Daemonenblut
» Wenn ich sie jetzt damit konfrontiert hätte, wäre sie gewarnt, dass wir Bescheid wissen. «
Ich nickte. Wenn wir uns als indirekte Zeugen eines Mordes zu erkennen gaben, eines Mordes, den Madame– im Gegensatz zu dem, was Craig passiert war– irgendwie zu decken schien, brachten wir uns nur in die Schusslinie.
» Und was sollen wir jetzt tun? «
» Ich weiß es noch nicht. Gib mir ein paar Stunden. «
» Okay. Ich muss sowieso mit meinem Dad sprechen. « Er musste Bescheid wissen, so wie er auf alles reagierte, das nur den Anschein hatte, übersinnlich oder gar magisch zu sein. Die Frage war, woherdiese Ablehnung kam. Ganz zu schweigen davon, dass mich natürlich brennend interessierte, ob ich die Magie von ihm oder von Mom geerbt hatte. » Am besten mache ich mich gleich auf den Weg. «
Nick bestand darauf, mich nach Hause zu fahren. Auf dem Weg fragte ich ihn, ob auch er zaubern konnte. Ob er die Gabe von seinem Großvater geerbt hatte.
Nick schüttelte den Kopf. » Wir haben es versucht, aber an mir ist die Magie genauso spurlos vorübergegangen wie an meinem Vater. «
Bei mir angekommen, ließ Nick mich nur allein, weil Dad zu Hause war und er ihn vom Wagen aus durch das Fenster sehen konnte. » Wenn du fertig bist, ruf mich an « , sagte er. » Vielleicht habe ich bis dahin schon eine Idee. Ansonsten müssen wir gemeinsam brainstormen. «
Ich bezweifelte, dass mein Gehirn heute noch einen Sturm zustandebringen würde. Mehr als ein laues Lüftchen war vermutlich nicht drin. Aber ich würde es zumindest versuchen.
Wie immer wartete Nick, bis ich im Haus verschwunden war, ehe er losfuhr. Dad war inzwischen wach und hatte es sich mit einem Buch auf der Couch bequem gemacht. Als ich hereinkam, sah er auf.
» Du bist aber schon früh unterwegs gewesen « , begrüßte er mich.
» Wir hatten etwas zu erledigen. « Sag es ihm!, drängte ich mich selbst. Stell Fragen.
Aber wo sollte ich anfangen? Dreiviertel von dem, was während der letzten Woche passiert war, konnte ich ihm nicht erzählen, wenn ich nicht wollte, dass er mich bis zur Rente in meinem Zimmer in Sicherungsverwahrung nehmen würde. Ich ließ mich neben ihm in die Polster fallen und sah ihn an, in der Hoffnung, er würde selbst merken, was los ist. Was er natürlich nicht tat.
Nach den ersten zehn Sekunden schweigenden Starrens hob er fragend eine Augenbraue. Weitere zehn Sekunden später runzelte er die Stirn. Okay, er würde nicht reden, so viel war klar. Ich musste den Anfang machen.
» Ich weiß Bescheid « , sagte ich. » Die Geister, die Magie. Alles. Du kannst mir jetzt also deinen Teil der Geschichte erzählen. «
Das Buch entglitt seinen Fingern und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Teppich. Er machte sich nicht die Mühe, es aufzuheben. Sein Blick war auf mich gerichtet. Er sah aus, als hätte ich ihn geschlagen. Ganz langsam atmete er ein und wieder aus. Dann streckte er die Arme nach mir aus und zog mich an sich, drückte mich so fest, wie er es manchmal direkt nach Moms Tod getan hatte, in den Momenten, in denen ich mir nie sicher gewesen war, ob er nun mich trösten wollte oder selbst Trost suchte.
» Es tut mir so leid, Liebes « , flüsterte er mir ins Haar. » Ich wollte nie, dass du es so herausfindest. «
Dad schien wirklich eine extreme Abneigung gegen Magie zu haben. Er hätte zerknirscht klingen sollen. Reuevoll. Stattdessen hörte er sich an, als hätte ich gerade erfahren, dass mein Lieblingsonkel ein weltweit gesuchter Verbrecher war, der obendrein Katzen folterte und kleine Kinder killte. Ein bisschen übertrieben, wie ich fand.
Ich löste mich so weit aus seiner Umarmung, dass ich ihn ansehen konnte. » Denkst du nicht, es wäre besser gewesen, es mir zu erzählen, statt zu warten, bis ich es selbst herausfinde? « Bis es bei mir ausbricht.
» Wie erzählt man seinem Kind, dass seine Mutter ein Dämon war? «
» Du hättest– «. Moment! Was war das gerade? Hörfehler! Ich hatte mich definitiv verhört. » Was meinst du mit Dämon? «
Dads Augen verengten sich. » Was hast du herausgefunden, Riley? «
» Antworte mir nicht mit einer Gegenfrage. Das ist nicht fair! Was. Meinst. Du. Mit. Dämon? «
Dads Hände glitten von meinen Oberarmen zu meinen Händen und umfassten sie. Seine Handflächen fühlten sich kalt und feucht an. Schuldig. Nervös. Er drückte meine Hände und ich spürte, dass er zitterte. » Es hat keinen Sinn mehr, nach Ausreden zu suchen, oder? «
» Etwas wie: Nicht wichtig,
Weitere Kostenlose Bücher