Daemonen des Lichts
nachdenklich musterte. Die Haustür kam nicht infrage – die Wahrscheinlichkeit, gesehen zu werden, war einfach zu groß –, aber mit Sicherheit gab es noch eine Hintertür. Sollte er es wagen? Im Knacken von Schlössern war er schon immer eher mittelmäßig gewesen, ganz anders als Jake. Trotzdem, manchmal war er gar nicht mal so schlecht, das kam ganz auf die Art des Schlosses an. Und ein Haus wie dieses hatte höchstwahrscheinlich kein ausgefeiltes Sicherheitsschloss.
Nachdem er einen Entschluss gefasst hatte, kontrollierte Alex, ob es in den umliegenden Häusern Hunde gab. Dann stieg er aus und knallte die Autotür zu, wobei er gar nicht erst versuchte, besonders leise zu sein – sollte ihn jemand beobachten, wäre so ein Versuch viel verdächtiger als ein ganz normales Verhalten. Aber in der Straße war es ruhig. Lediglich das Gezwitscher der Vögel begleitete ihn, als er mit den Händen in den Hosentaschen den Bürgersteig entlangspazierte. Das Gewehr war im Wagen, aber unter seinem T-Shirt konnte er die Pistole spüren, die griffbereit unter dem Bund seiner Jeans steckte.
Er bog in die Auffahrt von Nummer 34 ein. Der Beton war von einem Netz feiner Risse durchzogen, hier und dort spross Unkraut hervor. Er zwängte sich an dem Toyota vorbei, ging um das Haus herum zum hinteren Garten und öffnete das Tor im Maschendrahtzaun. Kein Schloss, das ließ sich doch gut an. Er machte*die Pforte hinter sich wieder zu und erfasste dann mit einem Blick den überwucherten Rasen, die verwitterten Gartenmöbel aus Holz und die Töpfe voller Grünzeug, die auf der Terrasse standen.
Zu seiner Erleichterung war der Garten auf beiden Seiten durch eine Reihe hoher Nadelbäume vor den Blicken der Nachbarn geschützt. Gut, das machte die Sache einfacher. Alex ging zum Hintereingang und zog vorsichtig die Fliegentür auf, in der er ein paar Löcher bemerkte. Sehr sinnvoll, wenn man die Fliegen draußen halten wollte. Er inspizierte das Schloss an der Hintertür und lächelte. Er war ein echter Glückspilz – eins von den billigen. Er wählte ein Werkzeug aus, schob es in das Schlüsselloch und bewegte es rasch vor und zurück. Ein leises Klick ertönte, als die Stifte im Schloss fügsam einrasteten.
Geschafft. Alex öffnete die Hintertür und schlüpfte ins Haus. Dann verstaute er die Werkzeuge wieder in seiner Tasche. Jake hatte ihn stets dafür verspottet, dass er immer den simpelsten Pick benutzt hatte, der am wenigsten Geschick erforderte und gegen ein gutes Sicherheitsschloss chancenlos war. Aber wenn es funktionierte, was gab es da zu meckern?
Er sah sich um und stellte fest, dass er sich in einer blassblau gestrichenen Küche mit weißen Küchenschränken befand. Auf dem Herd stand ein dreckiger Topf und neben der Spüle türmte sich ein Berg benutztes Geschirr. Alex durchquerte die Küche, schob sich vorsichtig durch eine Schwingtür und fand sich in einem Esszimmer wieder. Beim Anblick des riesigen Samtbildes eines traurigen Clowns, das dort an der Wand hing, verzog er das Gesicht. Was auch immer hier für eine Kreatur wohnte, sie hatte auf jeden Fall einen ausnehmend schlechten Geschmack. Von den wackelig aussehenden Gerümpelhaufen ganz zu schweigen – in sämtlichen Zimmerecken stapelten sich Stöße aus Papier, Zeitschriften und Pappschachteln. Ein weißes Tischtuch aus Spitze bedeckte den Esstisch, an dessen einem Ende ein unordentlicher Stapel Briefe lag. Alex griff nach dem obersten Umschlag. Eine Rechnung von den Wasserwerken in Pawntucket, adressiert an Ms Joanna Fields.
Er erstarrte, als aus dem Zimmer nebenan ein leises Schnarchen erklang. Leise legte er den Briefumschlag zurück, zog seine Pistole hervor und schraubte den Schalldämpfer auf, bevor er durch die Schiebetüren in das Wohnzimmer hinüberglitt.
Zusammengerollt unter einer blauroten Wolldecke lag ein junges Mädchen auf dem Sofa und schlief. Einer ihrer schlanken Arme war um das Sofakissen unter ihrem Kopf geschlungen. Lange, wellige blonde Haare bedeckten ihren Rücken und ihre Schultern wie ein Umhang. Obwohl sie schlief, konnte Alex erkennen, wie hübsch sie war. Sie hatte zarte, beinahe elfenhafte Gesichtszüge. Eine Weile stand er in der Tür und sah zu, wie sich ihre Brust leise hob und senkte. Als er sich sicher war, dass sie nicht aufwachen würde, schloss er die Augen und verlagerte seine Bewusstseinsebene durch seine Chakrapunkte nach oben.
Als sein Bewusstsein sich an einem Punkt über seinem Kronenchakra konzentrierte, sog er
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