Dämonen-Reihe 15 - Als Dämon Brauchst Du Nie Kredit
ihren Trick, also studierte ich die Balken, die vor mir hingen. Dieses Mal gab es zwei Traversen, eine höher, eine tiefer gelegen. Psychologisch ausgedrückt, war es mit den Dieben beim ersten Mal aufwärtsgegangen. Ich dachte, die Chancen stünden demnach gut, dass es dieses Mal abwärtsginge. Ich hätte beinahe gegrinst, als sie das Ende des Balkens erreichten und der große Dieb sich zusammenkauerte, um auf die niedrigere Ebene hinabzuspringen. Er streckte eine Hand aus, um dem kleineren Dieb, dem Skeeve-Duplikat, das allmählich langsamer wurde, zu helfen, den Übergang sicher zu bewältigen. Ich dagegen legte noch einen Zahn zu, wappnete mich und sprang in die leere Luft.
Meine Hände berührten glatte, warme Haut. Ich hatte ihn! Der Skeeve schrie auf. Wir hingen zu beiden Seiten von einem Balken herunter, und unsere Beine baumelten sechs Stockwerke hoch in der Luft. Sein Komplize, der sich als Troll mit purpurschwarzem Fell entpuppte, taumelte zu uns zurück und musste uns im nächsten Moment erreichen. Dummerweise war ich nicht in einer kampfbereiten Position.
Der Skeeve sah meine Miene, während ich das Dilemma überdachte.
»Monsieur, bitte lassen Sie mich nicht fallen. Ich leide unter Höhenangst. Bitte. Bitte, lassen Sie mich nicht fallen.«
Der Troll war noch zwei Schritte entfernt. Ich hatte keine Wahl. Ich ließ Skeeves Hand los.
»Sie haben mich fallen lassen!«, kreischte er, als wir in die Tiefe stürzten.
Die Menge sah uns auf sich zukommen und flüchtete lauthals schreiend aus dem Zielgebiet. Ein purpurfarbener Schemen sauste in den gerade erst geräumten Bereich und breitete die Arme aus. Ich stürzte in ein Nest aus dichtem Haar und blieb keuchend liegen.
»Danke, Chumley«, krächzte ich.
»Mach dir keine Gedanken, Alter«, wehrte der Troll galant ab.
Ich fing meinen Atem wieder ein und wedelte mit dem Arm. »Lass mich runter.« Er setzte mich auf dem Boden ab. »Wo ist der Mistbock?«
»Gleich hier.« Chumley deutete auf einen am Boden liegenden Körper, der gar nicht nach Skeeve aussah. Er war klein, haarig und verängstigt.
»Was ist das?«, fragte ich angewidert.
Chumley nahm den Fuß vom Hals der Kreatur. Das dürre Wesen, das mir vielleicht bis zur Hüfte reichen würde, würde ich ihm gestatten, sich aufzurichten, lag keuchend auf dem Boden. Es hatte einen kurzen hellbraunen Pelz am ganzen Körper, abgesehen von seinem Schwanz, der nackt war, und seinem Kopf, an dem das Fell länger und heller und zu einer Pompadourfrisur hochtoupiert war. An seinem dürren Rücken hing mit Riemen befestigt ein Behältnis, das einem Ranzen ähnlich sah. Parvattanis Männer wickelten das Vieh rasch in eine Schlinge aus Blitzen ein, in deren Gebrauch ich sie erst an diesem Morgen unterwiesen hatte, und beschlagnahmten die Tasche.
»Das ist eine Bummelantenratte«, erklärte Pari, einen unverkennbar höhnischen Zug in seinem sonst so sympathischen Gesicht.
»Eine Spezies, die in den umschlossenen Einkaufszentren von Flibber heimisch ist«, klärte uns Eskina auf. »Sie sind gefräßig und stehlen gern. Logisch, dass Rattila Leute in Dienst stellen würde, deren Art der seiner eigenen Spezies so ähnlich ist. Aber sie sind nicht sehr intelligent. Es wäre schwer, ihnen beizubringen, das zu tun, was die Gestaltwandler tun. Vielleicht ist er in Rattilas Gefolge der einzige seiner Art.«
»Wen nennst du hier blöd?«, beklagte sich die Bummelantenratte.
»Dich nicht«, bekannte Eskina. »Du kannst jedenfalls nicht allzu blöd sein.«
»Danke für gar nichts, Gnädigste«, grummelte der Ratterich, die zwischen uns wie ein Häufchen Elend am Boden kauerte.
Parvattani stand auf seinem Schwanz. Die Gardisten durchsuchten seinen Ranzen. Drinnen war nichts außer einem Stapel Karten.
»Die sehen genauso aus wie die, mit denen ich das perfekte Mädel habe hantieren sehen«, stellte ich fest.
»Wozu sind die?«, verlangte Pari zu erfahren und wedelte mit den Karten vor der Nase seines Gefangenen herum.
»Ich habe keine Ahnung«, behauptete die Bummelantenratte mit Unschuldsmiene. »Rattenscharf, was?«
»Wo hast du die her? Wie funktionieren sie?«
»J'ne parle Flibber, Monsieur.«
»Er ist blöd«, stellte Eskina seufzend fest.
»Nein, ist er nicht«, widersprach ich. Ich hielt der Ratte mein Gesicht vor die Nase. »Er ist schlau genug zu wissen, dass ich ihm gleich ein Bein nach dem anderen ausreiße, wenn er nicht anfängt zu kooperieren.«
»Hey, immer mit der Ruhe, grünhäutiger
Weitere Kostenlose Bücher