DAEMON
an die Wand. Waucheuer und die anderen hatten die schwere Breaching-Ausrüstung dabeigehabt – die Schneid- und Verstärkerladungen. Merritt hatte nichts als eine Rolle Sprengstreifen, und damit war dieser Stahltür nichts anzuhaben.
Wieder war Sobols Stimme direkt bei ihm. «Hilft es Ihnen, wenn ich Ihnen sage, dass sich dahinter sowieso nichts Wichtiges befindet?»
Merritt blickte in die Wassergrube hinab. Er inspizierte die Wände. Sie waren gemauert und dick mit schwarzer Farbe gestrichen. Die Grube befand sich auf dem gleichen Niveau wie der Keller – und vermutlich auch der Serverraum.
Merritt steckte die Pistole weg und nahm die restlichen Granaten von seinem Gurtzeug. Vier Schockgranaten hatte er noch. Er zog die Rolle Primasheetstreifen und eine Rolle Sprengschnur aus seiner Oberschenkeltasche und wickelte beides fest um die Granaten. Dann stand er auf und stellte sich breitbeinig über die Grube. Er ließ das Sprengpaket hinabfallen und wickelte dabei die Sprengschnur ab. Dann duckte er sich hinter die Ecke und zündete.
Die gedämpfte Detonation ließ einen kleinen Geysir an die Decke schießen. Der Fußboden bebte. Dann hörte Merritt, wie sich Wasser durch eine Öffnung ergoss. Er hatte die Schlacksteinmauer gesprengt.
Er trat wieder an die Grube und sah Wasser durch die Wand in den Serverraum strömen.
Plötzlich hallte ein Warnsignal durchs Haus, und an der Deckeflackerten Feueralarm-Blinklichter. Eine britisch klingende Frauenstimme sagte über eine normale Lautsprecheranlage: «Unbefugtes Eindringen in Hauptdatencenter. Selbstzerstörungssequenz wird gestartet.» Pause. «Ohne Countdown.»
«Scheiße.» Merritt wusste, die Haustür war um die Ecke und durch die Eingangshalle. Er sprintete gerade los, als ein durchdringendes Piepen durchs Haus schrillte. Es war wie ein Rauchmelder auf Steroiden – das Geräusch bohrte sich tief in sein Gehirn.
Die Sprinklerkopfdeckel in der Decke sprangen ab, und die Sprinkler kamen zum Vorschein. Er hörte das Zischen sich aufbauenden Drucks. Merritt blickte geradeaus. Die Vordertür der Villa gut dreißig Meter weiter stand immer noch offen – dank des Keils, den das Sprengstoffteam daruntergeschoben hatte. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und spurtete los.
Die Sprinkler erwachten zum Leben und sprühten Benzin auf das edle Interieur. Er war immer noch zwanzig Meter von der Haustür entfernt, als plötzlich an der Decke der Eingangshalle eine Halogenbirne aufleuchtete. Das Licht wurde so gleißend hell, dass Merritt nicht direkt hineinblicken konnte.
Als die Birne explodierte und eine brüllende Feuerwand auf ihn zurasen ließ, lieferte Merritts Gehirn einen Kandidaten für seinen letzten Gedanken auf dieser Welt:
Ich werde meine Töchter nicht aufwachsen sehen.
Als er weiterrannte, gab plötzlich der Fußboden unter ihm nach. Er fiel ins Schwarz einer Fallgrube, auf brackiges Wasser zu, in dem sich jetzt Flammenschein spiegelte. Die Zeit verlangsamte sich, und Merritt hatte alle Muße, darüber nachzudenken, was für ein Scheißkerl Sobol war: Er hatte eine Fallgrube aktiviert,
nachdem
er den Bombenroboter unbeschadet durch die Halle hatte fahren lassen.
Hinterlistiges Schwein.
Merritt schlug mit dem Gesicht voran ins Wasser und verlor das Bewusstsein, als die Falltür über ihm zuschnappte.
Aus den Reihen der FB I-Agenten , die das Anwesen umstellt hatten, kamen vereinzelte Aufschreie, denen rasch Gebrüll aus Hunderten von Kehlen folgte. Sobols Villa glühte jetzt orangerot. Dann barsten aus allen Fenstern Flammen. Binnen Sekunden war das ganze Gebäude ein zwanzig Meter hohes Lodern. Das halbe Dutzend Nebengebäude ging ebenfalls in Flammen auf und bildete in Windeseile ein tosendes Inferno.
Trear starrte wie gelähmt hin. Es war das albtraumhafte Waco-Szenario, das er gefürchtet hatte – so gut wie sicher verbunden mit den schlimmsten Verlusten, die das FBI je bei einer einzigen Operation erlitten hatte. Außerdem gingen gerade Sobols sämtliche Daten in Flammen auf. Und mit ihnen Trears Karriere.
19 Sarkophag
Gragg brauchte fast dreieinhalb Stunden, um den WP A-Key für Boerners zweites WLA N-Netzwerk zu knacken. Er musste die ganze Zeit den Motor laufen lassen, um sicherzugehen, dass sein Laptop-Akku nicht schlappmachte. Als er den Schlüssel dann endlich hatte, konfigurierte er seine Karte entsprechend, und wenig später lieferte ihm das DHCP eine I P-Adresse für das drahtlose Netzwerk. Da war es etwa vier Uhr morgens.
Aber
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