Daemonenblut
vergiss einfach, was ich gesagt habe? « Ich schüttelte den Kopf. » Du hast zu viel gesagt. Und du solltest mir jetzt schleunigst den Rest verraten, bevor du mich mit deinen Andeutungen auf immer und ewig verstörst. «
Er stand auf, ging zum Schrank, holte ein Glas heraus und füllte es zwei Finger breit mit Whisky. Dann warf er einen Blick auf mich, nahm ein weiteres Glas und goss etwa halb so viel von dem Gebräu hinein, bevor er es mir in die Hand drückte.
Ich starrte ihn an. » So schlimm? «
» Schlimmer. « Er leerte sein Glas in einem Zug und schenkte sich noch einmal nach, bevor er sich wieder setzte.
» Dad, du beginnst mir Angst zu machen. «
» Es gibt keinen Grund für Angst « , sagte er. » Das, was ich mit schlimm meine, betrifft nur mich. Weil ich diese Informationen so lange vor dir zurückgehalten habe und jetzt, nach so langer Zeit, nicht weiß, wie ich es dir erklären… wie du es aufnehmen wirst. Du hättest das alles früher oder später von deiner Mutter erfahren sollen, aber dann ist sie gestorben. Irgendwie dachte ich, wenn ich dich einfach von allem fernhalte, das nur ansatzweise mit dem Jenseits zu tun hat, könnten wir einfach unser Leben leben. «
» Ohne dass ich jemals die Wahrheit erfahre? « Ich hatte noch immer keine Ahnung, wovon er eigentlich sprach. Vielleicht wollte ich sie auch gar nicht haben. Die Vorstellung allerdings, er könne mir wichtige Informationen über Mom vorenthalten, gefiel mir nicht. Er war mein Dad, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht zu entscheiden, was ich erfahren durfte und was nicht.
Er nickte. » Wie hast du es herausgefunden? «
» Ich habe einen Geist beschworen. «
Ich hatte Dad schon häufiger fluchen hören. Was jetzt allerdings über seine Lippen kam, war… an meinem inneren Zensor wären diese Worte im Leben nicht vorbeigekommen.
» Deine Mutter starb nicht an Herzversagen « , sagte er schließlich. » Die Magie, die ihr Herz hätte schützen sollen, war es, die versagt hat. «
» Könnten wir zu dieser Dämonensache kommen, statt die ganze Geschichte von hinten aufzurollen? « , drängte ich, noch immer davon überzeugt, dass ich mich verhört hatte. Oder dass Dads Worte anders gemeint gewesen waren.
» Zuerst musst du wissen, dass es neben unserer Welt– «.
» … noch eine andere gibt. Die Welt jenseits der Pforten. Torwächter. Zauberei. Ewige Finsternis. Wesen der Nacht. Ja, ich weiß. «
Dads Augen weiteten sich, als er begriff, dass ich Dinge wusste, die er mir wohl lieber selbst erklärt– oder für alle Zeiten verschwiegen– hätte. » Mia, deine Mutter, kommt von dort. Sie ist– war– ein Dämon. «
» Klar! « Ich lachte. Was für ein Blödsinn. » Vergiss nicht, dass ich mich an Mom erinnere. Ganz zu schweigen davon, dass immer noch Fotos existieren. « Mom war nicht nur wunderschön gewesen, sondern auch vollkommen menschlich. » Wenn so ein Dämon aussieht, wird es ziemlich schwierig, die von uns zu unterscheiden, findest du nicht? «
Dad sagte nichts.
» Komm schon! «
» Nicht alle Dämonen sehen aus wie schuppige Monster. « Dieses Mal nippte er nur an seinem Glas, ohne es gleich zu leeren. » Viele von ihnen haben eine menschliche Gestalt, manche können ihre Erscheinung sogar verändern. Deine Mom hatte das Glück, vollkommen menschlich auszusehen.
Sie hat mir nie erzählt, wie sie es durch das Tor geschafft hat. Irgendwie ist es ihr gelungen, durchzuschlüpfen und sich vor den Jägern verborgen zu halten. Sie war noch nicht lange hier, als wir uns begegneten. Als ich sie sah, war es, als hätte mich ein Blitz getroffen. Es war wirklich Liebe auf den ersten Blick. Anfangs erzählte sie mir, dass jemand sie verfolgte, und ich dachte, es ginge um einen Stalker, und nahm sie erst einmal mit zu mir, in meine Studentenbude nach Glasgow. Wir verbrachten immer mehr Zeit zusammen, und weder Mia noch ich dachten daran, dass sie irgendwann wieder gehen und in ihr eigenes Leben zurückkehren musste. Ich beendete mein Studium und nahm eine Stelle in einem Krankenhaus an. Ich verdiente gut und bald konnten wir uns ein kleines Häuschen leisten und heiraten. In regelmäßigen Abständen verschwand deine Mutter für ein oder zwei Tage. Tage, in denen sie mir nicht sagte, wohin sie dann ging. Ich war jung und eifersüchtig. Unsere Liebe war noch so frisch, dass ich mir ihrer noch nicht sicher sein konnte. Also folgte ich ihr eines Tages, als sie sich wieder einmal im Morgengrauen davonstahl. Mia fuhr in die
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