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Daemonen des Lichts

Daemonen des Lichts

Titel: Daemonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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seiner Tasche und zog ein paar Sachen hervor. Dann kam er zum Badezimmer und gab sie mir. Für einen Moment trafen sich unsere Augen.
    »Danke.« Schnell verzog ich mich wieder nach drinnen und machte die Tür zu.
    Er hatte mir ein Paar schwarze Trainingshosen und ein verwaschenes rotes T-Shirt mit langen Ärmeln hereingereicht. Sie fühlten sich so weich und abgetragen an wie Kleidung, die schon oft gewaschen worden war. Ich warf sie auf die Ablage, dann putzte ich mir die Zähne mit einem Waschlappen und rubbelte meine Haare so lange mit dem Handtuch ab, bis sie halbwegs trocken waren. Schließlich zog ich die Sachen über. Sie waren so groß, dass ich förmlich darin versank, die Ärmel des T-Shirts reichten mir bis weit über die Hände. Ich fing an, den rechten Ärmel hochzukrempeln … doch ich hielt inne, als plötzlich Empfindungen über mich hinwegschwappten.
    Es gibt etwas, das sich Psychometrie nennt und bedeutet, dass manche Menschen mit besonderer Gabe Schwingungen anhand von Gegenständen erspüren können. Man gibt ihnen, sagen wir mal, die Armbanduhr seiner guten alten Tante Grace, und allein dadurch, dass sie sie in der Hand halten, können sie einem von A bis Z alles über sie erzählen. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie das funktionieren soll. Vielleicht speichern Dinge ja Rückstände von Energie oder so. Bei mir hat es jedenfalls noch nie wirklich geklappt. Mehr als eine vage Ahnung schwer greifbarer Gefühle haben mir meine Versuche nie beschert.
    Aber jetzt, als ich Alex’ Sachen trug, fühlte ich mehr.
    Ich starrte mein Spiegelbild an, während ich den roten Ärmel streichelte. Es fühlte sich so tröstlich an. Ich weiß, ich weiß, jedes alte T-Shirt fühlt sich warm und weich und tröstlich an, aber das hier ging deutlich darüber hinaus. Alex’ Energie, die noch darin hing … ich schloss meine Augen und wickelte mich darin ein wie in eine gemütliche Decke.
    Es war ein Gefühl, wie nach Hause zu kommen.
    Ich riss die Augen auf. Du hast sie wohl nicht mehr alle, dachte ich. Allein der Gedanke, dass es dich gibt, ist ihm schon verhasst.
    Soweit mein Hirn. Meiner Hand war das vollkommen schnuppe; sie berührte noch immer den Ärmel. Ganz zart strichen meine Finger darüber. Die Energie, die ich spürte, fühlte sich so vertraut an, so zuverlässig.
    Ich zog meine Hand weg, als stünde der Ärmel in Flammen, und die Gefühle verebbten. Ich schottete mich innerlich ab und krempelte mir entschlossen die Ärmel hoch. Was ich gefühlt hatte, war doch völlig verrückt. Ich mochte Alex nicht mal. Aber als ich die Tür öffnete, schnellte mein Blick unwillkürlich zu ihm. Er hatte sich auf dem Bett ausgestreckt, sah zum Fernseher hinauf und schien tief in Gedanken versunken zu sein.
    Als ich hereinkam, blickte er zu mir herüber und lächelte tatsächlich. Seine Mundwinkel zuckten, als könne er sich nicht dagegen wehren. »Sie sind dir wohl … ahm, ein bisschen zu groß«, sagte er.
    »Ja.« Schnell sah ich woandershin. Ich war etwas durcheinander, deshalb setzte ich mich auf das freie Bett und kämmte mir die Haare.
    »Wenn du fertig bist, dann gehe ich jetzt auch mal duschen.« Er nahm ein paar Sachen aus seiner Tasche, ging ins Bad und schloss die Tür. Als ich die Dusche hörte, versuchte ich diese seltsamen Gefühle, die ich gespürt hatte, zu vergessen. Und auch, wie viel weicher sein Gesicht durch dieses klitzekleine Lächeln geworden war …
    Im Fernsehen begannen die Lokalnachrichten und ich riss den Kopf hoch, weil ich mich eine Sekunde lang fragte, ob sie wohl über mein Verschwinden berichten würden. Natürlich nicht, wir waren ja über tausend Kilometer weit weg. Ich seufzte, als ich an zu Hause dachte. Ob es Mom und Tante Jo gut ging?
    Während der vergangenen zwei Tage hatte ich mehrmals versucht, eine mentale Verbindung zu ihnen herzustellen. Ich hatte mir das Haus vorgestellt und versucht zu erfühlen, was dort vor sich ging. Aber alles, was ich gespürt hatte, waren ein Gefühl der Sorge und ein Anflug von Verärgerung – haargenau das, was ich von Tante Jo erwarten würde, wenn ich mich urplötzlich aus dem Staub gemacht und sie mit Mom sitzen gelassen hätte. Also waren sie beide in Sicherheit und niemand war aufgekreuzt, um nach mir zu suchen. Das hoffte ich zumindest von ganzem Herzen. Ich starrte auf den Fernseher, ohne etwas von der Sendung mitzukriegen. Bestimmt hatte Tante Jo inzwischen die Polizei verständigt, die daraufhin von Nina in Erfahrung gebracht

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