Daemmerung ueber der See
ist, können Sie dieses Schiff segeln?«
Der Erste Leutnant nickte wie eine Marionette. Sein Gesicht war bleich.
»Das kann ich, Sir!«
»Dann machen Sie es. Wir werden zu unseren anderen Schiffen stoßen, die ganz schön unter Druck stehen werden.« Einer der Sanitätsgasten trat hinzu, um Herrick zu stützen, aber der stieß ihn zur Seite und zog seine Uniformjacke fester um die Schulter. »Kümmern Sie sich um die anderen, verdammt noch mal!«
Bolitho lag steif zwischen Alldays Knien und hätte beinahe geschrien, als Lovelaces starke Finger seine Augenlider öffneten und mit einem weichen Lappen eine brennende Salbe hineinrieben. Die Schlacht tobte währenddessen in der Ferne. So als ob sie in einer anderen Welt stattfand.
Was er immer befürchtet hatte, war eingetreten. Ohne Warnung und ohne Gnade. So wie bei den anderen Männern, die jetzt zu Minchin hinuntergeschafft wurden. Wie konnte er nun zu Catherine zurückkehren? Wie konnte er daran auch nur denken?
Lovelace knurrte: »Halte ihn gut fest, Allday!« Dann drehte er Bolitho in Richtung des stärker werdenden Sonnenlichts und blickte sehr konzentriert in das Auge. »Blicken Sie nach oben, Sir Richard.«
Bolitho öffnete das Auge und spürte, wie sich Allday verspannte, als er ihn ansah. Einen Moment lang waren da nur Nebel und treibende blutige Flecken, dann fügte sich alles wieder zu einzelnen festen Gegenständen zusammen. Herrick mit den glänzenden Epauletten eines Konteradmirals, der die Reling mit einer Hand umklammerte und auf etwas starrte, was zwischen den zerrissenen und blutverschmierten Finknetzen lag. Der kleine Fähnrich, auf dessen Schulter er das Fernglas aufgelegt hatte, sah auf ihn hinunter und schluchzte lautlos, als die Kanonen verstummten. Dann kam das beschädigte Rigg, die zerrissenen Segel. Ein Seesoldat im Großmars winkte mit seinem Hut. Wen grüßte er, fragte er sich verwundert.
Er wagte es kaum aussprechen. »Ich kann wieder sehen.« Er sträubte sich nicht, als Lovelace auch das andere Augenlid anhob. Einen Moment lang sah Bolitho die Überraschung, ja den Schock in seinem Gesicht, doch dann sagte er ruhig: »Ich fürchte, dieses Auge wird sich nicht verbessern, Sir Richard.«
»Helfen Sie mir auf.«
Bolitho stand zwischen ihnen, während Lovelace noch kleine Splitter rings um das Auge entfernte. Sie waren so klein, daß man sie kaum erkennen konnte, doch jeder einzelne war zuviel.
Lovelace lächelte ernst: »Da waren auch Farbsplitter dabei, Sir Richard.« Er blickte weg, als jemand im Todeskampf aufschrie. »Ich muß gehen, Sir, ich werde gebraucht.« Er blickte Bolitho an, und Avery hatte das Gefühl, als ob er nach Worten suchte. »Und ich würde gern Ihr Angebot annehmen.«
Urquhart rief: »Barattes
Chacal
hat sich der
Anemone
ergeben!« Er war vor Aufregung ganz aus dem Häuschen.
Bolitho wanderte an die Reling des Achterdecks, Alldays Schatten folgte ihm wie ein Mantel.
»Was ist mit der
Laertes
?« Er nahm sich ein Teleskop und stöhnte, als das Sonnenlicht seine Augen traf.
Bevor wieder alles undeutlich wurde, sah er, daß die
Anemone
fast längsseits bei der französischen Fregatte lag. Ihr Fockmast war weggeschossen worden und lag wie eine Behelfsbrücke über Barattes Schiff. Zwei Kabellängen entfernt hatte sich die
Laertes
mit dem
Le Corsaire,
dem Schiff des Verräters, angelegt. Es würde Baratte doppelt ärgern, daß sein Schiff von Adam niedergekämpft worden war. Er erkannte alles, bis ihn das helle Licht zwang, das Glas abzusetzen. Die Segel der
Anemone
hingen in Fetzen, das Rigg war ein einziges Chaos. Doch Adam war am Leben. Kein anderer Kommandant hätte sein Schiff so unerschrocken eingesetzt.
Er spürte Herrick neben sich und wußte, daß Allday grinste, und das trotz der Toten und Verwüstungen um sie herum.
Herrick meinte leise: »Sie haben uns also doch nicht gebraucht. Aber wenn der Yankee sich durchgesetzt hätte, weiß man nicht, was passiert wäre.«
Urquhart meldete: »Keine Flaggensignale, Sir.«
Bolitho nickte. »Der gefährlichste Franzose schwimmt gerade noch. Sie haben es geschafft, und ich habe es nicht gesehen.«
Herrick schwankte und blickte auf das Blut, das aus seinem Stumpf tropfte.
»Und der wollte uns als seine Gefangenen vorführen! Möge er verrotten!«
Avery fragte: »Befehle, Sir Richard?«
»Wir müssen die anderen bei ihren Prisen unterstützen. Danach …« Er fuhr herum und erkundigte sich: »Keine Signale, Mr. Urquhart? Kein Wunder, daß Kapitän
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