Dämonenfalle Rom
Schatten konnte die Schläferin sehen. Einen drohenden Schatten, der alles in sich hineinzusaugen schien, was es gab.
Eine finstere Drohung ging von ihm aus. Eine Drohung, die vernichten konnte, auch die Menschen.
Jetzt war sie da, fiel über den Körper.
Der Schrei!
Eigentlich mehr ein gewaltiges Stöhnen, das durch den Raum schwang und die einsame Schläferin weckte.
Glenda Perkins schoß in die Höhe. Ohne sich darüber klarzuwerden, was sie eigentlich getan hatte, setzte sie sich erst hin, schwang ihre Beine über die Bettkante, stand neben dem Bett und fühlte den Schwindel, der in ihr hochstieg, so daß sie Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten.
Sie fiel nach rechts. Dort befand sich die kleine Nachtkonsole, und auf ihr stand die Kugellampe. Die Bewegung war eingefahren, so daß es ihr sofort gelang, den Schalter zu finden, und die Birne in der Kugel wurde hell.
Erst jetzt ließ sich Glenda Perkins zurückfallen, atmete tief und röchelnd, knetete ihr Gesicht und drückte die Finger gegen ihre Augen. Hatte sie den Traum endlich hinter sich? Furchtbar. Sie konnte es sich nicht erklären, aber dieser Alp hatte sie so gequält, daß sie sich völlig erschöpft fühlte.
Jetzt fror sie auch wieder, denn der Schweiß auf ihrer Haut trocknete allmählich.
Glenda ließ sich zurückfallen, fühlte die Matratze unter ihrem Rücken und zog die Decke wieder an sich.
Schlaf würde sie keinen mehr finden. Nicht nach diesem Traum, der ihr Innerstes aufgewühlt hatte. Ihr Herz klopfte heftig, es schlug fast oben im Hals. Trotz großer Anstrengungen konnte sie ein Zittern ihrer Glieder nicht unterdrücken, und sie dachte krampfhaft darüber nach, in welch einem Zusammenhang dieser Traum stand.
Hatte es vielleicht etwas mit Jane Collins, der ehemaligen Detektivin, zu tun, die sie einmal hatte vernichten wollen? Es war ihr nicht gelungen, doch nach diesem Fall war Glenda Perkins für einige Zeit zu den Conollys gezogen, bevor sie nach zwei Wochen wieder den Mut fand, in ihre Wohnung zurückzukehren.
Alles war normal verlaufen, bis auf diesen Traum jetzt, der mit Jane wohl nichts zu tun hatte, denn sie oder ihre Meisterin Wikka, waren darin nicht vorgekommen.
Es mußte einen anderen Grund gehabt haben, denn Träume haben immer einen Grund.
Es gelang Glenda nur schwer, die Eindrücke zu verwischen. Zu sehr wirkten sie nach. Sie hämmerten in ihrem Kopf, wieder entstanden die Bilder, und sie erlebte die einzelnen Szenen fast noch einmal durch, nur nicht so intensiv.
Was hatte der Traum zu bedeuten?
Die Frage wurde für sie zu einer Quälerei. Weshalb hatte sie diese schreckliche Umgebung gesehen, all die Toten, die Leichen, die Schädel, und sie hatte sogar noch den Geruch wahrgenommen, der von diesen Gestalten ausging.
Leichengeruch?
Glenda schüttelte den Kopf. Sie glaubte jetzt noch den penetranten Geruch in ihrer Nase zu spüren, und sie stand auf, um sich ein Glas Wasser zu holen.
Mit schweren Schritten ging sie in die Küche. Ihre Beine zitterten, denn sie hatte das Gefühl, als würde der Schock erst jetzt kommen. In der kleinen Diele mußte sie sich an den Türrahmen lehnen und Luft holen. Sie tankte den Sauerstoff tief in ihre Lungen, zog die Nase hoch, drehte den Kopf, wobei ihre Blicke auf die drei gepackten Koffer fielen. Es waren ein großer und zwei kleinere Koffer, die nahe der Wohnungstür standen, und sie erinnerten Glenda wieder daran, daß sich einiges geändert hatte.
Wenigstens ab dem nächsten Tag ändern würde, denn da wollte sie zusammen mit Lady Sarah Goldwyn eine Reise nach Rom, in die Ewige Stadt, antreten.
Sarah Goldwyn hatte sie eingeladen, weil sie eine zweite Person suchte, die sie begleitete, denn den Gewinn eines Preisausschreibens ließ man nur ungern verfallen.
Eine Woche sollte der Aufenthalt in Rom dauern.
Urlaub hatte Glenda noch genug zu bekommen. Nach Rücksprache mit ihrem Chef, Sir James Powell, der nichts gegen die freien Tage einzuwenden hatte, stimmte sie zu.
Und jetzt dieser Traum!
Sollte sie ihn vielleicht als eine Warnung verstehen, die Reise nicht in Angriff zu nehmen?
Das war die große Frage, und Glenda grübelte auch über eine Antwort nach, ohne eine zu finden. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß es irgend etwas an dieser Reise geben sollte, das nicht in Ordnung war. Alles normal.
Sie ging in die Küche und machte Licht. Aus dem Schrank nahm sie ein Glas, ließ das Wasser einen Augenblick laufen, bevor sie die Glasöffnung unter den Strahl
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