Daemonenblut
Paul. » Wo hast du ihn aufgegabelt? «
Nick wurde es zu bunt. » Hast du nicht angerufen, um mit mir zu reden? «
» Ja, gleich « , wehrte Paul ab.
» Das reicht, Paul! « Allmählich wurde er sauer. » Was willst du? «
» Wissen, mit wem du dich herumtreibst, wenn ich nicht da bin. «
» Sie will mir helfen, Adam zu finden, okay? «
Schlagartig wurde Paul ernst. » Er ist nicht aufgetaucht? «
» Ich ruf dich heute Abend an, dann erzähle ich es dir in Ruhe. «
» Okay. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob du inzwischen mit deinem Dad gesprochen hast? «
Nick runzelte die Stirn. » Worüber? «
» Über das Team natürlich! «
Er hatte einige Jahre zusammen mit Paul Hockey gespielt und war ein ziemlich guter Stürmer gewesen. Zumindest so lange, bis sein Vater ihn letztes Jahr genötigt hatte, mitten in der Saison das Team zu verlassen. Hätte Nick sich geweigert, hätte sein Vater ihn nur derart eingespannt, dass ihm ohnehin keine Zeit mehr für das Training und die Spiele geblieben wäre. Paul bekniete ihn schon seit Längerem, seinen Vater zu überzeugen, ihn wieder ins Team zurückzulassen.
» Nein, noch nicht. « Wenn Mitchell Wolfe beschlossen hatte, dass ihm etwas nicht gefiel, dann änderte er seine Meinung nicht plötzlich. » Er ist auf Geschäftsreise. «
» Vergiss es nicht. Du weißt, ich werde nicht aufhören, dich deswegen zu nerven. « Lauter fragte er: » Neue Freundin, kannst du mich hören? «
» Sie heißt Riley « , sagte Nick genervt.
» Okay, Riley also. Eines musst du wissen: Nick ist ein Snob. Lass ihm das nicht durchgehen. «
» Machs gut, Paul. «
Nick beendete die Verbindung, bevor Riley etwas erwidern konnte. Nur allzu deutlich war er sich ihres Blickes bewusst.
» Was? « , schnappte er.
» Dieser Paul kennt dich ziemlich gut, was? «
Nick zog eine Grimasse, und Riley ging wieder dazu über, aus dem Fenster zu sehen.
Eine Weile herrschte Schweigen. Mittlerweile hatten sie es ins East End geschafft. Nick hielt an einer roten Ampel auf der Whitechapel Road, als er erneut ihren Blick spürte.
» Weiß Paul, was du vorhast? «
» Ja. «
Die Ampel sprang um. Nick bog nach links ab. Schon bald wichen die sauberen Wohnblöcke mit den Grünstreifen vor dem Haus, den Hochhäusern, die Nick jedes Mal so fremd und abstoßend erschienen.
» Weißt du, was ich mich die ganze Zeit frage? « , brach Riley erneut das Schweigen.
» Wie ich Paul ertrage? «
Ein Lächeln huschte über ihre Züge, sie wurde jedoch sofort wieder ernst. » Ich frage mich, warum du so versessen darauf bist, dass ich dir helfe. Immerhin hast du keine Beweise, dass ich wirklich Geister rufen kann. «
Er zuckte die Schultern. » Du hast es mir gesagt. «
» Ich könnte gelogen haben. «
» Warum solltest du? Damit die Leute dich für verrückt halten, wenn sich hinterher rausstellt, dass du es doch nicht kannst? «
» Madame hat die Séance durchgeführt « , sagte sie. » Ich könnte verstehen, wenn du auf ihre Fähigkeiten vertraust. Aber bei mir? Ich bin nur die Aushilfe. Woher willst du also wissen, dass ich die Wahrheit sage? Es könnte mir egal sein, wenn du mich hinterher für verrückt hältst. « Sie schnitt eine Grimasse. » Ich könnte sogar verrückt sein. «
» Du hast vermutlich wirklich eine Schraube locker. Aber etwas sagt mir, dass es ziemlich dämlich wäre, wenn du mich belügst und dann nicht einmal versuchst, Kapital aus der ganzen Sache zu schlagen, indem du mein Geld annimmst. Ich weiß nicht, ob du wirklich Geister rufen kannst, das werde ich wohl erst endgültig wissen, wenn ich es mit eigenen Augen sehe. Aber ich glaube dir, dass du etwas gesehen hast. Miles’ Erscheinen bei der Séance und diese Vision seines Todes. «
Sie nickte. » Ich werde tun, was ich kann. Aber ich kann dir nichts versprechen. Auf dem Gebiet des Übersinnlichen bin ich wohl noch so eine Art Praktikantin– mit jeder Menge Enthusiasmus und viel zu wenig Ahnung. «
24
Ich staunte nicht schlecht, als Nick auf den Hof einer alten Fabrik fuhr und schließlich vor dem Backsteinbau im hinteren Teil des Geländes anhielt. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass Adam Saunders in einem ähnlichen Haus wie Miles wohnen würde, vielleicht auch in einer der Hochhaussiedlungen. Aber das hier? Was für ein cooler Ort zum Wohnen! Meine Tasche wollte ich trotzdem lieber nicht im Auto lassen.
Nicks Begeisterung schien sich in Grenzen zu halten. Als wir ausstiegen und er den Knopf für die Türverriegelung
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