Daemonenblut
«
Pepper seufzte, und ich glaubte, ein unterdrücktes Schniefen zu hören. » Er ist so unglaublich nett. «
» Das ist deine Katastrophe? Ein netter Kerl bei einem Date? «
» Nein, du verstehst das nicht « , hielt Pepper dagegen. » Er ist einfach zu nett. Er versucht ständig, mir alles recht zu machen, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen und dafür zu sorgen, dass es mir gut geht. «
» Das klingt ja wirklich grauenvoll. « Und ich beklagte mich darüber, dass mich mein Ex mit irgendeiner Schlampe aus dem Schwimmteam betrogen hatte. Also echt.
» Riley! Du nimmst mich nicht ernst! «
» Tut mir leid, aber mir fällt es gerade ein wenig schwer, dir zu folgen. «
» Weißt du, was man über das Wort ›nett‹ sagt? «
» Nett ist die kleine Schwester von– «. Mein innerer Zensor brachte mich zum Schweigen.
» Von Scheiße « , beendete Pepper den Satz für mich. » Mal ehrlich, könntest du dir vorstellen, mit jemandem zusammen zu sein, der immer nur lieb und nett ist? Jemand, der dir ständig in allem zustimmt und versucht, dir alles recht zu machen? «
» Jemand, der keine eigene Meinung hat, sondern nur das tut, was du willst? «
» Genau! «
» Das hat er getan? « Ich fand zwar immer noch, dass es Schlimmeres gab, begann Pepper aber allmählich zu verstehen.
» Den ganzen Abend. Dauerlächeln, ohne Unterbrechung. Ständige Zustimmung. Ich hatte schon Angst, ihm würde irgendwann mal der Kopf vom Hals brechen, so oft hat er genickt. « Sie machte eine kurze Pause, dann fällte sie ihr folgenschweres Urteil: » Jonah ist süß, aber er ist auch unglaublich berechenbar. Da ist kein bisschen Gefahr. Nichts Aufregendes. «
» Du meine Güte, wie lange kennst du ihn? Ein Jahr? Zwei? « , fragte ich. » Was hast du erwartet? Dass er plötzlich die Beißer ausfährt und dir gesteht, dass er in Wahrheit Sergej Darkov ist? «
Peppers Schweigen machte klar, dass sie zumindest davon geträumt hatte.
Ich seufzte. » Pepper! «
» Ich bin so enttäuscht, Riley. Ich dachte wirklich, er wäre der Richtige. Einer, der mich auf Händen trägt. Okay, das würde er auch tun– aber in dem Fall ist das genau das Problem. Ich glaube, er würde alles tun, um mir zu gefallen. Ich will mich aber auch mal streiten können. Will jemanden mit einer eigenen Meinung. Jemanden, der nicht zu allem Ja und Amen sagt. Weißt du, was der Hammer war? Als wir im Pizza-Corner waren, habe ich ihn ins Damenklo geschickt. Ich habe behauptet, da nicht reingehen zu können, wenn jemand anderes drin ist, und ihn gebeten, die anderen rauszuschicken. «
Ich prustete los. » Das ist nicht dein Ernst! «
» Doch. Ich wollte wissen, wie weit ich gehen kann. Er hätte es getan, Riley! Wenn ich ihn nicht aufgehalten hätte, wäre er geradewegs da reinmarschiert und hätte den Waschraum und die Toiletten für mich geräumt. Das war soooooo peinlich! «
Das war es wirklich.
» Und jetzt? « , wollte ich wissen. » Wie geht es jetzt weiter? «
» Ich muss ihm verklickern, dass das mit uns nichts wird. OhMann, es war schon schwer, ein Date mit ihm zu bekommen– und jetzt, wo ich es hatte, muss ich mich wieder entdaten. « Sie stöhnte theatralisch. » Das wird die Hölle. «
Eine Weile noch erging sie sich in Details des Abends, dann nahm sie mir das Versprechen ab, niemandem von ihrem Pleite-Date zu erzählen, und beendete das Gespräch.
17
Am nächsten Morgen war Hugh immer noch nicht zurück. Dafür saß Dad am Küchentisch und las Zeitung. Es hatte einen Fehler bei der Schichteinteilung gegeben, weshalb zu viele Ärzte für die Nachtschicht eingeteilt gewesen waren. Daraufhin hatten sie ihn nach einer Stunde wieder nach Hause geschickt. Wenn ich mir ansah, wie ausgeschlafen er aussah, wünschte ich mir, dass solche Fehler häufiger vorkämen. Andererseits waren sie für unsere Finanzen nicht sonderlich zuträglich.
Ich wünschte ihm einen guten Morgen, setzte mich zu ihm an den Tisch und bestrich mir einen Toast mit Butter und Marmelade, während ich gleichzeitig Dad über den Rand seiner Zeitung hinweg beobachtete. Plötzlich erinnerte ich mich daran, wie ihm gestern die Pizza aus der Hand gefallen war, als ich ihn gefragt hatte, ob er an Magie glaubte. Es konnte Zufall gewesen sein, aber da war auch noch dieser Ausdruck auf seinem Gesicht gewesen. Für einen kurzen Moment hatte er ausgesehen, als hätte man ihn auf frischer Tat ertappt. Fragt sich nur, wobei. Seine Reaktion war jedenfalls interessant genug gewesen, dass
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