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Daemonen des Lichts

Daemonen des Lichts

Titel: Daemonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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schloss die Tür. Einen Augenblick später hörte Alex, wie das Wasser in der Dusche gegen die Fliesen prasselte.
    Er atmete auf und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Als er nach der Fernbedienung griff, fiel sein Blick auf Willows Handtasche, die offen auf der Ablagefläche stand. Er konnte ihre Brieftasche sehen, die ganz oben lag. Sie war lila und mit einer aufgestickten Blume verziert. Kurz schaute er zur Badezimmertür und zögerte. Doch dann, wobei er sich wie ein Dieb vorkam, zog er sie heraus. Sie duftete ganz leicht nach Willows Parfüm. Als er sie öffnete, fand er einen Führerschein, ausgestellt vom Staat New York auf den Namen Willow Fields. Daraus ging hervor, dass sie sechzehn Jahre alt war, fast siebzehn -in einem Monat, am vierundzwanzigsten Oktober, hatte sie Geburtstag. Das Datum überraschte ihn. Sein eigener Geburtstag war nur einen Tag eher, am dreiundzwanzigsten. Er war exakt ein Jahr und einen Tag älter als sie. Dieser Zufall brachte ihn ein wenig aus der Ruhe, ganz leicht nur, wie der zarte Flügelschlag eines Schmetterlings. Auf dem Foto neigte Willow den Kopf zur Seite, ihr geschlossener Mund war zu einem schmalen Lächeln verzogen. Doch dem Funkeln ihrer grünen Augen konnte selbst die fantasielose, langweilige Automatenaufnahme nichts anhaben.
    Nachdem er den Führerschein zurückgesteckt hatte, blätterte Alex die Fotos in der Brieftasche durch. Da gab es eins von Willow und ihrer Freundin Nina, auf dem sie die Arme umeinandergelegt hatten. Sie trugen komische Hüte und zogen vor der Kamera wilde Fratzen. Ein anderes zeigte ein kleines Mädchen, das wohl Willow sein musste, an der Hand einer blonden Frau. War das ihre Mutter?
    Lange betrachtete Alex dieses Foto. Willow sah darauf sehr jung aus, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Und obwohl sie den Fotografen, wer auch immer es gewesen war, höflich anlächelte, lag ein besorgter Ausdruck in ihren Augen. Sie hatte sich ein bisschen vor der Frau postiert, als wolle sie sie beschützen. Und Willows Mutter – falls sie es tatsächlich war – stand da und starrte in die Ferne. Das verträumte Lächeln, das ihre Mundwinkel umspielte, war das Lächeln eines Menschen, der an einem schweren Angelburn-Syndrom litt.
    Langsam klappte Alex die Geldbörse zu und steckte sie wieder zurück. Er schaltete den Fernseher an, legte sich auf eines der Betten und schob einen Arm unter den Kopf. Obwohl er auf den Bildschirm sah, stand ihm immer noch das Bild von Willow als kleinem Mädchen vor Augen. Die Liebe zu ihrer Mutter war unverkennbar. Kein Wunder, dass sie sie nicht hatte verlassen wollen.
    Und jetzt war Willow über tausend Kilometer weit weg von zu Hause und würde ihre Mutter vielleicht niemals wiedersehen. Und alles, was ihr blieb, war ein Typ, den sie hasste.

8
     
    Als ich unter die Dusche stieg, stach das Wasser wie tausend spitze Nadeln auf mich ein und schwemmte den ganzen klebrigen Schmutz der vergangenen zwei Tage davon. Ich schäumte mir die Haare ein, wobei ich mir wünschte, das Shampoo röche etwas weniger nach Alex. Und dann ärgerte ich mich, weil mir sogar aufgefallen war, wie er roch. Die letzten zwei Tage waren für mich schon schwierig genug gewesen. Da konnte ich sein kaltes, abweisendes Benehmen nicht auch noch gebrauchen. War ihm nie in den Sinn gekommen, dass mich die ganze Situation vielleicht etwas mehr aus der Fassung brachte als ihn?
    Das heiße Wasser fühlte sich gut an, belebend. Ich duschte ewig, genoss das Gefühl und ließ meine ganzen Gedanken mit dem Wasser davontreiben. Als ich schließlich wieder unter der Dusche hervorkam, trocknete ich mich ab, schlang ein Handtuch um meine Haare und wischte den beschlagenen Spiegel frei.
    Und dann fiel mir auf, dass ich gar keinen Schlafanzug hatte. Oder eine Zahnbürste. Oder Zahnpasta. Vor lauter Frust hätte ich am liebsten geheult. Super. Jetzt musste ich Alex um Hilfe bitten. Ganz kurz kam mir die verrückte Idee, in das Handtuch gewickelt zu schlafen. Aber dann dachte ich an die Probleme, die das mit sich bringen konnte, und seufzte.
    »Alex?«, rief ich durch die geschlossene Metalltür hindurch.
    Nach einer kurzen Pause reagierte er. »Ja?«
    Ich öffnete die Tür einen kleinen Spalt und blinzelte hinaus. »Äh … ich habe keine Klamotten zum Schlafen dabei. Hast du vielleicht irgendwas, das du mir leihen könntest? Und vielleicht ein bisschen Zahnpasta?«
    Er warf mir einen Blick zu und sah wieder weg. »Ja, warte kurz.« Er stand auf, kramte in

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