Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
lange überleben.“
„Dann sag mir, was ich tun soll, verdammt noch mal! Bisher hat mir jeder nur erzählt, ich würde es nicht schaffen, diesen Ort lebend zu verlassen. Aber wie ich es anstellen soll, mich durchzusetzen, habe ich nicht erfahren.“
Jazni zuckte mit den Schultern. „Es ist deine Aufgabe das herauszufinden.“
„Vielen Dank für deine Hilfe.“ Sariel stand auf.
„Setz dich! Ich werde dir helfen, aber nur unter einer Bedingung.“
„Und das wäre?“
„Wenn ich dir helfe, schuldest du mir einen Gefallen.“
„Was für einen?“
„Das werde ich dir sagen, wenn ich deine Schuld einfordere.“
„Warum sollte ich dir trauen?“
„Du sollst mir nicht vertrauen, nur meine Hilfe annehmen.“
„Danke. Das ist sehr hilfreich.“
„Sarkasmus bringt dich nicht weiter.“ Jazni lehnte sich in seinem Stuhl zurück und machte der Bedienung ein Zeichen. „Lass uns etwas essen und trinken. Dann werde ich dir die Informationen geben, die du benötigst, um wenigstens einen Tag hier zu überleben.“ Er grinste. „Es wäre doch zu schade, wenn die Abwechslung, die deine Anwesenheit bringt, so schnell wieder vorüber wäre.“
Sariel zog eine Grimasse. Der Gedanke, den gelangweilten Dämonen als Unterhaltung zu dienen gefiel ihr nicht, aber sie behielt diese Überlegung für sich. Stattdessen sah sie nach Tamiro. Der Panther lag, friedlich zusammengerollt, unter dem Tisch. Er schlief. Trotzdem bestellte sie für ihn eine Schale mit Wasser und Fleischreste und für sich selbst ein Glas Rotwein und einen Eintopf.
„Was ist aus der förmlichen Anrede geworden?“, fragte Sariel, nachdem sie und Jazni ihre Bestellungen aufgegeben hatten und auf das Essen warteten. „Ich dachte, jeder hier redet den anderen in der zweiten Person Plural an. Mit Ausnahme von Abu Ayub und seinem Diener“, setzte sie mit einer Grimasse hinzu.
„Ayubs Diener hat ‚du’ zu dir gesagt?“ Jaznis Lächeln verschwand. Stattdessen runzelte er die Stirn und sah besorgt aus.
„Ja. Warum? Ist das ein schlechtes Zeichen?“
„Schwer zu sagen“, murmelte Jazni.
„Kann denn niemand hier eindeutige Aussagen treffen? Alle Antworten, die ich bekomme, sind so verdammt nichtssagend.“
„Das ist die Natur Dschinnanyars. Die Mächtigen dieser Stadt ändern nicht nur das Aussehen Dschinnanyars täglich, oder manchmal sogar stündlich, auch ihre Politik und ihre Absichten sind schwer zu durchschauen. Abu Ayub hat dich in seinem Haus übernachten lassen, aber er verweigert dir seine Hilfe. Das kann bedeuten, dass er nur seine Pflicht gegenüber Alexander erfüllt. Als sein Mentor muss er dir zumindest Gastfreundschaft gewähren. Gleichzeitig setzt er Zeichen. Sein Diener duzt dich, was Geringschätzung bedeutet. Ayub könnte dich für unfähig halten. Vielleicht will er aber auch nur den Anschein erwecken, dir nicht zu helfen, um seine Gegner auf die falsche Fährte zu führen. Möglicherweise betrachtet er dich auch als Ablenkung, möchte mit dir spielen, sehen, wie du in gefährlichen Situationen reagierst, um der Langeweile zu entfliehen, die ihn schon seit Jahrhunderten plagt?“
„Klasse“, stöhnte Sariel. „Es gibt also für jede Handlung sich widersprechende Motive. Das bedeutet, Mywar ist mein bester Freund. Wenn er alle Freunde so behandelt, hat er nicht viele.“ Sariel streckte die Hand nach ihrem Weinglas aus, das die Bedienung inzwischen gebracht hatte, doch bevor sie einen Schluck daraus nehmen konnte, schlug Jazni ihr das Glas aus der Hand.
„Was soll das?“
„Entschuldige!“ Mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck rief er nach der Bedienung und begann in einer fremden Sprache auf sie einzureden. Dann wandte er sich wieder Sariel zu.
„Der Wein war vergiftet“, erklärte er. „Aber sei unbesorgt, von jetzt an kannst du dich im goldenen Stern sicher fühlen.“
„Vergiftet?“ Sariel wurde schwindlig „Aber warum sollte jemand mich vergiften wollen? Und woher weißt du du das?“
„Ich habe es gerochen. Wir Marrok haben einen besseren Geruchssinn als Dämonen und Halbdämonen. Die Bedienung wusste nichts von dem Gift. Ich werde nachher mit dem Patron reden. Wie es aussieht, gibt es Dämonen, die deinen Aufenthalt hier nicht gerne sehen.“
„Was sollten sie gegen mich haben? Ich habe niemandem etwas getan.“
Jazni zuckte mit den Schultern. „Das Machtgefüge in Dschinnanyar ist sehr zerbrechlich. Vielleicht möchte einer der anderen mächtigen Dämonen Abu Ayub Schaden zufügen, indem
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