Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
viel lieber, du würdest mit mir streiten.«
»Ich werde es tun«, versprach Damin, »wenn der Anlass es wert ist. In diesem Fall kommt es mir jedoch nicht lohnend vor. Ich habe alle Hände voll zu tun, um in Hythria meinen Mann zu stehen, da brauche ich nicht überdies das Königreich deines Vaters zur Bürde. Schon vor Zeiten beruhte ja der Gedanke, Fardohnja und Hythria zu trennen, auf der Tatsache, dass sie als Einheit schlichtweg nicht verwaltbar und beherrschbar gewesen sind.«
»Wir hätten es schaffen können«, murrte Adrina.
» Wir? Aha, daher weht also der Wind. Werde ich nicht König von Fardohnja, wirst du nicht Königin. Tja, so sehr ich es bedauere, du musst dich bescheiden und damit zufrieden sein, Großfürstin von Hythria zu bleiben.«
Andeutungsweise lächelte Adrina, als merkte sie sehr wohl, wie kindisch sie sich benahm. »Du kannst dir einfach nicht vorstellen, wie gut es mir getan hätte, als Königin nach Fardohnja heimzukehren. Wie eine Schweinehälfte hat mein Vater mich, weil er mir keinen höheren Wert beimaß, nach Karien verschachert … Nur weil ich als Mädchen geboren wurde. Da zählte es nicht, wie klug oder gebildet ich war, oder in welchem Maß ich mich in der Staatskunst auskannte.«
»Fragst du mich, so bin ich der Überzeugung, er hat es genau deshalb getan«, entgegnete Damin. »Für eine enterbte Prinzessin bist du nun einmal viel zu gescheit. Stünde ich an der Stelle deines Vaters, ich hätte dich im Alter von fünf Lenzen in einen entlegenen Tempel abgeschoben.«
»Ich glaube, er wünscht sich, er hätte es genau so gehalten«, meinte Adrina. »Aber es geht um mehr, Damin, als lediglich darum, dass ich keine Gelegenheit mehr finde, um mich an meinem Vater zu rächen. Weißt du überhaupt, was geschieht, wenn das verheißene Kind geboren wird?«
Damin zuckte mit den Schultern. »Über eine üppige Festlichkeit hinaus?«
»Sobald mein Vater einen rechtmäßigen Erben hat, beseitigt er jede Gefahr für dessen Anrecht auf den Thron.«
»Aber es gibt dann keine anderen Anwärter auf den Thron mehr.«
»Ich habe dreizehn lebende niedrig geborene Brüder, Damin. Hablet hegte durchaus die Bereitschaft, einen von ihnen, falls ein ehrlicher Sohn wirklich ausbleibt, zum Erben einzusetzen. Jeder von ihnen verkörpert eine mögliche Gefahr.«
Entsetzt schaute Damin ihr ins Gesicht. »Soll das etwa heißen, er tötet die eigenen Kinder?«
»Er wird sie töten und deswegen nicht im Mindesten schlechter schlafen. Es mag für dich schwer zu begreifen sein – und tatsächlich liebt Hablet ja jeden seiner Bankerte –, aber alle wissen sie, welches Los ihrer harrt, sollte er je einen rechtmäßigen Erben zeugen.«
»Du hast Recht: Ich begreife es nicht.«
»Es ist fardohnjischer Brauch. Als Hablet zur Welt kam, ließ sein Vater siebzehn niedrig geborene Söhne und drei unvermählte Töchter zu Tode bringen. Als mein Vater den Thron bestieg, hat er jede schwangere Konkubine und Court’esa des Harems hinrichten lassen. Zum Beweis ihrer Liebe wählte seine Schwester den Freitod. Man hat sie als Heldin gefeiert.«
»Und mich hast du einen Barbaren genannt …«
Adrina hob die Schultern, sie wusste anscheinend keinen Weg, um ihm die Sache verständlich zu machen. »So ist es Sitte in Fardohnja.«
»Dann frohlocke ich umso mehr, weil ich niemals auf einem Thron sitzen muss, den so viel unschuldiges Blut getränkt hat.«
»Ersiehst du denn nicht den Widersinn? Du hättest ein solches Hinschlachten nicht begangen. Eben dies wurmt mich, glaube ich, gehöriger als alles andere. Wir hätten unter dieses scheußliche Brauchtum einen Schlussstrich ziehen können.« Adrina stand auf und lächelte ihm traurig zu. »Es tut mir Leid, dich gerade in dieser Stunde mit der Sache behelligt zu haben. Ich weiß, dass du vollauf beschäftigt bist. Ist Gaffen inzwischen wiedergekehrt?«
Damin nickte. »Er und Narvell sind am Morgen eingetroffen.«
»Dann will ich dich nicht weiter stören und stattdessen ihn aufsuchen. Nachdem ich ihm ein paar Backpfeifen verabreicht habe, weil er mich bei seiner Ankunft auf so äußerst unhöfliche Weise begrüßt hat, möchte ich die kurze Frist, die uns noch bleibt, so erfreulich wie nur möglich gestalten.«
Adrina strebte zur Tür; Damin starrte ihr nach. Weniger verstörte ihn das Schicksal der Geschwister, von dem er soeben erfahren hatte, als das stille Fügen in dessen Unvermeidlichkeit.
»Adrina, warte!« Sie drehte sich um, und in ihrem Blick stand
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