Dämonen-Reihe 15 - Als Dämon Brauchst Du Nie Kredit
aufwärts zu knabbern.
»Hey, pass auf den Schmuck auf«, warnte sie ihn. »Ich habe ihn gerade erst poliert... ooh ... mmm.«
»Hey, Kumpel, wir wurden uns nicht vorgestellt.«
»Ich bin der Architekt deiner kühnsten Träume, Baby«, wisperte das Phantom. »Ich mag Frauen mit... Substanz.« Er beäugte sie von Kopf bis Fuß, und den tief in ihren Höhlen liegenden, pechschwarzen Augen schien zu gefallen, was sie sahen.
»Also, Baby, was meinst du?«, fragte er und drängte sich so dicht an Massha heran, dass seine schwarze Robe über ihre rosefarbene Hose strich. »Wir können uns ein Zimmer nehmen und ein großes >Bitte nicht stören<-Schild an die Tür hängen.«
Massha wandte sich abrupt ab und riss ihn dabei fast von den Füßen. »Meine Güte!« Sie kicherte. »So etwas würden Sie nicht zu mir sagen, wäre mein Ehemann hier.«
Das Phantom grinste düster, und in seinen tief liegenden Augen flackerte ein weißer Lichtschimmer. »So? Und was würde dein Mann tun, wäre er hier?«
Massha blinzelte schüchtern. »Er würde gleich da drüben stehen und zusehen, wie ich den Boden mit dir aufwische. Wenn du den vorsichtigen Wink einer Dame nicht verstehst, dann sage ich es dir direkt ins Gesicht: Verzieh dich.«
»Ich mag feiste Weiber!« Mit einem hohlen Lachen versuchte das Phantom noch einmal, seine Arme um sie zu legen.
Chumley näherte sich von der einen Seite, Parvattani von der anderen. Ich legte jedem von ihnen eine Hand auf die Brust, um sie aufzuhalten.
»Wartet. Lasst ihr erst ein bisschen Zeit, sich zu amüsieren.«
Die Benimmlektion fiel kurz, aber einprägsam aus. Der große Kerl verließ sich darauf, dass er physische Angriffe dank seiner mangelnden Stofflichkeit einfach ins Leere laufen lassen konnte, aber Massha zog eines ihrer Spielzeuge hervor und ließ es vor seinem Gesicht baumeln. Ich hatte den glühenden grünen Talisman schon früher einmal gesehen. Massha hatte mir erzählt, er wäre speziell für den Umgang mit Phantomen gemacht worden: Glas in einer Hülle aus Gold. Das Phantom zeigte sich unbeeindruckt. Er stand einfach da, das große Kinn vorgereckt. Massha holte aus und verpasste ihm mit der ganzen Kraft einer Dampflok einen Hieb, der aus der Mitte ihres Rückens geführt war. Der verdutzte Ausdruck auf seinem Gesicht, kurz bevor er zusammenklappte und zu Boden sank, verriet deutlich, dass er geglaubt hatte, ihre Faust müsste einfach durch sein Kinn hindurchschießen.
Massha stand über ihrem Opfer und schüttelte ihre Hand aus, um den Blutkreislauf wieder in Gang zu bringen.
»Ich sollte mir wirklich öfter ins Gedächtnis rufen, was meine Mutter über Schläge gesagt hat, bei denen Knochen auf Knochen trifft.«
»Sehr hübsch, Massha«, applaudierte Chumley. »Meine kleine Schwester hätte einen Kerl nicht schneller abkühlen können.«
»Danke, großer Pelziger.« Massha lächelte und trat über ihren verhinderten Verehrer hinweg. »Ich bringe Tanandas Fähigkeiten eine Menge Respekt entgegen, wenn also du das sagst...«
Sie unterbrach sich und setzte eine ausdruckslose Miene auf. Ich fragte mich, ob das Phantom nach ihrem Bein gegriffen hatte, also blickte ich zu ihm herab, aber es war ausgezählt.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich.
»Mir geht es gut«, versicherte uns Massha. »Ich habe mich nur für einen Moment gefühlt, als wäre ich weit weg.«
»Auweh«, hauchte Ehernich, als er sich darauf vorbereitete, sich an der Fassade der Unaussprechlichem abzuseilen, dem großen Unterwäschegeschäft in Korridor G.
»Was?«, fragte Auvi auf den Dachsparren über ihm.
In der Tarnung eines Trolls mit schwarzem Fell stand sie da, die Absätze gegen einen Balken gestemmt, und war bereit, Ehernich im Falle irgendwelcher Schwierigkeiten sofort heraufzuziehen.
»Ich hab dich nicht gerufen«, antwortete er. »Hab nur ... runtergeguckt.«
»Nicht«, ermahnte ihn Auvi. »Wenn du das tust, verlierst du den Halt und klatscht auf den Boden. Ich meine, deine Gedärme könnten sich über den ganzen Korridor verteilen.«
Ehernich schluckte.
»Ich kann dsss nicht tun!«, protestierte er schrill. »Dsss iss keine angemessene Arbeit für eine Bummelantenratte. Wasss tut Rattila unsss nur an?«
»Er denkt, das bringt ihm eine bessere Dröhnung als die gestohlene Handelsware. Ist das nicht das Komischste, was du je gehört hast?« Auvis große Augen weiteten sich noch mehr. »Vielleicht hat ihn eine der Persönlichkeiten, die wir ihm gebracht haben, verrückt gemacht.«
Ehernich
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