Daemonenblut
Während ich in Gedanken bei wandelnden Toten war, hatte er den roten Faden im Auge behalten.
» Es ist schwierig, so viele Artefakte aufzuspüren. Eines Tages ging er dazu über, auch Menschen für seine Zwecke zu benutzen. Er ließ seine Leute nach jenen Ausschau halten, die besonders viel Magie in sich tragen, und ließ sie zu sich bringen, um sie zu extrahieren. «
Der Kerl stahl ahnungslosen Leuten ihre Gabe, um sein Ziel zu erreichen. Das war nun echt nicht die feine englische Art! Dann kapierte ich, was das für mich bedeutete. » Er will mich… « Wie hatte sie das genannt? » …aussaugen? «
» Extrahieren. Ja. «
Vielleicht war das gar nicht so übel. Ich wäre die Magie los und müsste mir nicht mehr ständig Gedanken machen, was ich als Nächstes versehentlich aus dem Totenreich heraufbeschwören würde. » Okay « , sagte ich. » Ich mache es. «
» Nein! « , riefen Nick und Madame gleichzeitig.
» Auf keinen Fall! « , schob Madame hinterher. » Diese Extraktion ist gefährlich. Ulysses dürfte das überhaupt nicht tun. «
Ihre Worte trafen mich wie ein Faustschlag. Neben mir fuhr Nick auf. » Ulysses? Wie in Ulysses Thorne? Er ist der Oberste Bewahrer? «
» Sie kennen ihn? «
» Wir kennen den Mörder, der für ihn arbeitet « , knurrte Nick.
Madame blinzelte. » Wie bitte? «
Nick bohrender Blick war auf Madame gerichtet. » Was wissen Sie über den Farblosen? Und über die Morde? «
» Was ist ein Farbloser? «
» Er hat farblose Augen « , erklärte ich an Nicks Stelle, weil ich erkannte, dass er zu aufgebracht war, um eine Erklärung zu liefern. Mit wenigen Worten beschrieb ich ihr den Mann.
» Morden « , sagte Madame. » Sein Name ist Morden. «
» Wie passend. Er hat sich die ganze letzte Woche in der Nähe des Ladens herumgetrieben und schließlich versucht… « Du wirst mir gehorchen, hatte er gesagt. Wir werden jetzt diesen Raum verlassen. » Er hat versucht, mich irgendwie zu beeinflussen– so wie der Blonde gestern Abend–, damit er mich entführen konnte. Er hat Craig umgebracht! «
» Wer ist Craig? Bist du sicher, dass…? «
Unschlüssig, wie viel ich sagen sollte, starrte ich auf meine Hände. Madame gehörte zu Thorne. Zu dem Mann, dessen Handlanger mein Date auf dem Gewissen hatte. Dem Mann, der irgendwie auch mit Adams Verschwinden und Miles’ Tod in Verbindung stand.
Andererseits hatte sie mir geholfen, als der Blonde versucht hatte, mich in seine Gewalt zu bringen. Ganz zu schweigen davon, dass sie mich anscheinend auch vor Thorne beschützte. Aber es war Thorne, der den Farblosen– Morden– auf mich angesetzt hatte. Natürlich! Er wollte mich in die Finger bekommen, um meine Magie zu extrahieren. » Sie haben Thorne von mir erzählt. Deshalb hat er diesen Morden auf mich angesetzt, um mich zu kriegen. «
» Ich habe versucht, dich vor ihm zu schützen! «
» Ach ja? In dem Sie mich vor ihm gewarnt haben? Halt, nein. Das haben Sie ja gar nicht. «
Madame stieß lautstark den Atem aus. » Ich wusste nicht, was vor sich geht. Ich dachte, du wärst sicher. Als ich dich entdeckt und deine Magie gespürt habe, erzählte ich Ulysses davon. Sobald ich merkte, dass er vorhatte, dich zu extrahieren, sagte ich nichts mehr. Er kannte weder deinen Namen, noch wusste er, wo er dich finden würde. Verflucht, Riley, ich habe sogar einen Zauber über dich gelegt, der deine Magie vor ihnen verbergen sollte. Sie konnten deine Gabe nicht spüren. «
» Und trotzdem sind sie hinter mir her. «
» Thornes Gedankenwächter müssen den Laden beobachtet haben « , überlegte Madame laut. » Vermutlich sind sie davon ausgegangen, dass die Person, von der ich gesprochen habe, früher oder später dort auftauchen wird. «
» Wenn ich durch Ihren Zauber geschützt war, warum haben die mich dann trotzdem gefunden? «
» Ich weiß es nicht! Vielleicht haben sie sich an dich drangehängt und dann etwas gesehen, das ihren Verdacht bestätigt. «
» Und was ist mit Craig? Warum musste er sterben? «
» Wer ist das? «
Da es keinen Unterschied machte, erzählte ich ihr von Craig. Davon, wie er in den Laden gekommen und schließlich verschwunden und später im Leichenschauhaus wieder aufgetaucht war. Zum Schluss beschrieb ich ihr, welches Bild Craigs Geist mir übermittelt hatte.
Als ich fertig war, hatte sich Madames Gesichtsfarbe dem Grau ihres Kostüms angepasst. » Er ist zu weit gegangen « , sagte sie, wieder mehr zu sich selbst. » Dieses Mal hat er die Grenze
Weitere Kostenlose Bücher