Daemonenblut
etwas zugestoßen!
Schnell checkte ich mein Handy, fand aber auch heute keine Nachricht von Craig. Je länger ich darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien es mir, dass er mich schnöde versetzt haben sollte. Er hatte doch selbst um das Date gebeten und dabei alles andere als unsicher gewirkt. Warum sollte er also plötzlich kalte Füße bekommen?
Vielleicht hatte er einen Unfall gehabt und lag im Krankenhaus, während ich hier saß und mich in Rachefantasien erging. Mit einem unguten Gefühl im Magen wählte ich Craigs Nummer. Wieder nur die Mailbox. Ich hinterließ eine Nachricht, dass ich mir Sorgen machte und er mir bitte nur Bescheid geben solle, ob es ihm gut ging. Danach suchte ich die Nummer der Praxis heraus, für die er arbeitete, und rief dort an, in der Hoffnung, dass einer der Angestellten etwas wusste. Es meldete sich nur der Anrufbeantworter. Was hatte ich auch an einem Samstag um kurz nach sieben erwartet? Der Blechkamerad erklärte, dass ich außerhalb der Sprechzeiten anrief. Bevor er die Notfallnummer einer Tierklinik herunterbeten konnte, legte ich auf.
Nach einer ausgedehnten Dusche zog ich mich an und ging nach unten. Schon auf der Treppe roch es verlockend nach Kaffee. Genau das, was ich jetzt brauchte.
» Morgen, Dad. «
Ich hatte erwartet, ihn hinter seiner Zeitung am Esstisch zu finden, doch der Tisch war ebenso verlassen wie der Rest der Küche. Wenn man einmal von dem blau schimmernden Geist vor dem Herd absah.
» Dein Dad ist schon weg. Doppelschicht. «
» Und seit wann bist du wieder da? «
» Dir auch einen guten Morgen, Herzblatt. «
Ich seufzte. » Entschuldige. Ich… «
» Das war ein Scherz « , grinste Hugh. » Mach dich mal locker. «
Leichter gesagt als getan. » Also? Seit wann? «
» Seit heute Nacht. «
Ich holte Luft, doch bevor ich etwas sagen konnte, redete er schon weiter. » Du hast geschlafen und ich wollte dich nicht wecken. Vermutlich wäre es deinem Blutdruck abträglich gewesen, von einem schimmernden Geist geweckt zu werden. «
Da hatte er wahrscheinlich recht. Die bloße Vorstellung, mitten in der Nacht, völlig verpennt und verwirrt, die Augen zu öffnen und ein Gespenst zu sehen… da schüttelte es mich schon. » Hast du Miles gefunden? «
Hugh schüttelte den Kopf, riss die Pfanne in die Luft und wirbelte den Pfannkuchen darin herum. » Entweder ist er bereits ins Licht gegangen oder er ist verschreckt und will nicht gefunden werden. «
» Wenn er nicht im Licht ist, sondern sich nur irgendwo versteckt, kann ich ihn dann irgendwie aufspüren? «
Hugh starrte nachdenklich in die Pfanne. » Es könnte gehen « , sagte er, als er den Pfannkuchen auf einen Teller verfrachtete. » Du brauchst etwas, das ihm gehört hat, als eine Art Verstärker. «
Manchmal war die Welt schon eigenartig. Da stand ich in meiner eigenen Küche, beschmierte einen Pfannkuchen, den mir ein Geist gemacht hatte, mit Pflaumenmus und spekulierte darüber, wie ich bewusst einen weiteren Geist rufen konnte. Einen, der womöglich durch die Einwirkung von Magie gestorben war. So grotesk die Situation auch sein mochte, ich musste einfach wissen, was hier los war. Ich musste wissen, warum Madame mich belogen hatte und ob ich ihr überhaupt noch vertrauen konnte. Ganz zu schweigen davon, dass es mich natürlich brennend interessierte, ob das, was ich in dieser Vision– oder wie auch immer man es nennen wollte– gesehen hatte, tatsächlich Magie gewesen war. Das wäre der Hammer! Oder ein echter Grund, um in Panik zu verfallen. Was davon es werden würde, konnte ich dann immer noch spontan entscheiden.
Vermutlich war Miles noch im Leichenschauhaus. Wenn es mir gelänge, dort hinein- und an seine Sachen heranzukommen, hätte ich einen persönlichen Gegenstand von ihm.
» Das kannst du vergessen. «
» Was? «
» Das Leichenschauhaus. «
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich wohl laut nachgedacht hatte. » Warum? «
» Sein Krempel ist bestimmt längst bei den Bullen, irgendwo in einer Asservatenkammer. Immerhin ist das möglicherweise Beweismaterial in einem Mordfall. «
» Du kennst dich aber ziemlich gut mit so was aus. «
» Ich habe so gut wie keine Folge von Judge Judy ausgelassen. Man kann davon halten, was man will « , grinste er. » Aber man lernt fürs Leben. Oder für danach. Wenn du etwas von ihm haben willst, musst du zu ihm nach Hause. «
Mir klappte der Unterkiefer runter. » Ich soll in seine Wohnung einbrechen? Kannst du nicht…? «
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