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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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der Vogelschau erschien auf dem Bildschirm. Sie sah aus wie ein Briefingplan.
    «Sie wollen zum Serverraum. Er befindet sich links den Flur entlang, dann wieder links. Man hat Ihnen ja bestimmt einen Plan gegeben, aber für den Fall, dass er verbrannt ist, hier die Wegbeschreibung   …» Die 3 D-Graphik wurde urplötzlich aktiv. Die virtuelle Kamerafahrt führte von oben aufs Haus herab, durch die Tür, die Merritt eingetreten hatte, nach links durch den ans Fernsehzimmer grenzenden Flur, durchs Billardzimmer, wieder links und bis vor die Kellertür – die aufflog,ehe die Kamera in schwarzes Dunkel hinabtauchte. Es war wie ein Ego-Shooter-Videospiel.
    Merritt packte ein Beistelltischchen, fegte die darauf stehende Lampe hinunter.
    Sobols Stimme fuhr ungerührt fort: «Möchten Sie, dass ich die Wegbeschreibung noch einmal laufen lasse? Ja oder nein.»
    Der Plasmafernseher zerbarst, als ihn das solide Möbelstück traf. Der ganze Apparat kippte rückwärts von seinem Ständer und krachte zu Boden.
    «Schluss mit den Psychospielchen.» Merritt packte ein kleines Sofaelement und hievte es sich unter großer Anstrengung auf die Schulter. Dann ging er, die Flinte in der freien Hand, auf die Türöffnung zu, die ins Innere des Hauses führte.
    Die Dimensionen der Villa überstiegen alles, was Merritt sich je unter einem Wohnhaus hätte vorstellen können. Er kam sich eher wie in einem Universitätsgebäude vor. Er schätzte die Deckenhöhe auf vier bis fünf Meter, und auch die Türen und Flure hatten allesamt verschwenderische Ausmaße. Der Flur, der ans Fernsehzimmer angrenzte, war gut und gern drei Meter breit und mit riesigen Terrakottaquadraten gefliest. Er hätte eine durchaus funktionale Fahrstuhlhalle für das Biltmore-Hotel abgegeben. Der Flur führte mitten durchs Haus und war vereinzelt mit mächtigen Möbeln bestückt – finster wirkenden hohen Schränken und eisenbeschlagenen Truhen in einem Stil, der nach spanischer Inquisition aussah. Die Möbelstücke wirkten solide genug, um bei einem Indianerüberfall als Barrikade zu dienen.
    Von der Tür aus spähte Merritt erst einmal nach rechts und links. Er konnte keine der anderen Türöffnungen einsehen. Er wandte sich nach links und schob das Sofaelement vor sich her. Die metallbeschlagenen Füße des Dings kratzten über die Fliesen wie Fingernägel über eine Wandtafel.
    Plötzlich sackte der Fußboden vor ihm weg, und Merritt fing sich gerade noch rechtzeitig, um nicht mit in die schwarze Öffnung zu stürzen. Das Sitzelement rutschte ihm aus den Händen. Er hörte, wie es tief unten im Wasser aufschlug. Die Falltür schnellte wieder hoch, und er hörte eine Verriegelung zuschnappen. Sie sollte offenbar verhindern, dass das Opfer, wenn es einmal in der Fallgrube gelandet war, wieder daraus entkommen konnte.
    Merritt stieß den Flintenkolben mehrmals auf die Falltür. Der Boden wirkte stabil. Da er aber kein Risiko eingehen wollte, ging er ein Stück zurück, um Anlauf zu nehmen. Er spurtete los, sprang über die Falltür hinweg, verlor beim Landen das Gleichgewicht und rollte sich so ab, dass er von einem wuchtigen Schrank gebremst wurde. Sofort war er wieder auf den Beinen und schussbereit.
    Er fühlte das vibrierende Brummen der anspringenden Akustikwaffen, blickte die Wände empor und fand das nächste Akustikelement. Mit einem Schuss legte er es lahm. Dann fand er den dazugehörigen Zwilling an der anderen Wand und schaltete auch den aus. In der Stille, die folgte, schöpfte er erst mal Atem.
    Plötzlich sagte eine Stimme vor ihm: «Wenn Sie sich noch ein Paar Titten und einen Pferdeschwanz zulegen, haben wir richtig Spaß.»
    Merritt zeigte Sobols Stimme einfach nur den Mittelfinger. Sollte er doch reden. Es galt Munition zu sparen.
    Zuerst mal musste er sich orientieren. Er zog einen laminierten Grundriss des Hauses aus seiner Brusttasche. Der Plan war von der Hitze blasig, aber noch lesbar. Merritt fand seinen Standort. Er war nicht weit von der Kellertür – und der Fallgrube, die den Bombenroboter verschluckt hatte. Ihm fiel auf, wie still es war.
    «Was ist, Sobol? Sind Ihnen die Sprüche ausgegangen?»
    Die Stimme war noch an derselben Stelle – direkt vor ihm. «Das habe ich nicht verstanden.»
    «Ich hab gefragt, ob Sie Ihre Zunge verschluckt haben.»
    «Das habe ich nicht verstanden.»
    Ganz klar: Dieses Sobol-Ding konnte ihn nicht wirklich
verstehen
. Es war alles nur ein raffinierter technischer Trick. Ein Logikbaum mit einem

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