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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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die Bitterkeit bei Herrick saß.
    Der andere Zweidecker war die
Glorius.
Es war klug von Keen gewesen, sie als Flaggschiff auszuwählen. Mit ihrem Kommandanten John Crowfoot, der immer den Eindruck eines vertrottelten Landgeistlichen vermittelte, würde man die Tagesgeschäfte leichter abwickeln können als mit Rathcullen.
    Keens andere Schiffe waren mit unziemlicher Hast sofort wieder ausgelaufen. Vielleicht hatten ihre Lordschaften befürchtet, daß Bolitho seine Befugnisse überschreiten und die Schiffe seinem Kommando unterstellen könnte.
    Bolithos Verhältnis zu Trevenen hatte sich nicht verbessert. Als Adam triumphierend mit seinen Prisen eingelaufen war, dem Freibeuter
Tridente
und einer nützlichen französischen Handelsbrigg, hatte Trevenen seinen Ärger und Neid kaum verbergen können.
    Bolitho hatte die beiden Prisen zusammen mit der US-Brigg
Eaglet
nach Freetown geschickt, wo ein Prisengericht über ihr weiteres Schicksal entscheiden sollte. Die HMS Brigg
Thruster,
die schließlich mit Jenours
Orcadia
am Kap angekommen war, hatte er als Eskorte mitgeschickt. Sie konnte zwar keinen überlegenen Feind vertreiben, aber die Besatzungen der Prisen täglich an die Macht des Königs erinnern.
    Bolitho war an Bord der
Valkyrie
zurückgekehrt, obwohl die meisten Admirale es vorgezogen hätten, in den komfortablen Quartieren der Garnison zu wohnen. Er spürte, daß sein Platz auf See war, und er wollte bereit sein, ankerauf zu gehen, sobald er Nachrichten über den Aufenthalt von Baratte erhielt. Über Herrick gab es keine Neuigkeiten. Erwartete Baratte, daß ein Angriff vorbereitet wurde, um ihn zu befreien? Oder wurde er als Geisel für einen anderen Zweck zurückgehalten?
    Er blickte zu Yovell, der über den kleinen Schreibtisch gebeugt war. Seine Feder kratzte geschäftig beim Schreiben neuer Befehle für die verschiedenen Kommandanten. Das Schiff war so ruhig wie immer, er meinte aber trotzdem, einen Unterschied zu spüren. Man pflegte zu sagen, daß ein Schiff so gut war wie sein Kommandant und nicht besser. Trevenen war auf Keens
Glorius
gefahren, wo sich bald auch alle anderen Kommandanten einfinden würden.
    Er nahm seinen Hut. »Ich gehe an Deck. Kommen Sie mit mir, sobald mein Boot bereit ist!«
    Er fand Avery auf dem Achterdeck, wo er ruhig mit Allday sprach. Die Schranken zwischen ihnen schienen gefallen, worüber Bolitho froh war.
    Er überschattete seine Augen, um seine kleine Flotte zu mustern, die von den beiden Vierundsiebzigern dominiert wurde. Die
Valkyrie
würde für die Ausgucksleute oder Müßiggänger genauso imposant aussehen. Es war schon merkwürdig, wie sich alte Schiffe trennten und wieder zusammenfanden.
Die Familie.
Bei seinem letzten Geschwader hatte er seine Flagge auf der
Black Prince
gesetzt; ein Vierundsiebziger
Valkyrie
war auch dabei gewesen, und er fragte sich, was wohl aus dem geworden war. Aufgelaufen, in irgendeinem Gefecht in die Luft gegangen oder in eine verrottende Hulk verwandelt wie das Schiff in Freetown …? Er blickte über das weite Deck der Fregatte und auf die Männer, die die hundert kleinen Arbeiten verrichteten, die der Tagesdienst mit sich brachte. Einige blickten zu ihm hinauf, und er meinte den Jungen wiederzuerkennen, der ihm zugelächelt hatte. Loyalität entstand von oben nach unten. Es war nicht nur Trevenens Fehler, daß es ein unglückliches Schiff war.
Es beginnt bei mir.
    Er sah zur Küste und den weißen Gebäuden hinüber und stellte sich die Soldaten vor, die wie immer in einer Staubwolke exerzieren würden.
    Sie konnten nicht mehr lange warten. Ein Regiment würde bald in Indien eingeschifft werden, während sich seine Streitmacht den französischen Inseln aus Südwesten näherte. Er begann langsam auf und ab zu schreiten. Die Hitze auf seinen Schultern nahm er kaum wahr.
    Der Feind war über ihre Vorbereitungen sicherlich informiert. Bei den vielen Küstenfrachtern und Handelsschiffen war eine Geheimhaltung unmöglich. Und was war mit der großen US-Fregatte
Unity
? Lag sie friedlich im Hafen von Bourbon oder Mauritius? Jedenfalls würde sie die Hoffnung des Feindes stärken, wo auch immer sie war.
    Er wußte, daß Allday das Gespräch abbrach, um ihn zu beobachten. Seine Sorge freute Bolitho zwar, beunruhigte ihn aber auch zugleich, denn er fragte sich, wann Avery den Zustand seines Auges herausfinden würde. Was würde er dann tun? Einen Brief an Sillitoe schreiben, um ihn über eine Schwäche Bolithos zu informieren, die der noch nicht

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