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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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ich gern noch ein bisschen weiterbohren wollte. Vielleicht war er ja selbst ein Medium und ich hatte meine Kräfte von ihm geerbt. Es konnte nicht schaden, ihm noch ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
    » Gestern habe ich nach Magie gefragt « , sagte ich und beobachtete ihn dabei ganz genau. » Das heutige Thema lautet Geister. «
    Dad verdrehte die Augen. » Warum diese Themen? Wegen deines Jobs? «
    » Ich glaube, ich habe gestern einen gesehen. Einen Geist, meine ich. « Egal, wie oft ich es aussprach, es klang nie weniger verrückt als beim ersten Mal.
    Dad sah mich über die Zeitung hinweg an. Sein Gesicht wirkte versteinert, doch dann grinste er plötzlich. » Und ich glaube, deine Madame Veritas ist mit ihrem Schauspiel vielleicht ein bisschen zu überzeugend. «
    Ich erzählte ihm von der gestrigen Séance und dass es tatsächlich so ausgesehen hatte, als wäre ein Geist erschienen. Allerdings ließ ich Dad auch in dem Glauben, dass es nur einer von Madames Spezialeffekten gewesen war. » Manchmal sieht das wirklich verdammt echt aus. Als wäre tatsächlich einer im Zimmer. «
    Damit war das Thema Geister abgehakt. Dad hatte sich nicht aus der Reserve locken lassen. Wenn er etwas vor mir verbarg, dann war er heute besser darauf vorbereitet, es weiterhin verschlossen zu halten. Wahrscheinlicher war allerdings, dass er gar nichts zu verbergen hatte. Sonst hätte ich doch in den letzten siebzehn Jahren etwas merken müssen. Irgend etwas .
    Ich weiß nicht, ob ich von der Idee angestachelt wurde, meine Kräfte könnten von ihm stammen, oder ob die Gelegenheit, über meine Erlebnisse der letzten Tage zu sprechen– zumindest über den unverfänglichen Teil davon–, mich so mitriss, dass ich gleich zum nächsten Minenfeld überging.
    » Madame hat übrigens ein Ritual mit mir durchgeführt. «
    Dieses Mal ließ er die Zeitung sinken. » Ich will nicht, dass du solche Dinge machst, Riley! «
    Treffer! Auf Geister hatte er nicht reagiert, dafür jetzt. Interessant. Es war mir bis eben gar nicht bewusst gewesen, aber ich hatte mich noch nie mit Dad über Übersinnliches unterhalten. Wusste ich schon bei mir nicht genau, wie ich zum Thema stand (okay, nach den letzten Tagen neigte ich dazu, an einige Dinge zu glauben– zwangsläufig), hatte ich nicht die leiseste Ahnung, was er davon hielt. Nicht nur, dass wir nie darüber gesprochen hatten, er hatte auch immer einen Bogen um das Thema gemacht, wurde mir jetzt klar. Filme zu übersinnlichen Phänomenen? Kamen nicht ins Haus. Bücher? Kannst du vergessen. Der Ansatz eines Gesprächs? Regelrecht abgeblockt und schnell zu einem anderen Thema übergegangen. Erstaunlich, dass mir das so noch nie aufgefallen war. Auch wenn ich diese Erkenntnis spannend fand, hieß das aber immer noch nicht, dass Dad ein Medium war. Vielleicht war er auch nur abergläubisch und hatte Angst, irgendwas herbeizureden.
    » Warum nicht? « , hakte ich nach.
    » Weil es Humbug ist und ich nicht will, dass du deine Zeit mit Blödsinn verschwendest. «
    » Ich arbeite dort « , rechtfertigte ich mich. » Ich muss diese Dinge wissen, wenn ich für Madame Termine übernehmen soll. «
    » Aber du musst dich nicht zum Versuchskaninchen für irgendwelche Rituale machen lassen, die wer weiß welche Auswirkungen auf deine Psyche haben! «
    » Warte, ich weiß, was jetzt kommt « , sagte ich. » Teenager. Leicht beeinflussbar. Sekte. «
    » Am besten gehst du dort nicht mehr hin. «
    » Dad! Das ist nicht dein Ernst! « , protestierte ich. Oh Scheiße, ich hatte es zu weit getrieben! » Du hast selbst gesagt, dass Madame nicht ernst zu nehmen ist. «
    » Und wenn schon. Dieser Laden scheint dir alle möglichen Flausen in den Kopf zu setzen. «
    » Du weißt, dass ich das Geld brauche. «
    Dad blieb unnachgiebig. » Es gibt auch andere Jobs. «
    » Es gibt auch Väter, die sich nicht an der Börse verzocken und hinterher so verschuldet sind, dass sie sich kaum noch den Frühstückstoast leisten können. «
    Dad versteinerte unter meinen Worten und ich hielt erschrocken inne. Mein Gott, hörte ich mich verbittert an. Wir konnten keine großen Sprünge machen, aber darben mussten wir deshalb noch lange nicht. » Es tut mir leid, Dad. Das hätte ich nicht sagen dürfen. Entschuldige. «
    Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. Plötzlich wirkte er unendlich müde und viel älter, als er mit seinen vierundvierzig Jahren aussehen sollte. » Nein, du hast ja recht. Ich würde dir so gern mehr bieten, dir deine

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