Daemonen des Lichts
nicht daran zu denken, und wischte mir stattdessen das Blut mit einem feuchten Papierhandtuch ab, wobei ich den Stoffstreifen von Alex’ T-Shirt sorgfältig aussparte. Dann kramte ich meine Haarbürste aus meiner Tasche, bürstete mir die Haare nach hinten und schlang sie zu einem Knoten.
»Hey«, sagte Alex’ Stimme. Ich blickte auf. Er stand im Türrahmen und hatte einen kleinen Verbandskasten in der Hand. »Kann ich reinkommen? Wir sollten deinen Arm versorgen.«
Ich konnte ihm kaum in die Augen schauen. »Ja, klar.«
Er hatte ein blaues T-Shirt angezogen und sah so aus, als hätte er sich ebenfalls ein bisschen frisch gemacht: Seine Arme und sein Hals waren leicht feucht und auch seine Haare sahen aus, als hätte er den Kopf unter den Wasserhahn gesteckt. Der Drang, sie zu berühren, wo sie ihm nass im Nacken lagen, war schier überwältigend. Ich guckte schnell woandershin.
Alex kam zu den Waschbecken herüber und nahm sanft meinen Arm. Ich wand mich ein wenig, als er den T-Shirt-Streifen abwickelte. Aber nachdem die Wunde gesäubert war, sah sie gar nicht mehr so schlimm aus, obwohl sie ziemlich tief war. Alex desinfizierte sie mit einem Antiseptikum aus seiner Erste-Hilfe-Box und wickelte dann Gaze darum. Seine Hände waren geschickt und effizient.
»Hm … du weißt echt, was du tust«, sagte ich.
Er zuckte mit den Schultern und sein dunkles Haar fiel ihm in die Stirn. »Im Camp mussten wir alles selber machen. Da gab es meilenweit keinen Arzt.« Er befestigte die Gaze mit einem Klebestreifen, den er mit dem Finger andrückte. Einen Moment lang verharrte sein Finger auf meinem Arm, dann ließ er die Hand sinken. »So, ich glaube, du wirst es überleben.«
Ich berührte den Verband. »Und was jetzt?«
Alex schüttelte den Kopf, während er das Erste-Hilfe-Zubehör wieder verstaute. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Es hat sich so angehört, als wären außer mir keine AKs mehr übrig. Und selbst wenn doch, habe ich keine Möglichkeit, sie aufzuspüren. Cully –« Er verstummte und sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Cully war der einzige Mensch, von dem ich gedacht habe, ich könnte ihm vertrauen«, sagte er schließlich.
Ich wollte eigentlich nicht fragen, aber ich musste es wissen. »Alex, willst du … willst du immer noch, dass wir zusammenbleiben? Du musst nicht, wenn du nicht willst. Ich könnte auf eigene Faust losziehen oder so.«
Sein Kopf fuhr hoch. »Wovon redest du?«
»Mit mir zusammen bist du selbst in großer Gefahr und …« Ich sah weg und schlang die Arme um meinen Oberkörper. »Und nach dem, was du heute gesehen hast, könnte ich es dir nicht verübeln. Ich weiß, du hast meinen Engel vorher schon mal gesehen, aber nicht so. Für dich muss das …« Ich presste die Lippen zusammen, ich konnte nicht weitersprechen.
»Willow.« Seine Stimme klang sehr sanft. »Was ich gesehen habe, war dein Engel, der mich verteidigt hat. Als ich in Gefahr war, hat er mich beschützt, sogar noch bevor er dich beschützt hat.« Er zögerte. »Warst du dir dessen bewusst? Oder … hatte sie gar nichts mit dir zu tun?«
Darauf wollte ich nicht antworten, es ging mir zu nahe, war zu persönlich. Aber ich konnte auch nicht lügen, denn das hätte bedeutet, alles zu verleugnen, was ich für ihn empfand.
»Nein, sie war ein Teil von mir«, flüsterte ich. »Ich wusste nicht, dass es so kommen würde, aber als es so weit war … war ich der Engel. Ich … ich wollte nicht, dass dir was passiert.«
Alex sah mich einen Augenblick lang einfach nur wortlos an. Bei dem Ausdruck in seinen Augen zog sich mir das Herz zusammen. Endlich sagte er heiser: »Mein Gott, Willow. Das hättest du nicht tun sollen, nicht für mich. Wenn dir etwas zugestoßen wäre –« Er brach ab.
»Ich weiß.« Ich seufzte. »Dann könnte ich die Engel nicht mehr vernichten.«
»So war das nicht gemeint.« Er schluckte. »Ja, ich möchte immer noch mit dir zusammenbleiben«, sagte er.
Ich spürte, wie mir die Tränen kamen. »Wirklich? Du vertraust mir, obwohl ich ein Halbengel bin?«
Er betrachtete mich verwirrt. »Mir war vom ersten Tag an klar, dass du ein Halbengel bist.«
»Ich weiß, aber …« Ich wischte mir über die Augen. »Es fühlt sich für mich jetzt nur viel realer an. Vertraust du mir?«
Bedächtig schüttelte Alex den Kopf. »Wie kannst du mich das fragen, nach dem, was du getan hast? Ich würde dir mein Leben anvertrauen.«
Fast hätte ich laut aufgeschluchzt, stattdessen versuchte ich, ein Lachen
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