Daemmerung ueber der See
trafen die von Bolitho. »Ich werde die Angelegenheit nicht weiter verfolgen.«
Bolitho nickte. »Da draußen ist irgendwo die Brigg
Orcadia.
Sie wird von einem Mann befehligt, der auch Leutnant war und Prisenkommandant, aber es gibt einen Unterschied: Ich habe es ihm befohlen! Auch ich bekam mein erstes Kommando, nachdem ich eine Prise geführt hatte, aber denken Sie daran:
Es wurde mir so befohlen!
Man kann es sich nicht aussuchen.« Er sah seine Unsicherheit und fragte sich, wie Allday hinter das Geheimnis des Leutnants gekommen war. Bolitho ging weiter, und sofort nahm die Ehrenwache Haltung an.
Allday wußte, was sich gerade abgespielt hatte, und gleichzeitig war ihm klar, daß der Flaggleutnant es nicht wußte. Er folgte Avery in die Gig und quetschte sich neben den rundlichen Sekretär. Er verschwendete keinen Blick an die mit versteinerten Gesichtern starr dasitzenden Matrosen. Allday war froh, daß er nicht unter dem Kommando Trevenens dienen mußte. Der Leutnant hatte überrascht ausgesehen. Bolithos Worte waren kein Befehl, sondern eine Warnung gewesen. Er wäre ein Narr, würde er sie nicht befolgen. Allerdings waren nach Alldays Meinung die meisten Leutnants Narren. Er beobachtete genau, wie Bolitho die Gig bestieg, und hätte ihm fast eine Hand gereicht.
Avery bemerkte es, wie schon mehrere Male davor. Er sah, daß Yovell ihn nicht aus den Augen ließ. Er wußte also um das ihm unbekannte Geheimnis, wie auch der schweigsame Steward Ozzard.
»Absetzen! Riemen bei! Ruder an überall!«
Allday beobachtete den Leutnant im Heck, der das Boot befehligen mußte, weil ein Flaggoffizier an Bord war, und deshalb so nervös war wie eine verschreckte Katze.
Bolitho überschattete wieder seine Augen, um sich die
Anemone
anzusehen, an der sie schnell vorbeipullten. Männer waren mit Farbeimern und Pinseln dabei, die Einschläge der Kugeln zu beseitigen, die die Scharfschützen der
Tridente
verursacht hatten, bevor die Breitseite der
Anemone
sie außer Gefecht gesetzt hatte. Sie war von der
Eaglet
geschleppt worden. Niemand konnte Adam dafür kritisieren, daß er einen Angriff durch ein kaum bekanntes Riff gewagt hatte. Andere Schiffe hatten nicht zur Verfügung gestanden. Bolitho lächelte grimmig. Wären die Dinge schlecht gelaufen, hätte Adam sicher besser als jeder andere gewußt, was ihn das gekostet hätte. Er musterte die anderen Schiffe seiner kleinen Flottille. An Deck der
Glorius
sammelten sich schon die Rotröcke, um ihn zu begrüßen. Es war nicht gerade eine Flotte, aber wenn man sie aggressiv und richtig nutzte, mochte es ausreichen. Sobald
Thruster
wieder da war und Tyacke von seiner Patrouille eintraf, waren sie bereit.
Allday murmelte: »Schönes Schiff, Sir Richard.« Er klang nachdenklich. Wahrscheinlich erinnerte er sich an ihre erste Begegnung auf der
Phalarope.
Nachdem sie zuerst von einem Tyrannen vom Schlage Trevenens kommandiert worden war, wurde sie anschließend eine Legende. Herrick hatte dabei eine große Rolle gespielt. Der Gedanke daran machte ihn traurig.
»Bug!«
Bolitho war dankbar über den Schatten, den der Rumpf des großen Schiffes über ihnen spendete. Es war merkwürdig, daß er sich nie an diese Seite des Dienstrituals gewöhnen konnte. Als junger Kommandant und noch jetzt als Vizeadmiral fragte er sich, was die Männer, die dort bewegungslos im Sonnenlicht standen, von ihm dachten. Wie immer mußte er sich sagen, daß sie noch unsicherer waren als er.
Avery sah Bolitho nach, der leichtfüßig an der verwitterten Seite des Vierundsiebzigers emporkletterte. Er erkundigte sich leise bei Yovell: »Hat sich Sir Richard im Laufe der Jahre sehr verändert?«
Yovell packte seine Aktentasche. »Ein wenig, Sir.« Er sah ihn neugierig an. »Aber am meisten hat er uns verändert.«
Allday grinste. »Ich denke, daß man Sie an Bord erwartet, Sir.«
Er blickte dem Leutnant nach, der fast gestürzt wäre, als er zu seinem Vorgesetzten aufschließen wollte.
Yovell meinte: »Ich bin mir noch nicht sicher, was ich von ihm halten soll.«
»Dasselbe könnte ich von dir behaupten, Kumpel.« Sie kicherten wie Verschwörer.
Seine Britannischer Majestät Brigg
Larne,
bestückt mit vierzehn Kanonen, stampfte und gierte in der langen Dünung. Die schlaffen Segel und das Schlagen der Takelage zeigten ihren beklagenswerten Zustand nur zu deutlich an.
Ein paar Männer bewegten sich an Deck, einige stolperten herum wie Betrunkene, wenn der kurze Rumpf in ein Wellental fiel. Irgendwo an
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