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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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schnell. »Und wer ist dieser Richter Larson?«, wollte ich wissen. »Kenne ich ihn schon?«
»Nein, das tust du nicht. Er ist gerade erst neu ans Bundesbezirksgericht berufen worden«, erklärte Stuart, »und ist erst vor Kurzem aus Los Angeles hierhergezogen.«
»Ach so.« Es stellt mehr oder weniger eine Unmöglichkeit dar, nicht den Überblick über all die Richter und Staatsanwälte zu verlieren, denen Stuart ständig begegnet. »Du kannst ihm ja die Küche und das Arbeitszimmer zeigen, wenn dir das so wichtig ist. Aber führe ihn bloß nicht nach oben.« Ich schob die Schale mit Obst ein wenig nach links, damit sie hübsch in einer Linie mit den Gabeln stand, die ich ebenfalls auf dem Beistelltisch aufgereiht hatte.
Weiter kamen wir in unserem Gespräch nicht, denn in diesem Moment klingelte es an der Tür. »Geh schon«, sagte ich. »Ich muss noch schnell die Weingläser herausstellen.« In meinem Kopf ging ich eilig eine weitere Liste durch: Häppchen zum Aperitif – abgehakt; Wein – abgehakt; Servietten –
Oh, verdammt. Die Servietten.
Ich wusste, dass ich irgendwo im Haus noch kleine CocktailServietten hatte, konnte mich aber um alles in der Welt nicht daran erinnern, wo. Und wie stand es mit den kleinen Tellern für die Häppchen? Wie konnte ich das nur vergessen?
Mein Puls gewann wieder einmal an Geschwindigkeit und erreichte allmählich den gleichen Rhythmus wie zuvor, als ich von dem Dämon angegriffen worden war. Genau deshalb hasse ich es, Leute zum Essen einzuladen. Ich vergesse immer irgendetwas. Nie läuft alles völlig glatt. Stuart würde wahrscheinlich die Wahl verlieren, seine ganze politische Misere vermutlich an genau diesem Abend ihren Ausgangspunkt nehmen. In diesem Moment. An jenem Abend, an dem seine Frau eine einfache Einladung zum Essen nicht auf die Reihe brachte!
Ich konnte es mir gleich aus dem Kopf schlagen, Dämonen als Ausrede zu benutzen. Nein, ich hatte ganz einfach die Servietten und die Teller vergessen, und das wäre mir auch ohne den bösen Opa passiert. So bin ich nun mal –
»Hallo.« Stuart stand plötzlich neben mir, und seine Lippen strichen über mein Haar. Seine weiche Stimme riss mich aus meiner Tirade gegen mich selbst. »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie fantastisch du bist? Wie ist es dir nur gelungen, all das so kurzfristig aus dem Hut zu zaubern?«
Ich blickte zu ihm hoch, und die Liebe, die ich in seiner Miene lesen konnte, ließ mich alles andere vergessen. »Ja«, sagte ich. »Das hast du.«
»Das wollte ich auch.«
Ich blinzelte. Mein Mann mochte der süßeste Vertreter seines Geschlechts auf diesem Planeten sein, aber ich hatte nicht vor, meine Wimperntusche zu ruinieren. »Ich weiß nicht, wo die Cocktail-Servietten sind«, gab ich mit einem leichten Schniefen in der Stimme zu.
»Ich glaube, das werden wir überleben«, sagte er. Die Türklingel ertönte ein zweites Mal. »Jetzt sammle dich lieber und dann komm bitte an die Tür.«
Ich nickte. Allein der Gedanke, dass mein Mann mich liebte, obwohl ich in hausfraulicher Hinsicht eine totale Katastrophe war, beruhigte mich zutiefst.
»Kate«, rief er mir noch zu, als er in den Flur hinaustrat. »Schau mal im Buffet nach, zweite Schublade links hinter dem silbernen Salatbesteck.«
    Clark traf natürlich wie immer als Erster ein. Während er und Stuart das typische männliche Politikergebaren praktizierten – also über die bevorstehende Wahlkampagne redeten, verschiedene, angeblich idiotische Regelungen des neu ernannten Stadtrates in den Schmutz zogen etc. pp. –, nahm ich die Gelegenheit wahr, schon einmal meine Rolle als perfekte Ehefrau und strahlende Göttin hinter dem Herd einzuüben.
    Ich holte die Cocktail-Servietten heraus (sie lagen tatsächlich an der Stelle, wo Stuart gemeint hatte), stellte sieben Weingläser auf den Beistelltisch (das achte hatte ja beim Außergefechtsetzen des Dämons daran glauben müssen) und sah noch einmal nach, wie es meinem Dessert ging.
    Währenddessen warf ich immer wieder einen raschen Blick auf das schlecht reparierte Fenster. Ich erwartete beinahe, jeden Augenblick einer Dämonen-Armee gegenüberzustehen, die unser Haus enterte. Aber alles blieb ruhig. Vielleicht zu ruhig?
    Ich runzelte die Stirn. An einem normalen Tag hätte ich mich als melodramatisch beschimpft. Aber inzwischen wusste ich nicht mehr, was eigentlich normal bedeutete. Über vierzehn Jahre lang waren für mich Windeln und Haushaltswochen, Heilpraktiker und Elternabende normal gewesen.

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