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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Waffenarsenal.
    «Du toter Freak.» Merritt steckte den Plan wieder ein und stemmte die Schulter gegen den Schrank, um ihn vor sich herzuschieben. Aber der Schrank wollte sich nicht vom Fleck rühren. Er trat einen Schritt zurück, um ihn genauer zu betrachten. Er hatte schon Eisenbahnbrücken gesehen, die aus weniger Holz bestanden. Der Schrank war mindestens hundert Jahre alt, die Borde enthielten Talavera-Teller und hölzerne Dio-de-los-Muertos-Figuren. Merritt grinste düster, als er die kleinen Skelette betrachtete, die da munter herumhüpften und ihren täglichen Beschäftigungen nachgingen – durch ihr Ableben offenbar nicht weiter beeinträchtigt. Sehr putzig.
    Er nahm einen bronzenen Leuchter von einem der Borde und blickte geradeaus. Vor ihm lagen etwa sieben Meter kahler Flur. Dann war er an der Türöffnung zum Billardzimmer – das zur Kellertür führte.
    Er schlang sich den Riemen der Flinte um und legte sich auf den Bauch – um sein Gewicht auf dem Fliesenboden zu verteilen. Dann drehte er sich um hundertachtzig Grad und klopfte ein paarmal auf den hohlen Boden hinter ihm – um ein Gefühl für den Klang zu bekommen. Schließlich prüfte er ihn dort, wo er lag. Massiv. Es klang deutlich anders. Merritt drehte sich wieder nach vorn, robbte los und klopfte dabei den Boden vor ihm mit dem schweren Leuchter ab.
    Er hatte die Hälfte des Flurteils geschafft, als plötzlich Sobols Stimme etwa dreißig Zentimeter vor seinem Gesichtsagte: «Ich störe ja wirklich ungern, aber ich muss Sie jetzt töten.»
    Merritt hörte etwas tief drinnen im Haus. Es klang wie eine Sumpfpumpe – aber eine, die viel, viel größer war als die in seinem Keller zu Hause. Das Rauschen von Leitungsrohren drang an sein Ohr, und plötzlich quoll unter den Scheuerleisten Wasser hervor und breitete sich aus. Merritt sah sich um. Das Wasser entsprang vor und hinter ihm – stand dort jeweils schon etwa einen Zentimeter hoch auf dem Fliesenboden. Merritt richtete sich auf, unsicher, was er jetzt tun sollte. Er würde niemals einen der Schränke erreichen, ohne in die Lache zu treten.
    Aber was sollte ihm das Wasser schon tun? Selbst Sobol konnte keinen Flur fluten, von dem sechs oder sieben Türöffnungen abgingen. Merritt suchte die Wände nach einer verborgenen Gefahr ab. Und hatte sie schnell gefunden.
    Vor ihm schob sich eine der Steckdosen plötzlich aus der Wand und aufs Wasser hinab. Sie saß auf dem Ende einer gebogenen Stange. Es zischte und knallte, als die Steckdose das Wasser berührte – das jetzt unter Strom stand.
    «Scheiße!» Merritt sprang auf und sah sich um, ob da irgendetwas war, worauf er steigen konnte. Nichts. Er zog die Flinte nach vorn und schoss zwei Löcher in die Latten-und-Gips-Wand neben ihm – eins etwa dreißig Zentimeter überm Boden, das zweite in Klettergriffhöhe. Er legte den Riemen der Flinte wieder um, sprang und fand Halt in den ausgefransten Löchern – genau in dem Moment, als das Wasser aus beiden Richtungen zusammenstieß.
    Merritts Hand rutschte beinah ab, als die beschädigten, dünnen Latten unter seinem Gewicht brachen. Doch dann fand er Längsträger und Querstreben, an denen er sich festhalten konnte. Er holte tief Luft und lehnte das brennende Gesicht an den kühlen Gips. Allmählich spürte er den Verbrennungsschmerz.Verbrennungen zweiten Grades waren in dieser Hinsicht die schlimmsten. Er sammelte sich, blickte dann auf den Boden.
    Das Wasser stand jetzt etwa sieben Zentimeter hoch und floss durch die Ritzen mehrerer Fallgruben ab. Er hörte es unter dem Boden hinabstürzen. Zwar wurde ständig Wasser nachgepumpt, aber der Spiegel schien nicht mehr zu steigen. Das Sirren der unter Strom stehenden Oberfläche war bedrohlich.
    Merritt blickte vorwärts. Noch etwa drei Meter bis zur Tür des Billardzimmers, und dort war eine Stufe – weshalb das Wasser nicht hineinströmte.
    Merritt begann, zur Tür hin Latten aus der Wand zu brechen und den Gips einzutreten. Seine kugelsicheren Handschuhe und die Knöchelpanzerung waren Gold wert, als er immer wieder mit der Faust auf den Rand des sich rasch erweiternden Lochs eindrosch. Die Trümmer fielen in das sirrende Wasser.
    Es dauerte gut fünf Minuten, dann war er an der Tür zum Billardzimmer. Er beugte sich um den Türpfosten herum. Drinnen befanden sich zwei Billardtische und eine Bar, die ausgereicht hätte, um eine Kleinstadt zu versorgen. Sofort begann sein Gehirn die verschiedenen Mordmethoden durchzugehen, die dieses Zimmer

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