Dämonen-Reihe 17 - Des Dämons fette Beute
Flügeln des Purpurkäfers nehmen, das ist das Beste. Färbt nicht ab, verblasst nicht. Die Prägung auf dem Leder soll Wasser darstellen, das aus einem Springbrunnen sprudelt, Wellen, die sich am Strand brechen, Motive dieser Art. Wenn ihr keine Einwände gegen magische Gravuren habt, kann ich alles machen, was ihr wollt. Spart uns Zeit. Der Name auf dem Deckel lautet Asti, habt ihr gesagt?«
Er blickte mit leuchtenden Augen zu mir auf. Ich hatte Angst, dass er weiter nachbohren würde. Die Täufler sind nicht zu den gefürchtetsten Händlern in rund hundert Dimensionen geworden, weil sie Andeutungen überhören, und sie vergessen nie auch nur ein einziges Detail, das ihnen ein Kupferstück einbringen könnte.
»Ja.« Ich beugte mich vertraulich vor. »Ich möchte nicht, dass es sich herumspricht. Wir haben … so eine Sache am Laufen. Du verstehst schon. Einen Schwindel inszenieren, um einen Schwindler zu schnappen. Nicht, dass wir die echte Asti hätten.«
»Ich verstehe.« Stankel leckte über die Spitze des Bleistifts und kritzelte eine letzte Notiz. »Nein, ist schon klar. Wo solltest du wohl einen Schatz der Horde herhaben?« Er lachte.
Mir gefiel die Aussage nicht, die in seinem Lachen mitschwang, aber ich wollte keinen Streit anfangen. Jedenfalls jetzt noch nicht.
»Wie viel?«, fragte ich.
»Ahm, tja … da du ein alter Freund bist und unsere Tanda hier Stammkundin … ein halbes Goldstück.«
» Wie viel?«, fragte ich noch einmal.
»Ein halbes Goldstück. Und ich werde meine Kinder hungern lassen müssen, um dir einen derart niedrigen Preis machen zu können.«
»Deine Kinder sind längst schon in den Sechzigern«, stellte ich fest. »Wenn du sie immer noch ernähren musst, bist du ein genauso lausiger Vater wie Geschäftsmann. Das mag ja durchaus gute Arbeit sein, aber ich könnte Steger überreden, das Gleiche für ein Zehntel zu machen.«
»Ein Zehntel ? Du musst den Verstand verloren haben!«
Ich lächelte. Allmählich kam die Sache ins Rollen. »Nicht so sehr wie du den deinen.«
»Wie kannst du auch nur im Traum daran denken, mir eine derart armselige Summe für meine Lederwaren von bester Qualität zu bieten?« Stankel wandte sich an die Passanten. »Dieser stinkende Perverse glaubt, er könnte dem Kunsthandwerker Stankel ein lausiges Zehntel von einem Goldstück für eine Maßarbeit anbieten! Vier Zehntel, oder ich werfe deinen schuppigen Arsch aus diesem ehrenwerten Laden!«
»Es heißt Perfekter !«, brüllte ich. »Und ich würde nur zu gern sehen, wie du das versuchst! Zwei Zehntel!«
Es war kurz nach Mittag, weshalb sich keine sonderlich große Menge eingefunden hatte, um uns beim Feilschen zuzuhören, was mir sehr gut in den Kram passte. Ich wollte nicht, dass irgendjemand Stankel über die Schulter lugte. Tananda war an das Handeln auf dem Bazar gewöhnt, aber Calypsa begann, ängstlich zurückzuweichen, sich von unserem Geschrei zu entfernen. Ich konnte mir nicht die Zeit nehmen, ihr mitzuteilen, dass das lautstarke Zetern völlig normal war. Plötzlich sah ich, wie die schimmernden Augen des Schwertes auf ihrem Rücken unter dem um seinen Griff gewickelten Stoff hervorlugten. Langsam hörte die Waltserin auf zu zittern. Als wir das Feilschen schließlich hinter uns gebracht und uns auf ein Viertel eines Goldstücks geeinigt hatten, stimmte sie in den Applaus des Publikums mit ein. Ich fand selbst, dass wir ihnen eine ziemlich gute Show geliefert hatten.
Nachdem Stankel Astis Maße genommen hatte, überließen wir ihn seiner Arbeit. Er war von dem traurig zerbeulten Kelch, für den wir ein so schickes Kästchen kaufen wollten, nicht sonderlich beeindruckt, hatte uns aber die Geschichte abgekauft, dass wir ihn für irgendeinen ausgefeilten Betrug benötigten. Wie es jedem Täufler von Geburt an in die Wiege gelegt worden war, wusste auch Stankel, dass es sich um solides Gold handelte, aber ich hatte ganz bewusst ihn ausgesucht, weil er fast genauso blind für Magik war wie ich zurzeit. Er konnte die dichte mystische Aura, die Asti und die beiden anderen Artefakte umgab, nicht spüren.
»Gib mir ein paar Stunden Zeit«, sagte er. »Bis dahin müsste ich etwas zusammengeschustert haben.«
8. Kapitel
Voller Stolz verließ ich das Geschäft mit meinen Gefährten und lotste sie schnell durch eine Schar betrunkener Wikinger, die um Schilde mit Lederüberzug feilschten. Wir drängten uns an einem Imp vorbei, der Stoffbahnen in Farben kaufte, wie sie die Natur nie vorgesehen
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