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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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verlockend. Mein Blick wanderte zu Nick. Er wirkte unruhig, als könnte er sich nur mühsam zurückhalten.
    Natürlich! Er mochte mit mir hier sein, seine Gründe jedoch, warum er überhaupt in diese ganze Sache gestolpert war, waren andere. Ich nickte ihm auffordernd zu.
    Er richtete den Blick wieder auf Madame. » Warum haben Sie behauptet, dass es Ihnen nicht gelungen ist, den Geist von Miles Baker zu rufen? Er war da. Riley hat ihn gesehen. Und Sie haben ihn fortgeschickt. «
    Madame schüttelte den Kopf. » Ja, ich habe ihn auch gesehen. Aber er konnte sich nicht verständlich machen. Deshalb habe ich ihn fortgeschickt. «
    Eine Lüge. Vielleicht hätte ich ihr geglaubt, hätte ich nicht inzwischen gewusst, dass sein Mörder einer von Thornes Leuten war. Und damit auch einer von ihren.
    Ich sagte nichts. Nick kannte die Hintergründe ebenso gut wie ich. Es war an ihm zu entscheiden, wie er Madame mit seinem– unserem– Wissen konfrontieren wollte. Was auch immer er tat, ich würde ihn dabei unterstützen. Zu meiner Überraschung hakte er nicht nach. Auf meine hochgezogene Augenbraue reagierte er mit einem kaum merklichen Kopfschütteln.
    » Was machen wir jetzt? « Ich fühlte mich hoffnungslos überfordert. Der Mann, der mich in seine Finger bekommen wollte, wusste jetzt, wer ich war. Noch wusste er nicht, wo ich wohnte, aber es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis er es herausfand. » Wie bringen wir Thorne dazu, mich in Ruhe zu lassen? «
    » Es ist sinnlos, mit ihm zu reden, das weiß ich inzwischen « , sagte Madame. » Bisher habe ich seine Unternehmungen zähneknirschend hingenommen, ebenso wie die anderen Mitglieder des Zirkels, sofern sie überhaupt davon wussten. Damit allerdings, dass er den Tod der Extrahierten hinnimmt, hat er eine Grenze überschritten. Ich werde die anderen zusammenrufen und ihnen erklären, was passiert ist. Wir sind keine Mörder und wir nehmen den Tod eines Menschen auch nicht als Kollateralschaden in Kauf. «
    Ich verkniff es mir, ihr zu sagen, dass mindestens einer aus ihrer Truppe genau das tat.
    » Wenn die anderen erfahren, was vor sich geht, werden sie die nötigen Schritte einleiten, um Ulysses’ Treiben ein Ende zu setzen. Dann bist du in Sicherheit. Gebt mir zwei Tage, dann melde ich mich. Für den Augenblick bist du zu Hause sicher. «
    Sie ging zur Tür und war schon halb auf dem Gang, als mir noch etwas einfiel. » Diese Magie, ist sie erblich? «
    Meine Worte ließen sie kurz innehalten. » Für gewöhnlich wird die Gabe innerhalb einer Familie weitergegeben– mal mehr, mal weniger ausgeprägt. «
    War das der Grund, warum Dad so allergisch auf meinen Job im Hexenkessel und alles Magische oder Übernatürliche reagierte? Wusste er von dem, was da durch meine Adern floss?

39
    Kaum dass Madame fort war, ließ ich mich in meinem Stuhl zurücksinken. Ich fühlte mich wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte. Ohne fremde Hilfe würde ich mich nie wieder bewegen können. Und erst recht nicht denken. Ich würde einfach die nächsten Jahre in diesem Stuhl sitzen bleiben, bis irgendjemand meine Fäden reparierte. Oder mein überbeanspruchtes Gehirn.
    Ich schloss die Augen. Sobald ich den Besprechungsraum nicht mehr vor mir sah, wurden meine sich überschlagenden Gedanken so laut, dass ich das Gefühl hatte, jeden Moment einen Hörsturz zu bekommen. Also öffnete ich die Augen wieder.
    Nick musterte mich. » Brauchst du Eiswürfel, um dein Gehirn am Durchbrennen zu hindern, Hermine? «
    » Nenn mich noch mal so, und ich kann meinen überhitzten Verstand nicht länger davon abhalten, dir meinen Zauberstab dahin zu stecken, wo keine Sonne scheint. «
    » Es klingt ziemlich erotisch, wenn du von Zauberstäben sprichst. «
    So war es keineswegs gemeint. Dieses Wissen änderte allerdings nichts daran, dass mein Gesicht heiß wurde. Und vermutlich dunkelrot anlief.
    Nick lachte und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. » Bist du okay? «
    Ich nickte. » Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das für dich auch gilt. Warum hast du nicht weiter gebohrt? Du hast ihre Erklärung zu Miles einfach so hingenommen, obwohl wir wissen, dass es einer ihrer Leute war, der ihn umgebracht hat. « Deshalb hatte sie Miles’ Geist fortgeschickt. Um zu verhindern, dass er uns auf die Spur des Zirkels– ihres Zirkels – führen konnte.
    » Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken, was ich aus all dem machen und wo ich Madame einsortieren soll « , sagte er.

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