Dämonen-Reihe 15 - Als Dämon Brauchst Du Nie Kredit
bändigen. Rattila war eine rattenartige Kreatur, ähnelte dem Heer der Bummelantenratten, die im Rattenbau um uns herumkrochen, war jedoch viel größer. Hätte er neben mir gestanden, hätte er mir womöglich
bis zum Schlüsselbein gereicht. Seine gelben Zähne und Klauen und die roten Augen stellten die einzigen Lichtpunkte in seinem persönlichen Farbschema dar, das ansonsten ausschließlich Schwarz umfasste: Pelz, Nase, Schwanz, alles schwarz.
»Er ist gewachsen!«, quiekte Eskina, die zum ersten Mal, seit ich sie kannte, beinahe sprachlos war. »Er sollte nur halb so groß sein.«
»Ja, meine liebe Mitratislavanerin«, gurgelte Rattila. »Ich habe endlich die Statur gewonnen, die meinem Status angemessen ist.«
»Hah!«, spottete Eskina und stemmte die Hände in die pelzigen Hüften. »Du Nachtwächter. Du gibst mir jetzt das fragliche Objekt zurück, und danach kehren wir nach Ratislava zurück, wo du dich vor der Justiz verantworten wirst.«
»Ihr alle vergesst eine Kleinigkeit«, erinnerte uns Rattila und reckte eine dürre Klaue hoch. Sofort füllte sich seine Pfote mit knisternder Energie wie von einem Kugelblitz. »Ich habe euren Freund.«
»Alles in Ordnung, Chumley?«, rief ich.
»Bestens«, grunzte der Troll.
»Fein. Also, Rattila, was also willst du?«
»Jetzt klingst du endlich vernünftig«, krähte Rattila mit allem Selbstvertrauen der Welt. Lässig warf er den Ball aus Licht ein paar Male in die Luft, um ihn dann dem Troll ins Gesicht zu drücken. Chumley versuchte auszuweichen, aber wir konnten den Geruch versengten Fells riechen. »Ich will, dass ihr alle von hier verschwindet. Vergesst mich. Geht weg und lasst mich meine Arbeit zu Ende bringen. Wenn ihr nicht sofort verschwindet, stirbt euer Freund. Kapiert?«
»Oh-oh.« Ich nickte. »Naja ... 'tschuldigung, Chumley.«
Und damit stürzte ich mich auf die miese Ratte.
Rattila stierte mich für eine Sekunde verblüfft an, ehe er den Lichtball nach uns warf. Ich rollte mich zur Seite ab, ignorierte die Schläge, die mir der vom Blitzball getroffene Sockenstapel verpasste, und eilte weiter. Rattila sprang vom Bauch des Trolls herunter und flitzte kreischend davon, tiefer hinein in sein übel riechendes Versteck. Der Rest der Bummelantenratten rannte in alle Richtungen davon, die meisten jedoch liefen in Richtung Ausgang.
»Packt sie!«, bellte ich, als Parvattani und seine Leute wie erstarrt stehen blieben. »Rattila gehört mir!«
»Uns!«, brüllte Eskina und rannte durch die Düsternis hinter der gigantischen Ratte her.
Pari, Cire und die Gardisten verfolgten die Bummelantenratten quer durch den ganzen Keller, während Massha heransegelte, um Chumley loszuschneiden. Ich verlor sie aus dem Blickfeld.
»Er darf nicht entkommen«, keuchte Eskina.
Die dunkle Gestalt vor uns sauste um die Haufen von gestohlenen Gütern herum. Kugelblitze und Flammenzungen jagten knisternd auf uns zu. Wir warfen uns in die Stapel zerfallender Textilien und stinkender Polsterungen, um ihnen auszuweichen. Rauch breitete sich in dem niedrigen Raum aus, als Rattilas Geschosse immer mehr Diebesbeute in Brand setzten.
»Keine Bange«, hustete ich.
Die Wahrheit lautete, dass ich keinen Plan hatte. Ich hatte gehofft, die bloße Überzahl seiner Gegner würde Rattila und dessen Gefolge überwältigen. Ich war überrascht, aber auch erleichtert, dass sie nur so wenige waren. Pari sollte sie ohne Probleme zusammentreiben können.
Der Boden war schlüpfrig - nicht allein wegen zahlreicher umherliegender geklauter Schlüpfer, auch (ebenfalls stibitzte) Bettlaken, T-Shirts, Tuniken, Socken, Strümpfe und Hüte lagen einzeln, in Haufen oder Stapeln auf dem Boden. Die meisten gaben einen scheußlichen Ammoniakgestank von sich. Nachdem ich einem bedrohlich schwankenden Gutstapel ausgewichen war, stolperte ich geradewegs über ein Gewirr aus Schals - zum Glück, denn ein Blitz aus grüner Energie zischte just in diesem Augenblick über meinen Kopf hinweg und steckte eine Großvateruhr in Brand.
»Er kehrt um«, konstatierte Eskina.
Ich nahm mir einen Moment Zeit, um meine Position einzuordnen, und erkannte, dass sie recht hatte. Das Geräusch eines großen Gerangels kam nun wieder von vorn, und ich hörte Parvattani Befehle brüllen.
»Er kommt auf euch zu!«, bellte ich.
Ich hoffte, Cire und Massha würden ihm den Weg abschneiden können, aber mit all der Macht, die ihm zur Verfügung stand, war er ihnen vermutlich an Feuerkraft weit überlegen. Ich fragte
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