Daemonenblut
drückte, schaute er drein, als fürchtete er, seine Luxuskarosse nie wieder zu sehen, wenn er ihr jetzt den Rücken zuwandte. Vielleicht rechnete er auch damit, dass sein Schlitten nachher auf Ziegelsteinen aufgebockt und ohne Reifen dastehen würde.
Ein Gähnen unterdrückend, folgte ich Nick zur Tür. Vermutlich sollte ich mich geschmeichelt fühlen, dass er mir immerhin so viel Aufmerksamkeit schenkte, um zu bemerken, wie müde ich aussah. Ich hatte tatsächlich schlecht geschlafen, eigentlich so gut wie gar nicht. Als ich von Pepper zurückgekommen war, hatte Dad im Wohnzimmer vor der Glotze gesessen und sich eine seiner Serien angeschaut. Ich hatte nur kurz Hallo gesagt und mich dann nach oben verzogen. Schon während ich duschte, hörte ich ein paar Mal mein Handy klingeln, machte mir aber nicht die Mühe, das Bad zu verlassen. Dafür genoss ich die Dusche– und die Stille– zu sehr. Das Rauschen des Wassers übertönte für eine Weile meine rasenden Gedanken und half mir, ein wenig ruhiger zu werden. Wie sich später herausstellte, war es Pepper gewesen, die zweimal versucht hatte, mich zu erreichen, bis es ihr schließlich gelang.
» Kommst du zurecht? « , erkundigte sie sich, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
» Du meinst, ob ich es verkrafte? In meinem Kopf geht es gerade zu wie am Piccadilly Circus zur Hauptverkehrszeit, aber ich werde es wohl verdauen. «
» Als ich das erste Mal von diesem ganzen Jenseitszeug gehört habe, dachte ich, mir fliegen jeden Moment die Sicherungen raus. «
Das konnte ich nur zu gut verstehen.
Pepper nahm mir das Versprechen ab, mich zu melden, wenn ich reden wollte, dann verabschiedeten wir uns und ich ließ mich aufs Bett fallen. Einmal sah Hugh kurz bei mir vorbei, merkte allerdings ziemlich schnell, dass ich nicht sonderlich gesprächig war, und verdrückte sich wieder.
Heute Morgen hatte sich mein Kopf wieder beruhigt, das brachte mir den verlorenen Schlaf allerdings auch nicht zurück. Beim Frühstück war ich fast versucht gewesen, das Jenseits als Thema des Tages auf den Tisch zu bringen. Es wäre nur konsequent gewesen, wenn ich nach Magie und Geistern nach der Existenz einer Parallelwelt gefragt hätte. Da mir nicht der Sinn danach stand, schon wieder mit Dad zu streiten, hatte ich die Frage zusammen mit meinem Toast runtergeschluckt. Ich hatte ohnehin eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie Dads Antwort ausgesehen hätte. Die Worte Job kündigen, Flausen im Kopf und mit was für Dingen beschäftigst du dich eigentlich? wären ganz sicher darin vorgekommen.
Nick und ich hatten die Tür erreicht, und ich setzte dazu an zu fragen, wie wir reinkommen wollten, als er nach dem Türknauf griff und ihn drehte. Nicht abgesperrt. Und das in der Gegend. Wenn das Haus noch nicht ausgeräumt war, musste Nick sich vermutlich keine Sorgen um seinen Wagen machen.
Wir betraten den Flur, und ich ging sofort auf die offen stehende Tür zu meiner Linken zu, hinter der ich das Arbeitszimmer erkannte. Nick hielt mich am Arm zurück. » Wir gehen zuerst nach oben. «
» Wieso? «
» Weil dort sein Schlafzimmer ist « , sagte er. » Du brauchst doch einen persönlichen Gegenstand für diese Verstärkersache, oder? «
» Ich bin mir sicher, dass wir auch hier unten etwas finden. « Nur weil ich schon einmal in eine fremde Wohnung eingebrochen war, hieß das nicht, dass ich mich dabei wohlfühlte. Ich wollte so wenig wie möglich in die Privatsphäre eines Fremden eindringen– erst recht nicht in die von jemandem, der womöglich noch am Leben war und jeden Moment durch die Tür hereinspazieren und uns dabei erwischen konnte.
» Und ich « , gab Nick zurück und schob mich auf die Treppe zu, » bin mir sicher, dass etwas Persönliches besser ist als eine Schreibtischunterlage oder ein PC . «
» Okay, aber wir durchsuchen keine Schränke. «
Er warf mir einen Blick zu, als würde er sich über meine plötzlichen Skrupel wundern, sparte sich aber jeden Kommentar und nickte nur.
Oben angekommen, führte er mich so zielsicher in Adams Schlafzimmer, dass ich mich unwillkürlich fragte, wie genau er sich bei seinem letzten Besuch hier umgesehen hatte. Die Möbel waren staubig, vor dem Bett und in den Ecken tummelten sich Wollmäuse in kleinen Kolonien, und auf dem Nachttisch waren die Ringe von Gläsern und Tassen zu sehen, die hier einmal gestanden hatten. Überall lagen Klamotten herum, und der Deckel der Schmutzwäschekiste– ein hässliches weißes
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