Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
auch nicht vor. » Wo ich herkomme, lernt man einen Menschen kennen. Aber das kannst du ja nicht wissen, wenn du sonst niemanden um dich hast. «
    » Ich habe durchaus Menschen um mich herum. «
    » Hausangestellte zählen nicht. «
    Er klappte den Mund zu.
    Es hätte ein Witz sein sollen, dabei hatte ich wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Dieser Kerl hatte Hauspersonal– allen Ernstes!
    Drei Ampeln später war er es, der zu meinem Erstaunen das Schweigen brach. » Wieso willst du dich überhaupt mit mir anfreunden? «
    So wie er das sagte, klang es, als wäre Freundschaft eine ansteckende Krankheit.
    » Es ist ja nicht so, als hätten wir viel gemeinsam. «
    » Woher willst du das wissen? Du kennst mich doch gar nicht. « Ich setzte mich aufrecht hin und drehte mich zu ihm rüber, um ihn ansehen zu können. » Wir sind auf dem Weg zum Haus eines Mannes, der vielleicht ein Mörder ist, Nick. Irgendwie würde ich gern wissen, mit wem ich dorthin unterwegs bin. Wenn ich nichts über dich weiß, außer dass du gern mit Geldscheinen wedelst und einen teuren Schlitten fährst, ist das ein bisschen wenig. «
    » Hm. «
    Das war alles? Ich sagte ihm quasi ins Gesicht– vielleicht auch eher durch die Blume–, dass ich die Hosen voll hatte, und alles, was er darauf zu sagen hatte, war » Hm « ? Ich seufzte. » Okay, weißt du was, ich mache es dir leichter und fange an. Mein Dad ist Arzt, das weißt du ja schon. Als ich drei Jahre alt war, ist meine Mom gestorben. Herzversagen. « Es war so lange her, und ich war längst darüber hinweg, trotzdem fiel es mir noch immer schwer, es auszusprechen.
    » Das tut mir leid « , sagte Nick in die kleine Pause hinein, die meinen Worten folgte.
    » Es ist okay. Ich kann mich ja kaum an sie erinnern. Für Dad ist es schlimmer. « Einmal tief durchatmen, dann hatte ich mich wieder gefangen. » Dad hat sich an der Börse verzockt, weshalb wir keine großen Sprünge machen können und ich ihn kaum noch zu sehen bekomme, weil er ständig Doppelschichten schiebt, um die Schulden abzubezahlen. Was noch? Ach ja: Ich arbeite im Laden, um Geld für das Studium zu verdienen, das ich nach meinem Abschluss anfangen will. Den meisten Leuten erzähle ich aber, dass ich für eine USA -Reise spare, weil ich Dad nicht in Verlegenheit bringen will. « Wenn das nicht persönlich war!
    » Ihr habt Geldsorgen und trotzdem hast du mein Angebot abgelehnt? « Nick klang ungefähr so, als hätte ich den Stein der Weisen gefunden und einfach wieder ins Kiesbett zurückgeworfen. » Du hast zwanzigtausend in den Wind geschlagen– einfach so! Warum? «
    » Was glaubst du wohl? «
    » Dass du nicht käuflich bist? «
    » Bingo. «
    Den Rest der Fahrt schwiegen wir. Von der Camden High Street und über eine weitere Straße bogen wir schließlich in die Prince Albert Road ein, die zwischen dem Regent’s Park und dem Primrose Hill hindurchführte. Thornes Haus, der Begriff Anwesen war wohl passender, lag in der Elsworthy Road am nördlichen Ende des Primrose Hill, in einer Gegend, in der sich eine Villa an die andere reihte. Die Straße war gesäumt von Bäumen, zu den einzelnen Häusern führten Auffahrten, und manche Grundstücke waren durch so hohe Hecken oder Mauern von der Außenwelt abgeschirmt, dass man sich den dahinter liegenden Luxus nur vorstellen konnte.
    Nick deutete aus dem Fenster. » Das ist es. «
    Das Anwesen erhob sich auf einem Eckgrundstück an einem Teil der Straße, in dem die Häuser weiter auseinanderstanden und von großzügigen Gärten umgeben waren. Ohne langsamer zu werden, fuhren wir daran vorbei. Nick parkte um die Ecke und stellte den Motor ab.
    » Und jetzt? «
    » Gehen wir hin und sehen uns um. «
    » Ist das nicht ein wenig auffällig? «
    » Aber nicht doch, wir sind nur ein reiches Pärchen auf seinem Sonntagsspaziergang. « Er warf einen Blick auf mein Kleid. » Aus der Ferne wird schon niemand merken, dass das von der Stange ist. «
    Als wir ausstiegen, hielt Nick mir seine Hand entgegen. » Komm, Schatz, lass uns ein paar Schritte machen. «
    » Danke, Liebling. «
    Unsere Finger ineinander verschränkt wie ein frisch verliebtes Paar, schlenderten wir die Straße entlang, zurück zur Ecke und dem Anwesen. Ein großer Porsche fuhr an uns vorbei, und ich konnte mich nur mühsam beherrschen, mich nicht hinter einem Busch zu verstecken. Was, wenn das der Mörder war? Aber der Wagen fuhr weiter, und alles, was blieb, war ein aufmunternder Druck von Nicks Hand.
    » Siehst du

Weitere Kostenlose Bücher