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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Fußstapfen führten durch den Matsch in Richtung Straße.
    Gragg blieb einen Moment stehen und überlegte, ob er dem nachgehen sollte. Aber dann beschloss er, dass er wenig Lust hatte, hier draußen herumzulaufen, und stapfte weiter durch den schmatzenden Schlamm in Richtung Haus.
    Schließlich erreichte er einen Sockel aus festem Erdboden, der sich ums Haus herumzog. Seine Beine waren schlammverkrustet, die Füße klatschnass. Er versuchte, sich den Matsch von den Stiefeln zu streifen, gab es dann aber auf. Er lud die Glock durch und trat auf die Türöffnung zu.
    Aus den Kanten der Türöffnung drang diffuses rotes Licht. Es reichte gerade, um einen blanken Steinfußboden erkennbar zu machen, der in das Schwarz hineinführte. Rot. Niederfrequentes Licht, das schon aus etwas größerer Entfernung nicht mehr zu sehen war.
    Plötzlich sagte eine Frauenstimme mit britischem Akzent direkt neben Graggs Kopf: «Kommen Sie herein, Mr.   Gragg.»
    Vor Schreck zog Gragg den Abzug durch. Der ohrenbetäubende Knall der Glock hallte durch die Nachtluft. Die Kugel prallte von der Steinwand ab und pfiff in den Wald hinaus.
    Die Frauenstimme sprach wieder. Sie klang leicht künstlich, abgehackt. «Sind Ihnen Schussdetektoren ein Begriff? Polizeibehörden in größeren amerikanischen Städten installieren sie, um Schüsse sofort zu registrieren und die genaue Stelle zu bestimmen, an der sie abgegeben wurden. Jeder Schuss hat ein ganz bestimmtes Schallmuster, anhand dessen sich sogar die Waffe identifizieren lässt. Sie haben offenbar eine   … Neun-Millimeter.» Kurze Pause. «Die brauchen Sie nicht. Sie haben sich den Zutritt verdient.»
    Gragg sah auf die Glock in seiner Hand. Er holte Luft. Auf technologischem Gebiet hatte er immer das Gefühl gehabt durchzublicken, aber diese körperlose Stimme grenzte an Magie. Er mochte die Rolle des staunenden Primitiven gar nicht. Sie passte nicht zu ihm. Er holte nochmal tief Luft und sagte zaghaft zu der Stimme: «Wer sind Sie?»
    Die Stimme erwiderte streng: «In zehn Sekunden wird sich diese Tür für immer schließen.»
    Gragg konnte keinen Gedanken fassen. Er zögerte kurz, stürzte dann auf schlammglitschenden Sohlen hinein ins Dunkel. Fast noch im selben Moment glitt die Tür hinter ihm geräuschlos zu. Der rote Lichtschein des Türrahmens erlosch, als sich die Öffnung verschloss. Um Gragg war es stockfinster. Der modrige Geruch von draußen war verschwunden, stattdessen umfing ihn extrem saubere, trockene, gefilterte Luft. Er war nicht mehr in Südtexas   …
    Plötzlich begann von den Wänden diffuses weißes Licht auszugehen. Es leuchtete nicht flackernd auf wie Neonlicht,sondern steigerte sich stetig zu einem angenehmen, gleichmäßigen Lichtschein. Es hatte etwas Müheloses, dieses Licht, und es war absolut geräuschlos.
    Gragg fand sich in einem Raum von etwa sieben mal sieben Metern, mit einer Stahltür in der gegenüberliegenden Wand. Die Oberfläche der Tür war von einem marmorierten, metallischen Blaugrau, als ob sie den Blick auf sich ziehen sollte. Die Wände waren allesamt leuchtend weiße Paneele aus einer Art Nylon- oder Fiberglasmaterial. Der Boden bestand aus poliertem Beton.
    Gragg erschrak, als plötzlich die Stimme wieder da war und sich im Kreis um ihn herumbewegte. Er hörte sie, aber es fiel ihm immer noch schwer, ihr Vorhandensein zu akzeptieren. Im
realen
Leben konnte eine Stimme nicht mitten aus der Luft kommen. Das war nicht möglich.
    «Sie haben einen weiten Weg auf sich genommen und viel geleistet.» Pause. «Lassen Sie sich von meiner Stimme nicht einschüchtern. Der Eindruck, dass sie einfach aus der Luft kommt, wird mittels eines Hypersonic-Sound-Systems erzeugt. Das ist frei käufliche Technik. Wünschen Sie eine technische Erklärung? ‹Ja› oder ‹nein›?»
    Gragg musterte Wände und Decke. Da waren kleine Plastikgehäuse verschiedenster Art montiert. Er räusperte sich. «Ja.»
    «Ein Hypersonic-Sound-System oder HSS verwendet keine herkömmlichen Lautsprecher. HSS versetzt Quarzkristalle in Schwingungen, die ein paar tausendmal schneller sind als die einer normalen Lautsprechermembran, und erzeugt so Ultraschallwellen, die das menschliche Gehör nicht erfassen kann. Im Gegensatz zu tieferfrequentem Schall lassen sich diese Schallwellen zielgenau abstrahlen. Richtet man nun zwei solche Strahlen so aus, dass sie sich schneiden, wird dort, wo sie aufeinandertreffen, eine dritte Sorte Schallwellenerzeugt, deren Frequenz exakt die

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