Daemonenblut
Wissen.
Er zuckte die Schultern. » Ist das wichtig? «
» Natürlich ist es das! Es ist das Herz von jemandem. Wenn man es ihm nimmt, stirbt er! «
Nick beugte sich über den Tisch nach vorne, als würde ich dann besser kapieren, was er will. » Wir sprechen nicht von einem Menschen « , sagte er kalt. » Sondern von einem Dämon. Einer niederen, widerwärtigen Kreatur. Abstoßend! «
» Und gefährlich. «
» Genau. Wir tun der Welt also nur einen Gefallen. « Die Kälte wich aus seinem Blick, und für einen Moment sah er nicht mehr aus wie das weltgewandte Millionärssöhnchen, sondern nur noch wie das, was er war: ein ganz normaler Junge, der sich um seinen Großvater sorgte. » Das Heim hat heute angerufen. Es geht ihm schlechter. Wenn ich nicht bald… «
Mir wurde erst bewusst, dass ich schon wieder nach seiner Hand gegriffen hatte, als ich die Überraschung in seinen Zügen sah. » Wir finden Adam. Ihn und den Herzstein. «
» Wenn er nicht tot ist, sind deine Fähigkeiten nutzlos « , sagte er und zog langsam seine Hand unter meiner fort. » Du willst mir trotzdem helfen? «
Ich sollte Nein sagen, sollte ihm sagen, dass mir sein Benehmen auf den Wecker ging. Dass ich diese ständigen Wechsel zwischen seinem Befehlston und der aufgesetzten Freundlichkeit, die er immer dann vorzuschieben schien, wenn er etwas damit zu erreichen hoffte, nicht mochte. Aber einmal davon abgesehen, dass ich immer noch wissen wollte, wie Miles gestorben war und was es mit dem Lichtstrahl auf sich hatte, wollte ich ihm tatsächlich helfen. Nick tat mir leid. Es war nicht nur sein kranker Großvater, für den ich Mitleid empfand, es war… irgendwie alles. Er hatte eine Art an sich, die einen in den Wahnsinn treiben konnte, aber in Momenten wie eben, in denen er von ganz normaler menschlicher Zuneigung regelrecht überrumpelt schien, da wirkte er fast schon hilflos. Und grenzenlos einsam. Es waren diese kurzen Augenblicke, in denen ich das Gefühl hatte, den Menschen hinter dem arroganten Jungen zu sehen, und so seltsam es auch klingen mochte, aber ich verspürte den Wunsch, mir diesen Menschen genauer anzusehen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich es womöglich bereuen würde.
» Wenn du meine Hilfe willst, bekommst du sie. «
Dieses Mal bekam er seine Überraschung schneller in den Griff. Er zögerte bestenfalls für den Bruchteil einer Sekunde, dann straffte er die Schultern. » In Ordnung. Aber ich habe das Sagen. «
» Ich würde vorschlagen, das entscheiden wir von Fall zu Fall. « In meinem süßesten Tonfall fügte ich hinzu: » Immerhin könnte ich ja auch mal eine gute Idee haben. Oder zwei. «
» Tja, die erste gute Idee kommt allerdings von mir. « Sein Gesichtsausdruck war aalglatt und voller Selbstzufriedenheit. » Wir sollten Handynummern austauschen, damit ich dich jederzeit erreichen kann. «
» Und ich bekomme deine Nummer, um termingerecht Bericht zu erstatten, oder wie? «
» So ungefähr. «
» Meinetwegen. « Da es sich nicht lohnte, darüber zu streiten– dafür würden sich garantiert noch genügend andere Gelegenheiten finden–, zog ich mein Handy aus der Tasche und öffnete das Adressbuch. Zumindest wollte ich es öffnen, aber der Bildschirm war schwarz. » Mist. Akku leer. «
» Weißt du deine Nummer auswendig? «
Ich nickte.
Nick tippte kurz an seinem Smartphone herum. Das Ding war einer dieser Alleskönner, vermutlich konnte es sogar Kaffee kochen. » Schieß los! «
Ich diktierte ihm meine Nummer. Wieder tippte und wischte er über sein Display. » Ich hab dir eine Nachricht mit meiner Nummer geschickt, die brauchst du dann nur noch abspeichern. «
Außerdem kritzelte er seine Nummer noch auf einen Zettel und drückte ihn mir in die Hand. Meine Haut prickelte dort, wo sich unsere Finger berührten. Schnell zog ich sie zurück und steckte den Zettel in meine Tasche. Wenn ich eines nicht brauchte, dann ein Kribbeln, ausgelöst von Mr Arroganz persönlich.
Als ich wieder aufsah, bemerkte ich, dass Nick mich beobachtete. Hatte er es etwa auch gespürt? Unwillkürlich schüttelte ich den Kopf, was ihm natürlich nicht entging.
» Stimmt was nicht? «
» Alles bestens. Also, was jetzt? «
» Wir sollten mit den Terminen am Tag vor seinem Verschwinden anfangen « , sagte er und erklärte mir, dass er die von dem Tag, an dem er von Adam versetzt worden war, bereits abtelefoniert hatte. » Wenn die nichts ergeben, arbeiten wir uns weiter in die Vergangenheit zurück. «
» Wie weit?
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