Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Charme. Obwohl sie es eigentlich nicht wahrhaben wollte, ertappte sie sich bei dem geheimen Wunsch, ihn wieder zu treffen.
Pünktlich um 7.30 Uhr war Doro am nächsten Morgen in der Bäckerei. Sie trat an den Verkaufstresen und bestellte ein Frühstück, bevor sie in den hinteren Teil des Geschäftes ging, der als Café genutzt wurde. Lille saß bereits an einem der beiden Tische am Fenster. Von hieraus hatte man einen guten Ausblick auf die Hauptstraße und auf das morgendliche, kleinstädtische Treiben Kirchbronns.
Lille empfing ihre Freundin mit einer dicken Umarmung und dem obligatorischen „Morgen, meine Süße, geht´s dir gut?“
„Mhmh“, nickte Doro und setzte sich. „Ward ihr gestern noch lange unterwegs?“, wollte sie wissen.
„Nee, wir waren noch auf eine schnelle Pasta beim Italiener und das war´s. In dem Kaff ist doch nichts los.“
Die Bedienung brachte die bestellten Frühstücksportionen und stellte je ein voll beladenes Tablett mit Brötchen, Käse, Schinken, Marmelade und einem Kännchen Kaffee auf dem Tisch ab. Die beiden Frauen bedankten sich freundlich.
„Und wie war dein Abend?“, wollte Lille wissen.
„Mir wollte Alexander Maar einfach nicht aus dem Kopf gehen.“
Lille grinste verschwörerisch, während sie ihren Kaffee umrührte. „Warum wundert mich das nicht?“, sie nippte an ihrer Tasse, „Ich finde ja, er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Johnny Depp?“
„Quatsch, der sieht ganz anders aus.“
„Besser oder schlechter?“
Doro zuckte unschlüssig die Achseln. Lille war ein ausgesprochener Johnny Depp-Fan und deshalb gab es eigentlich keinen Mann, der in ihren Augen dem Hollywood-Beau nicht ähnlich sah. „Ich finde, die zwei kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen“, versuchte sie sich, möglichst diplomatisch von diesem Thema zu verabschieden.
Lille schluckte hastig den Bissen hinunter.
„Gut, er sieht nicht aus wie Johnny. Aber können wir uns darauf einigen, dass der Kerl attraktiv ist?“
„Ja. Schon.“ Doro sah auf die Straße hinaus, um Lilles forschendem Blick auszuweichen.
„Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“
„Wieso?“
„Weil du ausgesprochen wortkarg bist, was deinen gestrigen Termin mit diesem Historiker angeht. Und das ist nicht die Doro, die ich kenne.“
„Lille, erstens gibt es nichts zu erzählen und zweitens habe ich jetzt einfach keine Lust, über Alexander Maar zu reden. Ich habe ihm ein paar Fragen gestellt. Er hat sie beantwortet und das war´s.“ Maar hatte ihre Gedanken die halbe Nacht lang beherrscht, jedes weitere Wort über ihn war eigentlich überflüssig.
„Nehmen wir an, er würde dich zum Essen einladen, was würdest du machen?“ Lilles Hartnäckigkeit bei gewissen Themen brachte sie immer wieder ins Staunen. Im Moment war sie nicht sicher, ob sie darüber schmunzeln sollte oder ob es sie einfach nur nervte.
„Wahrscheinlich würde ich die Einladung annehmen…“, Doro unterbrach ihre Rede, dann lächelte sie und sagte: „Also schön, er will heute noch einmal in die Redaktion kommen.“
„Jetzt hast du mich neugierig gemacht.“
Lille würde erst Ruhe geben, wenn sie ihr eine vernünftige Erklärung gab. „Damit du keine falschen Schlüsse ziehst. Unser Treffen ist rein geschäftlich. Er wollte mir lediglich noch ein paar Unterlagen für meinen Artikel vorbeibringen…“, setzte sie an.
„Der ist noch nicht fertig?“, fiel ihr Lille ins Wort; ihre gute Laune war dahin.
„Doch. So gut wie“, begann Doro sich herauszuwinden. Die ganze Situation wurde ihr langsam peinlich.
„Aber?“
„Mir fehlen noch ein paar entscheidende Infos, ohne die ich keinen vernünftigen Artikel schreiben kann“, sie hob in einer Geste der Hilflosigkeit die Schultern, „Herrgott, Lille. Wenn du´s genau wissen willst, ich hab das Interview total in den Sand gesetzt.“
„Wie kommst du darauf?“
Doro seufzte. „Weil das Gespräch völlig aus der Bahn gelaufen ist.“
Lille schüttelte ungläubig den Kopf. „Du hast gut und gern eine Woche Zeit gehabt, dich auf diesen Termin vorzubereiten. Du hast mit diesem Kerl über eine Stunde lang gequatscht. Enttäusch´ mich jetzt bitte nicht.“
Doro strich ihren Pony aus dem Gesicht. „Ich verstehe gar nicht, warum du dich so aufregst?“
Lille schob ihren Teller bei Seite. „Weil ich mich für dich bei Sattmann eingesetzt habe.“
Eugen Sattmann war nicht nur der Zeitungsinhaber, sondern auch ein Cousin Lilles Mutter. Und obendrein hatte
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