Dämonen-Reihe 16 - Ein Dämon muss die Schulbank drücken
dabei.«
»Gut«, sagte Polonia. Sie griff in die äußerst geräumige Tasche, riss eine glänzende, über einen Meter lange Schusswaffe heraus und richtete sie aus. Ich stieß Bunny zu Boden. Der Rest von meinen Schülern küsste aus eigenem Antrieb den Staub. Markie ging zu der Perfekten und stieß den Lauf in Richtung Decke. Dann zeigte sie mit einem Finger auf die Nase der Perfekten.
»Richte niemals, und ich meine niemals, dieses Ding auf jemanden, den du nicht erschießen willst. Und zieh niemals eine Waffe auf diese Weise, wenn du nicht vorhast, sie zu benutzen.«
»Aber das würde ich«, wandte Polonia ein, hörte sich aber zweifelnd an. Sie tätschelte den mit blauen Edelsteinen besetzten Lauf, der aussah, als wäre er aus massivem Platin gefertigt. Da ich niemals etwas Größeres als ein Taschenmesser bei mir trug, hatte ich keine Ahnung, was die Ausbuchtungen und Vorsprünge zu bedeuten hatten. Ich nahm an, für Polonia galt das Gleiche.
Markie schien einen ähnlichen Eindruck gewonnen zu haben. Sie pflanzte die winzigen Hände auf ihre Hüften. »Hast du je mit dem Ding geschossen?«
Polonia stierte sie entsetzt an.
»Nein, das würde doch die Oberfläche beschädigen. Ist es nicht wunderschön? Papi hat es mir zum Abschluss geschenkt.«
Markie seufzte. »Dann lass es besser zu Hause. Hat Skeeve dir nie erzählt, dass du deinen Feinden durch Zögern eine Waffe lieferst?«
»Na ja, schon, aber wir haben gar keine Feinde.«
Markie legte die Stirn in Falten. »Das Universum ist voller Gefahren, Platterbse. Was passiert, wenn du deine erste Wohnung im sechsten Stock ohne Fahrstuhl beziehst, und ein versoffener Knilch, der im vierten wohnt, torkelt dir in der Waschküche entgegen?«
»An so einem Ort würde ich mich niemals aufhalten!«
»In Ordnung«, sagte Markie. »Das ist gut.«
»Ist es?«
»Ja. Du würdest nicht in so eine Situation geraten, weil du vorausgeplant hast. Du hättest die Ein- und Ausgänge überprüft und die Tür im Auge behalten, richtig?«
»Nein«, sagte Polonia. »Ich meine, ich würde niemals ohne Fahrstuhl im sechsten Stock wohnen, weil der fehlende Fahrstuhl bedeutet, dass das eine Absteige ist.«
Markie stöhnte. »Denk in allgemeineren Bahnen. Du kannst derartige Regeln auf jede Situation anwenden. Du weißt bereits, was du für ein akzeptables Szenario halten würdest. Analysieren wir mal die Geisteshaltung, die dazu führt, dass du gar nicht erst in so einer Wohnung landen würdest. Du willst einen Ort, an dem du leben kannst. Du stellst fest, wo du leben musst, welche geographischen Punkte in der Nähe sein müssen. Dazu addierst du deinen persönlichen Risikolevel, wägst ihn gegen deine Barschaft und deine Widerstandsfähigkeit gegenüber Lärm und anderen Unannehmlichkeiten ab und so weiter. Auf diese Weise erhältst du eine Liste von Dingen, die du vermeiden kannst. Trotzdem bleibt ein weites Feld für eine gewaltige Anzahl verschiedener praktikabler Möglichkeiten, zu denen auch ein paar gehören, die du vielleicht zu Beginn gar nicht erwogen hast. Wenn du die unerwünschten Faktoren ausschließt, können dich nur deine persönlichen Vorurteile und die im Vorfeld gehegten Vorstellungen hindern, alle Möglichkeiten zu sehen.«
»Aha«, sagte Jinetta. »Wenn du die Analyse auf solche Begriffe aufschlüsselst, verstehen wir es.«
Markie stieß einen Pfiff aus. »Endlich! Begreift ihr das? Der Gedanke dabei ist, niemals in irgendeiner Situation ausweglos dazustehen. Eine Wohnung auszuwählen ist ein Szenario, das ihr in eurem eigenen Tempo gestalten könnt. Jetzt gehen wir weiter zu einem Punkt, an dem euch nicht so viel Zeit bleibt, um eine Entscheidung zu treffen. Das ist das, was ich versuche, euch begreiflich zu machen. Ihr müsst die Lage mit kühlem Kopf analysieren und schnell handeln. Ihr kennt doch die alte Redewendung >Wer zögert, hat verloren« Die Schüler nickten. »Diese Aussage trifft in den meisten Fällen zu. Bisweilen geht es dann um Leben und Tod. Aber es kann auch viel einfachere Dinge betreffen. Wenn es beispielsweise nur einen Gegenstand von Wert gibt, den ihr haben könnt, eine Gelegenheit, die ihr ergreifen könnt, und ihr habt in beiden Fällen einen Gegenspieler, dann dürft ihr euren Rivalen nicht zuerst zum Zug kommen lassen, denn das hieße, ihn das Schlachtfeld wählen zu lassen. Macht selbst den ersten Zug, und ihr werdet gewinnen. Meistens.«
»Beispielsweise, wenn nur noch ein Stück Pizza übrig ist«, sagte Melvine
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