitho starrte ihn an. »Wieso denn nicht?«
    Allday grinste schlau. »Weil ich glaube, daß Sie zu viele Sorgen haben, als daß ich Sie alleine lassen könnte.«
    Bolitho blickte auf seine Hände. »Ich weiß nicht, was ich tun werde, alter Freund. Aber du wirst heiraten!« Er steckte den Kopf aus dem Fenster und rief dem Kutscher zu: »Blasen Sie in Ihr Horn, sobald Sie die Reede von Carrick sehen!«
    Die Pferde stampften, und die Bremse wurde gelöst. Dann rollten sie die abschüssige Straße hinab.
    Beim Klang des Horns stob ein Schwarm Krähen von den Feldern in die Höhe, und ein paar Möwen krächzten ärgerlich über ihnen.
    Knechte, die eine niedrige Mauer reparierten, blickten sich um und sahen der unbekannten Kutsche nach, die über und über mit Straßendreck bedeckt war. Dann rief einer seinen Kameraden etwas zu.
    Ein Bolitho ist zurück! Ein Bolitho ist zurück!
Das sagten die Leute in Falmouth schon seit vielen Generationen.
    Bolitho lehnte sich aus dem Fenster, sein schmerzendes Auge vergessend, alles hinter sich lassend, während die kalte Luft seine Müdigkeit verjagte.
    Dann sah er sie. Die schöne Stute Tamara, die er ihr geschenkt hatte, kam die letzte Meile der Poststraße herangaloppiert. Bolitho rief: »Halten Sie an!«
    Catherine parierte das Pferd durch, bis ihr Gesicht das seine fast berührte. Sie war außer Atem. Ihr Haar wehte im Wind, die pelzbesetzte Kapuze war nach hinten gerutscht.
    Er stand auf der Straße und half ihr vom Pferd.
    »Ich wußte es, Richard! Ich wußte, daß du kommst!«
    Er spürte die Tränen auf ihrem kühlen Gesicht, ihre verlangenden Arme, die ihn umschlangen. Sie vergaßen alles um sich herum in diesem Augenblick. Sie hatten sich wiedergefunden.
    Ein Bolitho ist zurück.
    John Allday und Unis Polin heirateten genau eine Woche vor dem Christfest des Jahres 1810 in der kleinen Kapelle von Fallowfield.
    Ozzard hatte viele Male betont, daß es eine gute Sache sei, denn von nun an würde Allday nicht mehr jedermann mit seinen ständigen Beschwerden und Sorgen auf die Nerven gehen.
    Es war ein schöner Tag mit klarer Luft und hellem Sonnenschein. Viele Hochzeitsgäste, die dem Hochzeitspaar Glück wünschen wollten, kamen zu Fuß, wegen des scharfen Südwestwindes aus der Falmouth Bay dick angezogen.
    In der kleinen Kirche hatte noch nie ein derartiger Andrang geherrscht, und der junge Pfarrer war offensichtlich nervöser als das Paar, das er trauen sollte. Es lag wohl nicht nur an der Anzahl der Gäste, sondern an deren Zusammensetzung. Von Englands Seeheld und seiner schönen Lady war bis zu den örtlichen Arbeitern alles vertreten. Allday hatte viele Freunde und wurde immer herzlich aufgenommen, wenn er von See zurückkam. Ein paar Seeleute, viele Tagelöhner, die Männer der Küstenwache, Steuereintreiber, Bauern, Kutscher und vermutlich

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