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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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auf ihrer Netzhaut eingebrannt. Die Stadt würde ihr Hafen sein, weil ein wichtiger Teil dortgeblieben war. Sie sah ihre elfjährige Ausgabe, die ihr einen auffordernden Blick über die Schulter zuwarf, bevor sie die Hügel über der Stadt erklomm, um dorthin zu gehen, wo es sie auch jetzthinzog. Zurück zu dem geheimnisvollen Ort, der sie mehr als jeder andere geprägt hatte. Dieser Glaube, nach Sandfern zu gehören, hatte dazu geführt, dass ihr Leben in VinesGrey, dem Weingut ihrer Familie, sich niemals befriedigend angefühlt hatte. Denn gegen das übermächtige Bild, das Sandfern hinterlassen hatte, konnte kein anderer Ort bestehen.
    »In die Hochwärtsallee bitte«, sagte Ella dem Taxifahrer,der ungläubig staunend ihre Unmengen von Gepäck im Kofferraum verstaute – bis auf ihre schwere Fototasche, die
    nahmElla mit auf den Rücksitz. Ihre Kamera, eine alte CanonEOS5Dvon ihrem Vater, war quasi ein Körperteil von ihr, liebevoll Eosline genannt. Und an wichtige Körperteile lässt man eben nur einige Auserwählte ran. Mit geübten Handgriffen holte sie die Kamera hervor und betrachtete die Welt durchs Objektiv. Also genau so, wie sie sie am liebsten sah.
    »Hochwärtsallee?«, hakte der Taxifahrer nach. »Edle Adresse, muss ich schon sagen.«
    »Der schönste Platz auf Erden«, stimmte Ella zu und entspannte sich zum ersten Mal, seit sie vor gefühlten hundert Jahren ihren unglücklich dreinblickenden Eltern ein letztes Mal zugewinkt hatte und dann vom Gewühl des Flughafens von Sydney verschluckt worden war.
    Für Besucher von außerhalb bestimmten die Hafenanlage mit ihrem breiten Pier und die angrenzende Innenstadt das Bild von Sandfern. Die Hafenstadt war selten das Ziel der Reisenden, sondern lediglich eine Zwischenstation auf dem Weg zu den Ozeandampfern und Ausflugsschiffen oder zu den nicht weit entfernten Küstenorten.
    Diese Leute kannten auch nicht jenen Teil von Sandfern, der sich hügelaufwärts befand und der auf den ersten Blick wie ein weitläufiger Park anmutete, in dem gelegentlich ein Dachgiebel auftauchte. Sandferns altes Villenviertel, von wo man den besten Blick auf die Bucht und auf das Meer hatte.Hier hatten die Pfeffersäcke und hochrangige Seeleute ihre Häuser gebaut. Damals, Anfang des 20. Jahrhunderts, wardie Blütezeit der Jugendstilvillen, bei deren Anblick einembis heute der Mund vor Staunen offen stand. Hoch aufragende
    Fassaden mit Stuck, halbrunde Balkone mit verschnörkelten Schmiedegittern und
    mannshohe Fenster, die bewiesen, dass der Hausherr beim Bau an nichts gespart hatte. Und trotzdem wirkten diese Gebäude nicht überladen, sondernzeichneten sich durch Klarheit und Harmonie aus.Besonderseinnehmend waren die verschwenderisch groß angelegten Gärten
    mit ihrem mittlerweile sehr alten und entsprechend mächtigen Baumbestand.
    Während das Taxi die geschwungene Straße hinauffuhr, stellte sich bei Ella endlich das ersehnte Herzklopfen ein. Ihrwar, als reiste sie in die Vergangenheit. Nicht nur in ihre eigene, obwohl die Sommer, die sie in Sandfern verbracht hatte, sie bedeutend geprägt hatten, sondern noch viel weiter zurück. In eine Zeit, in der die Kastanien und Linden eben erst gepflanzt worden waren, in der die Dame des Hauses, geschützt von einem Sonnenschirm, durch ihren neu gestalteten Garten flanierte, während ihr Sohnemann, gekleidet in einen steifen Matrosenanzug, mit seinem Steckenpferd in den tiefsten Schlamm ritt.
    Ella liebte die Eleganz der Villen, wie sie ohnehin jede Form von Schönheit liebte. Ob das nun die überwältigende Pracht eines Kunstwerks war oder Details, die man erst einmal entdecken musste. Vor allem die versteckte Schönheit hatte es ihr angetan, wie ihr
    Fotoarchiv bewies, in dem es unzählige Aufnahmen von Steinen, Wasserspeiern und
    getrockneten Pflanzen gab.
    Dabei war Ella selbst das genaue Gegenteil von Anmut und Herrlichkeit. Sie war nämlich etwas hager geraten, und zwar so ziemlich an jeder Körperstelle. An ihren eckigen Schultern wirkte ein Kleid, als hinge es noch am Bügel. Obwohl es ihr alles andere als leichtgefallen war, hatte sie sich damit abgefunden, dass einzig und allein lässige Klamotten an ihr passend aussahen. Deshalb bestand ihre Garderobe aus Tanktops und weiten Hosen, deren Form von ihren Streichholzbeinen ablenkte.
    Vielleicht war es auch gar nicht verkehrt, denn hinter der Kamera, also dem Ort, an dem sie ihr Leben zu verbringen gedachte, kam es nicht auf die Kleidung an. Mode bekam sie vor der Linse

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